Hof-Söhne- und Töchterschule

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Die Hof-Söhne- und Töchterschule in Hannover,[1] auch kurz Hof-Schule genannt,[2] war eine im 18. Jahrhundert errichtete Bildungseinrichtung vor allem für Zöglinge des hannoverschen Hofstaates. Vornehmlicher Standort[1] der Königlichen Hofschule[3] war die – damalige – Burgstraße 23[1] Ecke Marstallstraße.[3]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Hof Schule“ nahe dem Reitwall südlich der königlichen Remisen;
Plan der Residenzstadt Hannover mit Angabe der Hausnummern von Müller, 1822

Zur Zeit des Kurfürstentums Hannover initiierte der spätere Abt Johann Christoph Salfeld im Jahr 1787[1] – eigenmächtig – eine Hof-Schule für Söhne königlicher Bediensteter.[4] Diese Konkurrenz zu der älteren Lateinschule Hannovers führte in der Folge zu einer Modernisierung des Lehrplanes der älteren Bildungseinrichtung.[5]

Als „Vorbereitungsinstitut für gelehrte Schulen“ sollte die Einrichtung anfangs sowohl auf den Besuch einer Universität vorbereiten, aber auch Bildungsanstalt für diejenigen sein, die ohne Hochschulstudium den späteren Stand eines Offizieres, eines Kaufmannes oder eines Staatsdieners anstreben sollten.[1]

Nach drei Jahren positiver Entwicklung der von ihm gegründeten Schule suchte Salfeld bei seinem Landesherrn um eine amtliche Genehmigung nach und legte zugleich nahe, „dass eine entsprechende Anstalt für Mädchen dem Bedürfnis der Zeit entspräche“: 1790 bewilligte der[4] aufgrund der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover in England regierende[6] König Georg III.[7] zugleich auch Gelder zur Errichtung einer Hof-Töchter-Schule.[4]

Ebenfalls 1790 wurde aus einer Stiftung der Witwe eines Kanzlei-Beamten der „Hof-Söhne-Schule“ nun auch eine „Hof-Töchter-Schule“ beigesellt.[5]

Der König schenkte den beiden Lehrinstituten[8] zudem das bereits um das Jahr 1600 „auf dem Grundstück des ehemaligen Barsinghäuser und Marienwerder Klosterhofes“ errichtete[1] Haus, das mit der späteren Nummer 1014 an der Ecke zur Straße Hinter den Mauren im Umfeld der Hofmarställe stand.[2] Das später als Burgstraße 23 geführte Gebäude hatte zuvor noch als Wohnung für den Hofprediger gedient. Bis 1791[1] wurde das Haus per königlicher Order zudem als Schulhaus eingerichtet.[8]

Die „Hof-Söhne- und [Hof]-Töchterschule“ wurde hauptsächlich für die Nachkommen der königlichen Bediensteten für die den mittleren und unteren Klassen gebildet.[9] Die Oberaufsicht über die nach Geschlechtern getrennte Schule mit je einer Abteilung für Jungen und einer Mädchen, die in der Regel bis zum 15. Lebensjahr die Einrichtung besuchten, führte der jeweilige Geistliche der Schlosskirchen-Gemeinde.[1]

Zudem aber sollten an der Hof-Söhne und Töchterschule der Altstadt Hannovers nicht nur die Kinder kurfürstlicher und königlicher Diener unterrichtet werden, sondern auch diejenigen Bürgerkinder, deren Eltern den per eigentlich vorgeschriebenen Parochialschulen eine Entschädigung zahlen konnten.[10]

Über die Anfangsjahre der Schule schrieb der Gründer 1791 eine „Kurze Nachricht“ im Sprachstil seiner Zeit (siehe Literatur).[1]

Zur Zeit des Königreichs Hannover schuf der Ingenieurmajor Georg Wilhelm Müller den 1822 herausgegebenen Plan der Residenzstadt Hannover mit Angabe der Hausnummern, in dem die „Hof Schule“ an der Burgstraße noch das Haus mit der Nummer 1014 darstellt.[2]

1852 fragte das Königliche Ministerium beim Magistrat der Stadt Hannover an, ob diese die Hofschule als städtische Einrichtung weiterführen wolle. Nach positiver Entscheidung und Übernahme der Schule wurde diese lediglich formell aufgelöst. Doch mit dem übernommenen Haus samt Inventar und Lehrern wurde de facto als Tochter der Hofschule[4] – 1853 durch den Magistrat „die älteste städtische höhere Töchterschule“ Hannovers eröffnet,[3] die am 11. April 1853 den Betrieb aufnahm.[4]

Der lange angestrebte Umzug aus den schlechten räumlichen Verhältnissen und die Übersiedlung der Höheren Töchterschule in ein neues Schulgebäude am neuen Aegidientor erfolgte vom 19. bis 21. April 1854,[4] bevor sie später unter dem Namen Wilhelm-Raabe-Schule bekannt wurde.[3][Anm. 1]

Nach der Gründung der Stadttöchterschule II nahm diese 1859 ihren Betrieb in der damaligen Burgstraße 23 auf, bevor sie kurze Zeit später 1861 in die Schulstraße 1 übersiedelte.[11]

Das Haus unter der damaligen Adresse Burgstraße 23 diente anschließend noch als Stadtleihamt. Erst 1889 wurde es abgebrochen. Seine ornamentierten Teile wurden teilweise in das Leibnizhaus transloziert.[1]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilddokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von dem ehemaligen Gebäude Burgstraße 23 existieren mehrere Abbildungen, darunter

  • beispielsweise Fotografien des 1889 abgebrochenen Hauses[1]
  • eine möglicherweise idealisierte Zeichnung des Hauses mit Grundstück und Nebengebäude, abgebildet in den Hannoverschen Geschichtsblättern von 1989 sowie in der Festschrift zur 100-Jahr-Feier der Wilhelm-Raabe-Schule der Stadt Hannover. 1853–1953[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. C. Salfeld: Kurze Nachricht von der ersten Entstehung und gegenwärtigen Verfassung und Einrichtung der Söhne- und Töchter-Schulen bey der Königlichen Hofgemeine zu Hannover, von dem zweiten Hofprediger und Konsistorialassessor Salfeld, 1791[1]
  • Hof-Schule zu Hannover. In: Hannoverscher Staatskalender auf das Jahr 1842, Hannover: Druck und Verlag von Eberhard Berenberg, 1842, S. 458; Digitalisat über Google-Bücher

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Davon abweichend wurde der Verbleib der Schule bis 1867 in der Burgstraße Ecke Marstallstraße dargestellt; vergleiche Michael Sauer: Die Entwicklung des höheren Schulwesens in Hannover ..., S. 14; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l Arnold Nöldeke: Hof-Söhne- und Töchterschule / (abgebrochen 1889), sowie Burgstraße 23, in ders.: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 1 und 2: Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 478ff., 703f.; Digitalisat über archive.org
  2. a b c Vergleiche Georg Wilhelm Müller (Geodät): Plan der Residenzstadt Hannover mit Angabe der Hausnummern (Ausschnitt) von 1822
  3. a b c d e Michael Sauer: Die Entwicklung des höheren Schulwesens in Hannover vom 19. Jahrhundert bis nach dem 2. Weltkrieg. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 43 (1989), S. 1–30; hier: S. 14; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. a b c d e f o. V.: Geschichte der Schule / Die Entwicklung der WRS von 1790 bis heute..., Chronik auf der Seite der hannoverschen Wilhelm-Raabe-Schule auf der Seite wrs-hannover.de in der Version vom 28. August 2018
  5. a b Carl-Hans Hauptmeyer: 1787 und 1790. In: Hannover Chronik, S. 104, 105; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Klaus Mlynek: Personalunion. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 498.
  7. Klaus Mlynek: Georg III. Kurfürst, seit 1814 König von Hannover, König von Großbritannien und Irland. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 128
  8. a b Rudolph Ludwig Hoppe: Geschichte der Stadt Hannover. Mit zwei Ansichten und einem Grundriss, Schrift und Druck von Culemann (s. S. 292), Hannover: Verlag der Hellwingschen Hofbuchhandlung, 1845; S. 225; Digitalisat über Google-Bücher
  9. Reinhard Oberschelp: Niedersachsen 1760-1820 ( = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 35) ( = Quellen und Untersuchungen zur allgemeinen Geschichte Niedersachsens in der Neuzeit, Bd. 4), Band 1: Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur im Land Hannover und Nachbargebieten, Hildesheim: August Lax, [1982], ISBN 978-3-7848-3418-4 und ISBN 3-7848-3418-3, S. 184; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Christian Gottfried Daniel Stein: Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mittel-Europa. 1. Reise nach Berlin, Rügen, den Hansestädten, Ostfriesland und Hanover, mit 1 Kupfer und 1 Charte des nördlichen Teutschland, Leipzig: Hinrichs, 1827, S. 183; Digitalisat über Google-Bücher
  11. o. V.: Lotte-Kestner-Schule: 1859 bis heute auf der Seite lotte-kestner-schule.de der gleichnamigen Realschule in Bothfeld
  12. Hans-Joachim Heerde: Das Publikum der Physik. Lichtenbergs Hörer ( = Lichtenberg-Studien, Band 14). Göttingen: Wallstein-Verlag, 2006, ISBN 978-3-8353-0015-6, S. 312f., Vorschau über Google-Bücher
  13. Klaus Mlynek: Feder, Johann Georg Heinrich, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 115
  14. a b Bernhard Dörries, Helmut Plath (Hrsg.): Alt-Hannover 1500-1900. Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500-1900, Vierte, verbesserte Auflage 1977, Heinrich Feesche Verlag, Hannover, ISBN 3-87223-024-7, S. 140 u.ö.
  15. Hof-Schule zu Hannover. In: Hof- und Staats-Handbuch für das Königreich Hannover auf das Jahr 1842, Hannover: Druck und Verlag von Eberhard Berenberg, 1842, S. 458; Digitalisat über Google-Bücher
  16. a b Karin Ehrich: Von Anstandsdamen, Gehülfinnen und Oberlehrerinnen. Lehrerinnen im öffentlichen Schulwesen 1786–1933, in Christiane Schröder, Monika Sonneck (Hrsg.): Ausser Haus. Frauengeschichte in Hannover, hrsg. vom Verein 750 Jahre Frauen und Hannover e.V., Hannover: Reichold Verlag, 1994, ISBN 978-3-930459-04-9 und ISBN 3-930459-04-3, S. 13–28; hier v. a. S. 14; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  17. Bettina Wellhausen: Die Feuersbrunst und die Vernichtung des alten Northeimer Rathauses 1832 in einem Zeitzeugenbericht. In: Northeimer Jahrbuch: Zeitschrift für Heimatforschung, Denkmalpflege und Naturschutz, hrsg. vom Heimat- und Museumsverein für Northeim und Umgebung e.V., Northeim, 2012, ISSN 0936-8345; vergleiche o. V.: Tittmann, Louise in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) in der Version vom 13. Dezember 2012, zuletzt abgerufen am 16. Oktober 2019
  18. o. V.: Tittmann, Friedrich Julius in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der GWLB in der Version vom 13. Dezember 2012, zuletzt abgerufen am 16. Oktober 2019
  19. Johann Georg Meusel (Verfasser), Johann Wilhelm Sigismund Lindner (Bearb.). Johann Samuel Ersch (Hrsg.): Stang (Konrad Friedrich), in ders.: Das gelehrte Teutschland im 19. Jahrhundert nebst Supplementen zur fünften Ausgabe desjenigen im achtzehnten, siebzehnter Nachtrag zu der vierten Ausgabe des Gelehrten Teutschlands, welcher das neunzehnte Jahrhundert und die Supplemente des achtzehnten zur fünften enthält, Lemgo: Verlag der Meyer’schen Hofbuchhandlung, 1825, S. 575; Digitalisat über Google-Bücher
  20. o. V.: Centralblatt der Bauverwaltung ..., W. Ernst & Sohn, 1897, S. 387f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Koordinaten: 52° 22′ 25,2″ N, 9° 43′ 51,8″ O