Hans Matthießen

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Hans Eduard Christian Matthießen (* 21. Dezember 1895 in Farnewinkel (Kirchspiel Meldorf); † 6. Juni 1975 Lübeck) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pastor und Landessuperintendent für Lauenburg mit Sitz in Ratzeburg.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Ordination am 12. August 1923 in Schleswig war Matthießen vom 1. September bis 13. Oktober 1923 Provinzialvikar in Odenbüll auf Nordstrand. Anschließend war er Gemeindepastor in Odenbüll.

Am 1. Oktober 1928 trat er eine Stelle als Seemannspastor in Sant’Ilario bei Genua an, die er bis zum 10. November 1934 innehatte. Der Auslandsorganisation der NSDAP gehörte er seit dem 1. Dezember 1932 an. Im Lauf des Jahres 1934 wurde er zeitweilig aus der Partei ausgeschlossen.[1] Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er auf die Pfarrstelle in Sahms berufen, die er am 11. November 1934 antrat. Anfang der 1930er Jahre schloss sich Matthießen den Deutschen Christen an. 1935 trat er der NSDAP wieder bei (Mitglieds-Nr. 1321145). Dieser Partei gehörte er bis zum Februar 1944 an. Ab dem 2. Juli 1944 amtierte er als Landessuperintendent für Lauenburg und zugleich Pastor an St. Petri-Ratzeburg.

Matthießen gehörte zu den „elf Persönlichkeiten verschiedener Richtungszugehörigkeit“, die im Juni 1945 den Aufruf zu den Wahlen für die Propsteisynoden und die Vorläufige Landessynode unterzeichneten.[2] Unter seinem Vorsitz trat am 18. Juli 1945 die vorläufige „Lauenburgische Synode“ zusammen, auf der die Außerkraftsetzung sämtlicher Gesetze und Maßnahmen der Nationalsozialisten gefordert wurde. Matthießen bot seinen Rücktritt an, wurde aber von den Lauenburgischen Synodalen im Amt gehalten.[3]

Die ersten Jahre seiner Amtszeit als Landessuperintendent waren durch die kirchliche und diakonische Versorgung der in das Kreisgebiet geströmten Flüchtlinge und deren Integration in die bestehenden Kirchengemeinden geprägt.[4] Matthießen erhielt dafür die theologische Ehrendoktorwürde in Kiel.[5]

Am 13. Juli 1952 weihte Matthießen die aus schwedischen Spendenmitteln errichtete „Schwedenkirche“ in Grünhof-Tesperhude (Geesthacht) ein. Sie erhielt, nach dem großen Altargemälde der schwedischen Malerin Gerda Höglund, das den Jünger Thomas vor dem auferstandenen Christus zeigt, den Namen St.-Thomas-Kirche.[6]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theologischer Ehrendoktor der Kieler Theologischen Fakultät

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Augustin (Hrsg.): Land, höre des Herren Wort. Ev.-luth. Kirche und Kirchen im Kreis Herzogtum Lauenburg. Schmidt-Römhild, Lübeck 1984, S. 320 f.
  • Friedrich Hammer: Verzeichnis der Pastorinnen und Pastoren der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche 1864–1976. Wachholtz, Neumünster o. J., S. 244.
  • Helge-Fabien Hertz: Evangelische Kirchen im Nationalsozialismus. Kollektivbiografische Untersuchung der schleswig-holsteinischen Pastorenschaft. De Gruyter, Berlin/Boston 2022, S. 40, 324, 1137 und 1564.
  • Kurt Jürgensen: Die Stunde der Kirche. Die Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Wachholtz, Neumünster 1976.
  • Kurt Jürgensen: Erinnerung an Dr. theol. Hans Matthießen, Landessuperintendent von 1944 bis 1959, und an seine Zeit. In: Ders. (Hrsg.): Die Kirche im Herzogtum Lauenburg. Beiträge zu ihrer Geschichte und Gegenwart. Wachholtz, Neumünster 1994, S. 108–129.
  • Eckardt Opitz (Hrsg.): Biografisches Lexikon Herzogtum Lauenburg. Husum Verlag, Husum 2015, S. 278 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helge-Fabien Hertz: Evangelische Kirchen im Nationalsozialismus. Kollektivbiografische Untersuchung der schleswig-holsteinischen Pastorenschaft, Berlin/Boston 2022, S. 1564.
  2. Kurt Jürgensen: Die Stunde der Kirche. Die Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, Neumünster 1976, S. 42 f., 179, 233, 245.
  3. Hermann Augustin (Hrsg.): Land, höre des Herren Wort. Ev.-luth. Kirche und Kirchen im Kreis Herzogtum Lauenburg. Schmidt-Römhild, Lübeck 1984, S. 321.
  4. Vgl. dazu: Marion Josephin Wetzel: Die Integration von Flüchtlingen in evangelische Kirchengemeinden: Das Beispiel Schleswig-Holstein nach 1945 (Kieler Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte).Waxmann, Münster 2009.
  5. Hermann Augustin (Hrsg.): Land, höre des Herren Wort. Ev.-luth. Kirche und Kirchen im Kreis Herzogtum Lauenburg. Schmidt-Römhild, Lübeck 1984, S. 320.
  6. Geschichte
VorgängerAmtNachfolger
Johannes LangeLandessuperintendent des
Sprengels Lauenburg der
Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins

19441959
Ernst Fischer