Jennit

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Jennit
Weiße, nadelige Jennitkristalle vom Ettringer Bellerberg, Eifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1965-021[1]

IMA-Symbol

Jnn[2]

Chemische Formel
  • Ca9(Si3O9)2(OH)6·8H2O[3]
  • Ca9[(OH)4|Si3O8OH]2·6H2O[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/B.21
VIII/F.18-100

9.DG.20
56.02.04.11
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1[5]
Raumgruppe P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2[4]
Gitterparameter a = 10,58 Å; b = 7,27 Å; c = 10,83 Å
α = 99,6°; β = 97,6°; γ = 110,2°[4]
Formeleinheiten Z = 1[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,32 bis 2,33; berechnet: [2,34][6]
Spaltbarkeit deutlich nach {001}[6]
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,548 bis 1,552[7]
nβ = 1,562 bis 1,564[7]
nγ = 1,570 bis 1,571[7]
Doppelbrechung δ = 0,022[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 74°; berechnet: 72 bis 74°[7]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale weiße Fluoreszenz

Jennit ist selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca9[(OH)4|Si3O8OH]2·6H2O[4]. Strukturell gehört Jennit zu den Kettensilikateen.

Jennit kristallisiert im triklinen Kristallsystem und entwickelt entlang der b-Achse gestreckte, blättrige Kristalle von weißer Farbe und Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Jennit von Colonel Clarence Marvin Jenni (1896–1973) im Crestmore Steinbruch im Riverside County im US-Bundesstaat Kalifornien und beschrieben 1966 durch A. B. Carpenter, R. A. Calmers, J. A. Gard, K. Speakman, H. F. W. Taylor, die das Mineral nach seinem Erstentdecker benannten.

Im Gegensatz zur ersten chemischen Analyse durch Carpenter enthält Jennit keine nennenswerten Mengen von Natrium, wie einige später untersuchte Proben zeigten.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Jennit noch zur Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er zusammen mit Canasit, Gageit, Hyalotekit, Ilímaussit, Joaquinit, Naujakasit, Sørensenit, Roggianit, Tuhualith zur „Gruppe der unklassifizierten Sorosilikate“ gehörte.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/F.18-100. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Jennit zusammen mit Barrydawsonit, Bustamit, Cascandit, Denisovit, Ferrobustamit, Foshagit, Marshallsussmanit, Mendigit, Murakamiit, Pektolith, Serandit, Steedeit, Tanohatait, Trabzonit, Vistepit, Wollastonit und Yangit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[8]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Jennit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatketten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.DG.20 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jennit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings wie die alte Strunzsche Systematik in die Abteilung der „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O“ ein. Hier ist er zusammen mit Baghdadit, Burpalit, Cuspidin, Hainit, Hiortdahlit, Janhaugit, Kochit, Komarovit, Kristiansenit, Låvenit, Marianoit, Mongolit, Natrokomarovit, Niocalit, Rosenbuschit, Suolunit und Wöhlerit in der „Cuspidin-Wohlerit-Gruppe“ mit der System-Nr. 56.02.04 innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen in [4] und/oder >[4]-Koordination“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch ein „Molecular-Modelling“-Programm dargestellte Elementarzelle von Jennit.

Jennit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 10,58 Å; b = 7,27 Å; c = 10,83 Å; α = 99,6°; β = 97,6° und γ = 110,2° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[4]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einer Temperatur etwa 90 °C geht Jennit durch Abgabe von Kristallwasser in Meta-Jennit mit monokliner Struktur über.[10]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jennit bildet sich in einer späten Phase der Kristallisation als partielle Füllung von Hohlräumen und Adern in kontaktmetamorphen Gesteinen wie z. B. Skarn. Begleitminerale sind unter anderem Afwillit, Calcit, Oyelith, Scawtit, Spurrit und Tobermorit.

Als seltenes Mineral konnte Jennit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, bisher (Stand: 2011) sind etwa 15 Fundorte bekannt.[11] Neben seiner Typlokalität Crestmore in Kalifornien in den USA fand sich das Mineral unter anderem noch bei Boisséjour in der französischen Region Auvergne, am Zeilberg in Bayern und am Ettringer Bellerberg bei Ettringen in Rheinland-Pfalz in Deutschland, im Hatrurim -Becken der israelischen Wüste Negev, in den italienischen Gemeinden Montalto di Castro und Spoleto, auf der japanischen Insel Honshū, in der Gemeinde Zitácuaro im mexikanischen Bundesstaat Michoacán, am Lakargi in der russischen Republik Kabardino-Balkarien, in der slowakischen Gemeinde Vechec, in der bei Hotazel in der südafrikanischen Kalahari gelegenen Wessels Mine sowie bei Fort Portal in Uganda.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. B. Carpenter, R. A. Calmers, J. A. Gard, K. Speakman, H. F. W. Taylor: Jennite, A New Mineral. In: American Mineralogist. Band 51, 1966, S. 56–74 (englisch, [1] [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 4. Dezember 2021]).
  • E. Bonaccorsi, S. Merlino, H. F. W. Taylor: The crystal structure of jennite, Ca9Si6O18(OH)6·8H2O. In: Cement and Concrete Research. Band 34, 2004, S. 1481–1488, doi:10.1016/j.cemconres.2003.12.033 (englisch).
  • Paula C. Piilonen, T. Scott Ercit, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 90, 2005, S. 768–773 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jennite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: November 2021. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
  4. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 638 (englisch).
  5. David Barthelmy: Jennite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
  6. a b Jennite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 331 kB; abgerufen am 4. Dezember 2021]).
  7. a b c d e Jennite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
  10. A. B. Carpenter, R. A. Calmers, J. A. Gard, K. Speakman, H. F. W. Taylor: Jennite, A New Mineral. In: American Mineralogist. Band 51, 1966, S. 56–74 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 4. Dezember 2021]).
  11. Localities for Jennite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
  12. Fundortliste für Jennit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 4. Dezember 2021.