Johann Friedrich Degen

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Johann Friedrich Degen 1792

Johann Friedrich Degen (geboren am 16. Dezember 1752 in Affalterthal; gestorben am 16. Januar 1836 in Bayreuth) war ein deutscher Pädagoge, Philologe, Übersetzer und Lyriker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Degen entstammte einer alten fränkischen Pfarrerfamilie. Sein Vater war ab 1760 Pfarrer in Trumsdorf und unterrichtete den Sohn bis zu dessen 15. Lebensjahr selbst in den alten Sprachen. 1768 trat dieser dann als Stipendiat in das Casimirianum in Coburg ein, wo sein späterer Freund Gottlieb Christoph Harleß ihn unterrichtete, durch dessen Chrestomathia graeca poetica (1768) er mit den fortschrittlichen neuhumanistischen Auffassungen von antiker Dichtung bekannt wurde.

1772 immatrikulierte er sich an der Universität Erlangen, wo Harleß antike und deutsche Poesie lehrte. Dort vertiefte er die Beschäftigung mit den Dichtungen von Anakreon, Horaz und den lateinischen Elegikern, die zusammen mit Fragen der Übersetzung und der Nachbildung antiker Formen im Deutschen fortan im Zentrum von Degens Arbeiten stehen sollten. Diese Interessen und seine Beschäftigung mit der zeitgenössischen Grazienpoesie bewogen ihn, dem Institut der Moral und der schönen Wissenschaften beizutreten, einem von Georg Friedrich Seiler begründeten lokalen Zweig der Deutschen Gesellschaft, der bis Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche Studenten und Professoren der Universität angehörten.[1] Dort war es Brauch, bei wöchentlichen Versammlungen Abhandlungen vorzulesen und zur Kritik zu stellen, und auch Degen las damals eine im Kreis der Erlanger Gelehrten beachtete literaturtheoretische Erstlingsschrift Ueber das poetische Interesse, die heute verschollen ist. 1774 promovierte er mit einer Dissertation über Horaz.

1774 erhielt er einen Ruf an das berühmte Philanthropinum in Dessau, nahm diesen jedoch nicht an und wurde zunächst Collaborator am Gymnasium in Erlangen. 1776 wurde er zum Lehrer der zweiten Klasse am Gymnasium Carolo-Alexandrinum in Ansbach berufen, wo er den dort lebenden Dichter Johann Peter Uz und dessen Zechgesellschaft kennen lernte. Aus der Zeit in Ansbach stammen die 1793 erschienenen Episteln, die einen Einblick in das literarische Leben in Franken zu jener Zeit geben.

1791 wurde er Direktor der Fürstenschule in Neustadt an der Aisch, dem heutigen Friedrich-Alexander-Gymnasium. Diese wurde 1803 in eine Bürgerschule umgewandelt und Degen wurde an das Christian-Ernestinum in Bayreuth versetzt. 1811 wurde er zu dessen Rektor ernannt und wirkte dort bis zu seinem Ruhestand 1821.

Degen war ein sehr produktiver Autor, der neben den eigenständigen Schriften zahlreiche Beiträge in gelehrten Publikationen veröffentlichte, vor allem während seiner Zeit in Neustadt. Bedeutend ist er als Übersetzer einer als heiter-empfindsam verstandenen antiken Poesie und in seinen übersetzungstheoretischen Arbeiten und Sammlungen. Es beginnt in den 1780er Jahren mit Übersetzungen von Tibull und Anakreon und zieht sich hin bis zu der Prachtausgabe der Lieder Anakreons und Sapphos von 1821, die noch 1864 Eduard Mörike bei seiner Übertragung[2] als Vorlage diente. In seinen Übersetzungen und eigenen lyrischen Arbeiten zeigt er sich dabei eingebunden in ein Netzwerk poetisch interessierten fränkischen Bürger- und Beamtentums, in dem ein aufklärerischer Freundschaftskult gepflegt wird, beginnend mit dem Kreis um Uz in Ansbach bis hin zur Harmonie-Gesellschaft in Bayreuth, wo er die Bekanntschaft Jean Pauls machte.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersetzungen
Herausgeber

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Buhl (Hg.): Fränkische Klassiker. Nürnberg 1971.
  • Karl Felix HalmDegen, Johann Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 22 f.
  • Karin Reimer-Sebald: Johann Friedrich Degen. Versuch einer Monographie. Ein Beitrag zur fränkischen Literaturgeschichte des späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Dissertation Wien 1981.
  • Karin Reimer-Sebald: Degen, Johann Friedrich. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2008, 2. Bd. S. 572–574.
  • Hellmuth Rössler: Fränkischer Geist – Deutsches Schicksal. Kulmbach 1953.
  • Herbert Zeman: Die deutsche anakreontische Dichtung. Stuttgart 1972.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johann Friedrich Degen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Georg Veit Engelhardt: Die Universität Erlangen von 1743 bis 1843 . Barfus, Erlangen 1843. Nachdruck: Erlangen 1991, ISBN 3-922135-74-9, S. 166 ff.
  2. Eduard Mörike: Anakreon und die sogenannten Anakreontischen Lieder. Revision und Ergänzung der J. Fr. Degen'schen Uebersetzung. Stuttgart 1864.