Jüdischer Friedhof (Kröpelin)

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Gelände des jüdischen Friedhofs in Kröpelin (2023)

Der Jüdische Friedhof Kröpelin liegt in der Stadt Kröpelin im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Auf dem am nordöstlichen Rand der Stadt und in direkter Nähe zur heutigen B 105 gelegenen jüdischen Friedhof sind mehrere Grabsteine und Grabsteinfragmente erhalten. Der Friedhof liegt 350 Meter östlich des Städtischen Friedhofs und ist ein geschütztes Baudenkmal. Er ist von einer Feldsteinmauer umgeben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Ende des 18. Jahrhunderts siedelten wieder Juden in Kröpelin und die ortsansässige Gemeinde wuchs in der darauffolgenden Zeit.[1] Bis zur Eröffnung des Friedhofs in Kröpelin im Jahr 1821, wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Kröpelin in Neubukow beigesetzt. Seitdem nutzte auch die jüdische Gemeinde in (Bad) Doberan den Friedhof in Kröpelin für Bestattungen, da diese keinen eigenen Friedhof besaß.[1][2]

Ab 1867 sank die Zahl der Gemeindemitglieder in Kröpelin, wie in vielen mecklenburgischen Kleinstädten in dieser Zeit. In der Folge schlossen sich die jüdischen Gemeinden Kröpelin und Doberan um 1870 zusammen. Die Zahl der ortsansässigen Gemeindemitglieder nahm jedoch weiter stetig ab, sodass die Gemeinde 1917 schließlich aufgelöst wurde und der Friedhof in des Eigentum der Israelitischen Landesgemeinde überging.[1][2] Die letzte Beisetzung fand ca. 1920/21 auf dem Friedhof statt.[1]

In der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet, jedoch trotz vorhandener Pläne nicht eingeebnet[1], sodass u. a. die Friedhofsmauer und einige Grabmale erhalten blieben.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Wendezeit 1989/90 waren noch 16 Grabsteine in unterschiedlichem Zustand vorhanden (zum Teil nur noch als Fragmente)[3], sowie ein zu DDR-Zeiten errichteter Gedenkstein mit der Inschrift:[2]

Gewidmet den hier ruhenden Menschen, deren Grabstätten von Faschisten 1936-1945 geschändet wurden und den Lebenden, die das Vermächtnis der ermordeten Antifaschisten erfüllen sollen. Die Toten mahnen uns!

Im April 2010 wurde ein neuer Gedenkstein in Anwesenheit des Landesrabbiners William Wolff eingeweiht und im Mai 2012 konnte eine umfassende Restaurierung des Friedhofes abgeschlossen werden, in deren Zuge Grabsteine gesichert und die Friedhofsmauer erneuert wurde.[4] Im Juni sowie im September 2012 wurde der Friedhof geschändet, was auch überregional Beachtung fand.[5][6][7] In der Folgezeit wurde der Friedhof wieder hergerichtet, jedoch bereits 2013, sowie am Holocaust-Gedenktag Ende Januar 2016 kam es zu weiteren Schändungen des Ortes.[8][9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845-1945 : Lebenswege und Schicksale : ein Gedenkbuch. Landeszentrale für Politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2019, ISBN 978-3-9816439-9-2.DNB 1207087653
  • Kathrin Wolff, Cordula Führer (Hrsg.): Zeugnisse jüdischer Kultur – Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Tourist Verlag GmbH, Berlin 1992, ISBN 3-350-00780-5.DNB 930786416

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jüdischer Friedhof (Kröpelin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e M. Buddrus, S. Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845–1945 – Lebenswege und Schicksale ein Gedenkbuch. Band 1, 2019, S. 217–218.
  2. a b c Kathrin Wolff, Cordula Führer (Hrsg.): Zeugnisse jüdischer Kultur – Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. 1992, S. 36–37.
  3. Jüdischer Friedhof Kröpelin
  4. Neuer Gedenkstein wird im Beisein des Landesrabbiners enthüllt. In: alemannia-judaica.de. Abgerufen am 17. März 2024.
  5. Jüdischer Friedhof in Kröpelin erneut geschändet. In: Amadeu Antonio Stiftung. Abgerufen am 17. März 2024.
  6. Antisemitismus: Schüler bespuckt, Friedhof geschändet. In: evangelisch.de. Abgerufen am 17. März 2024.
  7. Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 17. März 2024.
  8. Eva Gruberová, Helmut Zeller: Diagnose: Judenhass. Kap. 1: Das Kröpelin Syndrom – Über das Schweigen und die Gewalt von rechts. 2021, S. 16–17
  9. Erneut jüdischer Friedhof in Kleinstadt Kröpelin geschändet. In: Website Nordkurier. Abgerufen am 17. März 2024.

Koordinaten: 54° 4′ 31,3″ N, 11° 48′ 14,6″ O