Heinrich Voigt (Orgelbauer)

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Die Voigt-Orgel in Nordenstadt auf dem Briefkopf der Fa Voigt (ca. 1900)

Heinrich Voigt (* 4. Oktober 1845 in Igstadt; † 10. Juni 1906) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1860 bis 1864 ging Voigt bei Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Voigt in Eisleben in die Lehre. Im Jahr 1865 arbeitete er vom 7. März bis zum 16. Dezember als Geselle in der Werkstatt Urban Kreutzbachs mit. 1868 übernahm er nach dem Tod seines Vaters Christian Friedrich Voigt, zusammen mit seinen Brüdern Konrad Christian Wilhelm und Georg Wilhelm Karl, dessen Orgelbauwerkstatt in Igstadt. 1888 musste er Konkurs anmelden, da der Konkurrenzdruck durch die großen Orgelbauer zu stark wurde. Von 1889 bis 1893 arbeitete er in Straßburg, wo er zeitweise auch der Werkstatt Edmond Alexandre Roethingers angehörte.[1] 1895 gründete er eine neue Werkstatt in Wiesbaden-Biebrich. 1900 übernahm sein Sohn Heinrich Wilhelm Voigt die Werkstatt und verlegte sie nach der Hochzeit mit Johanette Kern im Jahr 1903 nach Unterliederbach. Deren Sohn Heinrich (Heinz) Voigt führt den Pfeifenorgelbau in der Werkstatt bis 1970 fort, auf dem Sektor des Drehorgelbaus hatte sie noch bis 1992 Bestand.[2][3][4]

Neben Christian Friedrich Voigt, Daniel Raßmann aus Möttau und Conrad Embach aus Rauenthal gehört er zu den wichtigen Orgelbauern des 19. Jahrhunderts im damaligen Herzogtum Nassau.

Voigt verwendete für seine Instrumente das System der mechanischen Kegellade, typisch für seine (oft kleinen) Instrumente ist die üppig besetzte 8'- Lage und eine (terzhaltige) Cornett-Mixtur als Klangkrone. Eine Besonderheit stellt die Verwendung des Registers Tuba 16' mit durchschlagenden Zungen im Pedal der Orgel in Nordenstadt dar.

Instrumente (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den insgesamt etwa 40 Instrumenten, die aus Voigts Werkstatt stammen, sind nur wenige erhalten.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1873 Seelbach (Villmar) Evangelische Kirche Seelbach (Villmar) II/P 18
1876 Wiesbaden-Medenbach Ev. Kirche I/P 9
1878 Wiesbaden-Breckenheim Ev. Kirche I/P 12 Ursprünglich zweimanualig, mit Physharmonika auf II. Manual; mechanische Kegellade[5]
1886 Wiesbaden-Nordenstadt Ev. Kirche Orgel in Nordenstadt II/P 20 Bedeutendstes original erhaltenes Instrument.
1890 Wehen Evangelische Kirche Wehen Orgel in Wehen II/P 12 Ursprünglich für die Altkatholische Kirche in Wiesbaden erbaut, 1899 in Wehen aufgestellt; durch Katzer (Bleidenstadt) umgebaut[6], Restaurierung mit Rückführung 1999 durch Orgelbau Hardt
1895 Reichenberg (Rheinland-Pfalz) Ev. Kirche I/P 8

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lore M. I. Voigt: Christian Heinrich Voigt (1803–1868) und Karl Heinrich Voigt (1845–1906) – Leben und Werk. In: Acta Organologica. Band 24, 1994, S. 59–96.
  • Markus Frank Hollingshaus, Carsten Lenz: Orgeln in Wiesbaden. Lenz-Musik, Wiesbaden 2003, ISBN 3-9808889-0-8.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 1: Thüringen und Umgebung. 2019, S. 623.
  2. Website über die Orgelbauwerkstatt Voigt in Frankfurt, abgerufen am 9. Mai 2021
  3. Nachruf auf Heinrich Wilhelm Voigt in der "SFMM-Information No. 42" des Schweizerischen Vereins der Freunde Mechanischer Musik, 1992, abgerufen am 9. Mai 2021 (PDF-Dokument).
  4. Orgel der Klosterkirche Haina, erbaut 1969 durch diese Werkstatt, abgerufen am 4. Mai 2021.
  5. Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,1). Teil 1 (A–K). Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2, S. 96.
  6. Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,2). Teil 2 (L–Z). Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6, S. 792.