Heiligenfelde (Altmärkische Höhe)

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Heiligenfelde
Koordinaten: 52° 50′ N, 11° 30′ OKoordinaten: 52° 49′ 44″ N, 11° 29′ 50″ O
Höhe: 37 m ü. NHN
Fläche: 10,66 km²
Einwohner: 207 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 19 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039399
Heiligenfelde (Sachsen-Anhalt)
Heiligenfelde (Sachsen-Anhalt)

Lage von Heiligenfelde in Sachsen-Anhalt

Kirche Heiligenfelde
Kirche Heiligenfelde

Heiligenfelde ist ein Ortsteil der Gemeinde Altmärkische Höhe im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiligenfelde, ein T-förmiges Straßendorf mit Kirche,[3] liegt im Norden Sachsen-Anhalts auf der Altmärkischen Höhe, einem niedrigen Höhenzug, der die Einzugsgebiete der Flüsse Jeetze und Biese/Aland voneinander trennt. Im Norden, Westen und Süden grenzt die Gemarkung Heiligenfelde an den Altmarkkreis Salzwedel. Die Kleinstadt Arendsee (Altmark) ist etwa sieben Kilometer entfernt.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemarkung Heiligenfelde sind Urnengrabfelder aus der Bronzezeit sowie der frühen Eisenzeit gefunden worden.

Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde Heiligenfelde im Jahr 1235 als heilighenuelde in Verbindung mit einem Gütertausch zwischen den Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg mit dem Kloster Arendsee.[5][6] Weitere Nennungen waren 1297 Hilghenvelde und 1337 de hilghenuelda.[3]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Heiligenfelde aufgeführt.[7] Im Jahre 1804 heißt das Dorf Heiligenfelde oder Hilligenfelde.[8]

Hexenverbrennung 1687 in Arendsee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1687 wurde das Urteil der Juristenfakultät zu Frankfurt/Oder auf dem Köppenberg in Arendsee an drei wegen Zauberei verklagten Frauen aus Heiligenfelde vollstreckt: Catharina Niemann, Asmi Berendts Frau und deren Stieftochter Ilsabe Berendts und Susanne Neilmann, Joachim Neilmanns Tochter. Im Kirchenbuch überlieferte der Pfarrer den Hergang: „An einem Sonntagnachmittag im Jahre 1683 saßen zwei Mädchen aus Hilgenfelde im Schafstall des Kossäten Jakob Berendts. Es waren die siebzehnjährige Susanne Neilmann und die sechzehnjährige Ilsabe Berendts. Diese überredete ihre Freundin Susanne, einen Bund mit dem Teufel zu schließen und mit ihm Buhlerei zu treiben.“ Als Susanne Gewissensbisse bekam, wurde sie von ihrem Teufel namens Claus verprügelt und sie gestand das ihrem Vater, der zum Pfarrer ging. So kam es zum Prozess, der den Frauen das Leben kostete. Die zwei Männer, die sich als Teufel ausgegeben hatten, waren inzwischen geflüchtet.[9]

Den Text den Urteils überlieferte Beckmann im Jahre 1753.[10] Der ausführliche Bericht des Pfarrers wurde von Elias Caspar Reichard im Jahre 1781 veröffentlicht.[11]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Arendsee auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[3]

Die Gemeinde Gagel kam am 25. Juli 1952 aus dem Landkreis Osterburg in den Kreis Osterburg. Am 1. Juli 1994 wurde die Gemeinde dem Landkreis Stendal zugeordnet.[12]

Bis zum 31. Dezember 2009 war Heiligenfelde eine selbständige Gemeinde.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinden Boock, Bretsch, Gagel, Heiligenfelde, Kossebau, Losse und Lückstedt beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Altmärkische Höhe vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[13]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 121
1774 132
1789 133
1798 125
1801 145
1818 170
1840 275
1864 393
Jahr Einwohner
1871 392
1885 373
1892 [00]376[14]
1895 344
1900 [00]368[14]
1905 349
1910 [00]356[14]
1925 343
Jahr Einwohner
1939 335
1946 517
1964 366
1971 306
1981 272
1993 251
2006 231
2008 222
Jahr Einwohner
2011 [00]200[15]
2012 [00]204[15]
2014 [00]207[16]
2020 [00]213[17]
2021 [00]215[17]
2022 [0]217[1]
2023 [0]207[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Heiligenfelde gehörte früher zur Pfarrei Heiligenfelde.[18] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Kossebau im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Heiligenfelde stammen aus dem Jahre 1675.[20]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[21]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Heiligenfelde war Bernd Prange.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche in Heiligenfelde
  • Die evangelische Dorfkirche Heiligenfelde wurde um 1180 aus Feldsteinen erbaut. Sie besteht aus einem rechteckigen Schiff und einem eingezogenen Chor mit geradem Schluss. Durch einen weit einspringenden Triumphbogen sind Schiff und Chor getrennt. Beide Räume haben eine schön verzierte Balkendecke mit Kassetteneinteilung. Eine Ausmalung der Kirche fand in den Jahren 1911 bis 1914 durch einen Prof. Kutschmann statt.[22]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • Eine große alte Blutbuche steht auf dem Friedhof südlich des Kirchturmes. Sie wurde 1967 unter Naturschutz gestellt.[22]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kiesgrube in Heiligenfelde beschäftigt mehrere Mitarbeiter direkt und indirekt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Heiligenfelde aus führen Straßenverbindungen in die umliegenden Städte sowie zu den Bundesstraßen 71, 189 und 190.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Heiligenfelder Grundschüler und Sekundarschüler besuchen die Schulen in Arendsee (Altmark). Die Gymnasiasten lernen am Markgraf Albrecht Gymnasium in Osterburg (Altmark) (25 km Entfernung).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 917–922, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 181 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 372, 57. Heiligenfelde (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heiligenfelde – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
  2. Gemeinde Altmärkische Höhe: Hauptsatzung der Gemeinde Altmärkische Höhe. 17. Juni 2019 (seehausen-altmark.de [PDF; abgerufen am 3. Januar 2021]).
  3. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 917–922, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 138, Nr. 628 (uni-potsdam.de).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 5 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 394 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. Juni 2019 im Internet Archive)).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 342 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00364~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Hans-Egbert Klaeden: Bilder aus vergangenen Tagen. Was altmärkische Pfarrer in alten Kirchenbüchern berichten. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1969, S. 86, Hexenverbrennung im Jahr 1687 in Arendsee (altmark-geschichte.de [PDF]).
  10. Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2. Berlin 1753, 5. Teil, 1. Buch, IX. Kapitel, Spalte 39–40 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10936702~SZ%3D00472~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Elias Caspar Reichard: Vermischte Beyträge zur Beförderung einer nähern Einsicht in das gesammte Geisterreich. Erstes Stück. Helmstedt 1781, S. 100–126, VI. Merkwürdiger Hexenprozess vom Jahre 1681 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10132928~SZ%3D00116~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343.
  13. Landkreis Stendal: Öffentliche Bekanntmachung Gebietsänderungsvertrag. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 207–210 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 19. April 2020]).
  14. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 181 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  15. a b Andreas Puls: Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21. Februar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 19. Juni 2019]).
  16. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, abgerufen am 3. August 2019.
  17. a b Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 27 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Kossebau. In: ekmd.de. Abgerufen am 3. März 2024.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 3. Januar 2021.
  22. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 183.