Industriekultur am Aabach

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Signet des Industriekulturpfads am Aabach auf einer Informationstafel

Industriekultur am Aabach ist die Bezeichnung einer Route zu Objekten der Industriekultur entlang dem Unterlauf des Aabachs im Schweizer Kanton Aargau und zugleich der Name des Vereins, der dieses historische Vermittlungsprojekt betreut.

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in der alten, am Aabach entstandenen Industrielandschaft der Region SeonLenzburgWildegg machte sich seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Strukturwandel immer stärker bemerkbar. Deshalb gründeten einige an der Wirtschaftsgeschichte interessierte Personen aus der Region im Jahr 2002 den Verein Industriekultur am Aabach mit dem Ziel, die Industriegeschichte in der Öffentlichkeit besser zu vertreten und die noch vorhandenen technikgeschichtlichen Anlagen im Aabachtal zu dokumentieren und wenn möglich als historische Denkmäler der Technik und der Wirtschaft zu erhalten.[1]

Zusammen mit Privatunternehmen, den Gemeinden am Aabach, der kantonalen Denkmalpflege und dem Verband Aargauer Museen und Sammlungen VAMUS untersuchte der Verein Industriekultur am Aabach seither Firmengeschichten, sicherte Informationen über die vielfältigen Technikanwendungen im Gebiet vom Seetal bis an die Aare und richtete einen mit Informationsschildern ausgestatteten Rundgang vom Hallwilersee bis zum Bahnhof Wildegg ein.

Technikgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die durch die Industrieroute erschlossenen Technikstandorte liegen in den Gemeinden Seengen, Seon, Lenzburg, Niederlenz und Möriken-Wildegg. Die Gewerbeanlagen und Fabriken entstanden zum grössten Teil wegen der am Aabach verfügbaren Wasserkraft. Der kleine Fluss weist auf der ca. 19 Kilometer langen Strecke vom Hallwilersee und vom Regulierwehr beim Schloss Hallwyl bis zur Mündung in die Aare ein Gefälle von 100 Metern auf. Mit dem Abfluss aus einem beträchtlichen Einzugsgebiet ermöglichte er so seit dem Mittelalter die Errichtung zahlreicher Wasserkraftanlagen und seit dem 18. Jahrhundert den Bau von Fabriken mit mechanisch angetriebenen Werkmaschinen. Nach der Einführung der Wasserturbinen und später der elektrischen Energie wurden die meisten Wasserwerke am Aabach modernisiert. Einige davon treiben bis heute und auch nach der Stilllegung mehrerer Produktionsbetriebe Kleinkraftwerke an.

Neben den von der Wasserkraft abhängigen Anlagen weist das Aabach-Tal auch Technikmonumente der Verkehrsgeschichte, besonders Bauwerke der Eisenbahn aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert sowie zahlreiche Brücken aus mehreren Jahrhunderten, und bedeutende sozialgeschichtliche Denkmäler der mit der Industriegeschichte zusammenhängenden Wohnkultur auf.

Route[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Route Industriekultur am Aabach
Objekt Gemeinde Entstehungszeit Beschreibung Bild
Schlossmühle Hallwyl Seengen Mittelalter Ehemals Zwingmühle von Seengen und Umgebung
Obere Mühle Seon Seon Getreidemühle bis 1942, Tabakstampfe
Spinnerei Seon 19. Jahrhundert Textilfabrik, später Zigarrenfabrik
Mühle im Unterdorf[2] Seon Mittelalter
Sägerei Seon 19. Jahrhundert
Maschinenfabrik Seon
Buntweberei Müller Seon 1836 Textilfabrik (bis 1996)
Sigismühle Seon Mittelalter Getreidemühle, 19. Jahrhundert Papierfabrik
Sauerstoffwerk Lenzburg Lenzburg 1911 Seit 2003 Messer Schweiz AG
Textilfabrik Lenzburg 1857 Seit 1901 Kartonfabrik, 2014 abgebrochen
Waffenfabrik Hämmerli Lenzburg 1848 1973 an SIG, 2001 Produktion in Lenzburg stillgelegt
Hanfreibe Lenzburg 18. Jahrhundert Textilfabrik, später Teigwarenfabrik
Obere Mühle Lenzburg 17. Jahrhundert Getreidemühle
Müllerhaus Lenzburg Um 1780 Wohnhaus des Unternehmers Gottlieb Hünerwadel
Bleiche Lenzburg Gewerbeareal
Mittlere Mühle Lenzburg Mittelalter Getreidemühle
Stadtbahnhof Lenzburg 1883 Seetalbahn, 2004 abgebrochen
Bahntunnel Lenzburg 1870 ehemalige Unterführung der Seetalbahn unter SBB-Damm
Konservenfabrik Hero Lenzburg Seit 1886 Ehemaliges Industrieareal mit Neubauten
Untere Mühle Lenzburg Bis 1914 Sägerei, Nachfolge: Wisa-Gloria
Wisa-Gloria Lenzburg 1914
Dampfmaschine Wisa-Gloria Lenzburg 1903 Dampfmaschine von Sulzer
Mechanische Werkstatt / Nagelfabrik Lenzburg 19. Jahrhundert Metallverarbeitung
Arbeiterwohnhäuser Lenzburg 20. Jahrhundert Neben der A1-Autobahnbrücke
Schweizerische Leinenindustrie / Hetex Garn Niederlenz 18. Jahrhundert Indiennedruckerei, 1810 Spinnerei und Weberei, später Kunstfaserweberei
Mühle Niederlenz Mittelalter Getreidemühle, später mit Tabakstampfe und Gipsmühle
Bandweberei Niederlenz 1839 Textilfabrik
Hornikanal Niederlenz, Möriken-Wildegg 19. Jahrhundert Bewässerungs- und Fabrikkanal
Manufaktur Laué Möriken-Wildegg 1775 Indiennemanufaktur, 1920 Kupferdrahtisolierwerk, 1969 zu den Kabelwerken Brugg
Wohnhaus Laué Möriken-Wildegg Fabrikantenvilla
Hellmühle Möriken-Wildegg 16. Jahrhundert, 1690 Getreidemühle
Bahnhof Wildegg Möriken-Wildegg 1858 Bahnhof der Nordostbahn
Jura-Cementfabrik Möriken-Wildegg 1890 Jura-Cement-Fabriken
Stellwerk Wildegg Möriken-Wildegg 1995 Mechanisches Hebelstellwerk der SBB[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kurt Badetscher: Mühlen am Aabach. In: Lenzburger Neujahrsblätter 68, 1997, S. 24–66.
  • Alice Gehrig: Die Hammerschmiede in Seengen. In: Heimatkunde aus dem Seetal 81, 2008, S. 23–36.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vereinszweck
  2. Website der unteren Mühle Seon
  3. Das Stellwerk Wildegg wird unterhalten durch den Verein Altes Stellwerk Wildegg.