Jakob Ammann

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Jakob Ammann (* vor 12. Februar 1644 (Taufdatum) in Erlenbach im Simmental, Kanton Bern; † vor 1730 wohl bei Zellwiller, Elsass) war ursprünglich ein Schneider, der um 1679 Täufertum übertrat, Prediger der Schweizer Brüder, der 1693 zum Gründervater der Amischen wurde, einer strengen Richtung der Mennoniten, die nach ihm benannt wurden. Über sein Leben ist nur relativ wenig schriftlich überliefert.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jakob Ammann wurde im Februar 1644 geboren und wahrscheinlich am 12. Februar 1644 getauft als drittes von sechs Kinder des Schneiders Michael Ammann und seiner Frau Anna Rupp. Taufzeugen waren Hans Tschabel, Christen Boshart und Salome Sultzinger. Bekannt ist auch noch der Grossvater mit dem Namen Ulrich, eine Schwester namens Anne und ein Bruder, der am 12. Januar 1662 in Hilterfingen von Pfarrer Christian Engelhard auf den Namen Ulli getauft wurde. Er war wie sein Vater von Beruf Schneider oder sogar Schneidermeister, obwohl er nie schreiben lernen konnte. Nach der Geburt seiner Schwester Anne 1651 zog die Familie nach Oberhofen am Thunersee. 1655 kehrten die Eltern nach Erlenbach zurück, Jakob blieb jedoch in Oberhofen. Er wandte sich später ans Chorgericht Hilterfingen, um einen Kredit zu erhalten. Am 12. März 1671 muss er noch Mitglied der reformierten Kirche gewesen sein, da er als Spender der Taufe von Uli Immer und Barbara Frutiger's Sohn Jakob eingetragen wurde. Wahrscheinlich um 1679 trat er zum Täufertum über und wurde später Ältester einer Täufergemeinde.[1]

Er war mit Verena Stüdler verheiratet, sie hatten mehrere Kinder, bekannt sind ein Sohn Baltz und eine Tochter ohne Namen.[2]

Mehrmals wurde er vor ein bernisches Chorgericht zitiert, und am 4. Juni 1680 fragten die Verantwortlichen von Oberhofen bei der Regierung in Bern nach, wie mit dem ansteckenden Täufer und Sektenführer Jakob Ammann umzugehen sei.[3] Nach 1680 musste er wohl deswegen ins Elsass geflohen sein, wo die Täufer toleriert wurden, wie es im Dordrechter Bekenntnis von 1660 festgehalten war, das in der Mühle von Ohnenheim publiziert wurde. Er lebte von 1693 bis 1695 in Heidolsheim, wo sein Vater damals starb, von 1695 bis 1712 in Petite Lièpvre bei Markirch und danach vermutlich bis zum Tod in Zellweiler. Seine Mitstreiter Hans Bachmann, Jacob Kleiner, Félix Hägi, weitere Zuzüger und er bewirtschafteten mit Erfolg große Höfe der Familie Rappolstein (französisch: Ribeaupierre). Infolge ihrer Tüchtigkeit gehörten ihnen mit der Zeit etwa ein Viertel dieses Tals.

Im Sommer des Jahres 1693 bereiste er eine Reihe taufgesinnter Gemeinden im Emmental und im Aargau, um sie von seinen strengeren Glaubenslehren und konsequenteren Praktiken zu überzeugen. Er lehrte beispielsweise, dass Menschen, die Gottes Wort nicht befolgen würden, nicht gerettet werden könnten, und Lügner ausgeschlossen und gebannt werden müssten.[4] In der Friedersmatt bei Bowil im Emmental war sein indirektes Gegenüber Hans Reist, die Auseinandersetzung mit seinen gemässigteren Glaubensvorstellungen und weiterer Ältester waren heftig und endeten mit gegenseitiger Exkommunikation, die zu endgültigen, unumkehrbaren Gemeindespaltungen bei den Täufern führten.[5][6]

Als die Berner Behörden erfuhren, dass Ammann im Land sei, setzten sie ein Kopfgeld auf ihn aus. Er wurde im Juli 1694 in Walkringen verhaftet, aber der Vogt des Schlosses Thorberg liess ihn wieder frei, um seine eigene Macht zu demonstrieren. In Steffisburg konnte er etwa sechzig Täuferfamilien gewinnen, zu ihm ins Markirchertal zu ziehen. Sie bildeten eine erste Gruppe der neuen Gemeinde der Wiedertäufer, die auch Jacob Ammans Partie und später Amische Mennoniten genannt wurden.[7]

1712 nach einer rechtlichen Intrige gegen die Täufer wurde eine Abschiebeordnung erlassen, die den Verbleib in Frankreich verunmöglichte. Jakob Ammann war imstande, vorteilhafte Abzugsbedingungen auszuhandeln und für jedes Gemeindemitglied ein ordentliches polizeiliches Führungszeugnis zu erhalten. Die Täufergemeinde verstreute sich in alle Richtungen, in die Grafschaft von Mömpelgard, ins Breisgau, in die Pfalz (Region), in die Grafschaft von Salm, nach Lothringen und in den Berner Jura.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Association Française d’Histoire Anabaptiste-Mennonite (Hrsg.): Les Amish: origine et particularismes 1693–1993. Actes du colloque de Sainte-Marie-aux-Mines 19–21 août 1993, Ingersheim 1996, ISBN 2-9509333-0-0.
  • Robert Baecher: Jacob Amann, sa biographie se précise, in: Souvenance Anabaptiste, Bulletin annuel de l’Association Française d’Histoire Anabaptiste-Mennonite, 19 (2000), S. 46–66.
  • Robert Baecher: Raisons et déroulement du schisme amish und Le « patriarche » de Sainte-Marie-aux-Mines, in: Les Amish: origine et particularismes 1693–1993, Actes du colloque de Sainte-Marie-aux-Mines 19–21 août 1993, Association Francaise d´Histoire Anabaptiste-Mennonite, Ingersheim 1996, S. 40–54 und S. 55–58.
  • Robert Baecher: La communauté anabaptiste du bailliage de Sainte-Marie-aux-Mines, in: Souvenance Anabaptiste (SA) 6,1987, S. 57–90.
  • Robert Baecher: Jacob Amman et Heidolsheim, in: SA 9,1990, S. 71–74.
  • Robert Baecher: Jacob Amann, Sa biographie se précise, in: SA 19,2000, 46–66.
  • Robert Baecher: De Steffisburg à Sainte-Marie-aux-Mines, l'exode des future 'amish' , in: SA 21, 2002, S. 20–55.
  • Ernst Crous: Ammann, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 251 (Digitalisat).
  • Milton Gascho: The Amish Division of 1693-1697 in Switzerland and Alsace, Mennonite Quarterly Review 11, 1937, S. 235–266.
  • Samuel Henri Geiser: Die Taufgesinnten-Gemeinden: eine kurzgefasste Darstellung der wichtigsten Ereignisse des Täufertums, Heinrich Schneider, Karlsruhe 1931, S. 417; erweiterte Neuauflage: Die Taufgesinnten Gemeinden im Rahmen der allgemeinen Kirchengeschichte, Courgenay 1971.
  • Delbert Gratz: Bernese Anabaptists, Herold Press, Scottdale 1953.
  • Christian Hege und Christian Neff: Mennonitisches Lexikon, Hege, Frankfurt & Weierhof und Schneider, Karlsruhe 1913–1967, 3. von vier Bänden, S. 460.
  • John Hüppi: Identifying Jacob Ammann, in: Mennonite Quarterly Review 74, 2, 2000, S. 326–339.
  • Hanspeter Jecker: Das Dordrechter Bekenntnis und die Amische Spaltung, in: Les Amish: origine et particularismes 1693–1993, Actes du colloque de Sainte-Marie-aux-Mines 19–21 août 1993, Association Francaise d´Histoire Anabaptiste-Mennonite, Ingersheim 1996, S. 202–226.
  • Hanspeter Jecker: Die Entstehung der Amischen, in: Mennonitica Helvetica 26/27, 2004, S. 215–222.
  • Hanspeter Jecker: Jakob Ammanns missglückte Verhaftung im Bernbiet 1694, in: Mennonitica Helvetica 18, 1995, S. 55–67.
  • Die Entstehung der Amischen – Ein kurzer Abriss über den Stand der Forschung, in: Mennonitica Helvetica 26/27, 2003/04, S. 215–222.
  • Hanspeter Jecker und Heinrich Löffler: Zwei Briefe des Pfarrers Johann Rudolf Salchli von Eggiwil im Emmental, 1693, in: Mennonitica Helvetica 28/29, 2005/2006, S. 89–145.
  • Hanspeter Jecker: Heinrich Funck – „der Mann, den sie gebrandmarkt haben“, oder: Was hat das Zürcher Täufertum mit der Entstehung der Amischen zu tun?, in: Urs B. Leu und Christian Scheidegger: Die Zürcher Täufer 1525–1700, Zürich 2007, S. 277–314.
  • John B. Mast: The Letters of the Amish Division, Oregon City 1950.
  • William McGrath: Christian Discipline. How and Why the Anabaptists Made Church Standards, Amish Mennonite Publications.
  • Ernst Müller: Geschichte der Bernischen Täufer, Huber, Frauenfeld 1895. Neudruck: B. de Graaf, Nieuwkoop 1972, S. 314–319.
  • John S. Oyer: Is there an Amish Theology? in: Les Amish: origine et particularismes 1693–1993, Actes du colloque de Sainte-Marie-aux-Mines 19–21 août 1993, Association Francaise d´Histoire Anabaptiste-Mennonite, Ingersheim 1996, S. 278–302.
  • Markus Rediger und Erwin Röthlisberger: Täuferführer der Schweiz, Vögeli, Langnau i.E. 2007 und 2018, ISBN 978-3-033-01153-3, S. 49, 57 und 83.
  • John D. Roth: Letters of the Amish Division: A Sourcebook, Mennonite Historical Society, Goshen 2002.
  • Helmut Stalder: Jakob Ammann. Der Fundi aus dem Simmental, in: Helmut Stalder: Verkannte Visionäre. 24 Schweizer Lebensgeschichten. Verlag NZZ Libro, Zürich 2011, ISBN 978-3-03823-715-0, S. 121–125.
  • Helmut Stalder: Vater aller Amischen, in: Schweizerischer Beobachter 15/2011, S. 34–35.
  • J. S. Steiner: Eine Verantwortung, Bluffton 1876.
  • J. Stucky: Eine Begebenheit, Elkhart 1871 und 1936.
  • Andrew V. Ste Marie und Mike Atnip: Grounded Upon God's Word: The Life and Labors of Jakob Ammann, Sermon on the Mount Publishing, Cross Bearers, 2020, ISBN 978-1-68001-030-5.
  • Isaac Zürcher: Briefsammlung zur Ammann-Reist Kontroverse, in: Informations-Blätter 10, Grosshöchstetten 1987.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jakob Ammann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jakob Ammann - Gründer der Amischen, Website kirchgemeindeerlenbach.ch (abgerufen am 13. Dezember 2023)
  2. Robert Baecher: Amman (Amann), Jakob. In: Mennonitisches Lexikon. Band 5 (MennLex 5).
  3. Barbara M.: Top 10 Sensational Facts about Jakob Ammann (21. September 2022, englisch, abgerufen am 11. Dezember 2023)
  4. Barbara M.: Top 10 Sensational Facts about Jakob Ammann (21. September 2022, englisch, abgerufen am 11. Dezember 2023)
  5. Ernst Crous: Ammann, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 251 (Digitalisat).
  6. Markus Rediger und Erwin Röthlisberger: Täuferführer der Schweiz, Vögeli, Langnau i.E. 2007 und 2018, ISBN 978-3-033-01153-3, S. 49 und 57
  7. Hanspeter Jecker: Ammann, Jakob. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  8. Robert Baecher: Amman (Amann), Jakob. In: Mennonitisches Lexikon. Band 5 (MennLex 5).