Johann Philipp Breyne

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Prodromi fasciculi rariorum plantarum primus et secundus, 1739

Johann Philipp Breyne (* 9. August 1680 in Danzig; † 12. Dezember 1764 ebenda) war ein niederländisch-deutscher, polnischer Botaniker, Paläontologe und Zoologe.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Philipp Breyne ist der Sohn von Jakob Breyne. Nach dem Tod seines Vaters studierte er an der Universität Leiden. Zu seinen Lehrern zählten u. a. Govard Bidloo und Herman Boerhaave. 1699 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert.

Im August 1702 reiste er, mit Empfehlungsbriefen seiner Lehrer versehen, zu einem neunmonatigen Studienaufenthalt nach England. Dort wurde er zunächst von James Petiver empfangen und lernte bald weitere einflussreiche Mitglieder der Royal Society kennen, so z. B. Hans Sloane und John Ray.

Im Oktober 1703 kam er an Bord einer englischen Fregatte in Italien an. In Padua besuchte er Antonio Vallisneri. Über Bologna kam er nach Ancona, wo er an der Adriaküste Seetiere sammelte. Über Österreich, Böhmen, Deutschland und schließlich Holland kehrte er Ende 1704 nach Danzig zurück. Dort praktizierte er zunächst als Arzt und heiratet kurze Zeit später Constantia Ludewig. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.

In seinem Haus in der Danziger Langgasse, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Jacob Theodor Klein befand, baute er durch Tausch mit anderen Wissenschaftlern eine umfangreiche Naturaliensammlung auf. In seinem Garten pflegte er die verschiedensten exotischen Pflanzen. Sein Garten wurde 1716 von Zar Peter I. und dessen Leibarzt Robert Erskine besucht. Da Breyne wohlhabend war, konnte er sich schließlich ganz der Naturwissenschaft zuwenden.

Seine vielfältigen Interessen werden in seinen Werken deutlich. 1705 publizierte er einen kurzen Beitrag in den Philosophical Transactions über die Schildlaus Porphyrophora polonica, die er an der spanischen Küste bei Valencia beobachtet hatte. 1731 widmet er dem kleinen Tier eine umfangreiche Publikation. 1725 berichtete er über ein in Bernstein eingeschlossenes Pflanzenblatt. Gemeinsam mit Hans Sloane veröffentlichte er 1737 eine Arbeit, über in Sibirien ausgegrabene Mammutknochen.

Seine wichtigste Leistung besteht in der Vollendung des von seinem Vater hinterlassenen Werkes Prodromi fasciculi rariorum plantarum primus et secundus… an dem er seit seiner Rückkehr nach Danzig bis 1739 gearbeitet hat.

Auf Vorschlag von Hans Sloane wurde er am 21. April 1703 zum Mitglied der Royal Society gewählt.[2] Er war Mitglied der Leopoldina (seit 1715),[3] der Académie des sciences (seit 1715)[4] und der Societas Litteraria (seit 1720) einem Vorläufer der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig.

Der Nachlass der Familie Breyne befindet sich heute in der Forschungsbibliothek Gotha.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ausgestorbene Art Lituites breynius der Tierfamilie Nautiloidea ist nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dissertatio botanico-medica, de radice Gin-sem, seu Nisi, et Chrysamthemo bidente zeylanico Acmella dicto. Lugduni Batavorum 1700. Digitalisat Gallica
  • De Plantis & Insectis Quibusdam Rarioribus in Hispania Observatis, In: Philosophical Transactions. Bd. 24, S. 2044–2055, 1704/1705
  • Epistola D. J. Phil. Breynij, M. D. Gedanensis, & Reg. Societ. Lond. Sodal. ad D. Hans Sloane, M. D. Dictoe Societatis Secretarium; Varias Observationes Continens, in Itinere per Italiam Suscepto, Anno 1703. Bd. 17, S. 447–459, 1710/1712
  • Dissertatiuncula de Agno Vegetabili Scythico, Borametz Vulgo Dicto, In: Philosophical Transactions. Bd. 33, S. 353–360, 1724/1725
  • Observatio de Succinea Gleba, Plantae Cujusdam Folio Impraegnata, Rarissima, Bd. 34, S. 154–156, 1725/1726
  • Historia naturalis Cocci Radicum Tinctorii quod polonicum vulgo audit. Danzig 1731.
  • Some Corrections and Amendments by J. P. Breynius, M.D. F.R.S. concerning the Generation of the Insect Called by Him Coccus Radicum, in His Natural History Thereof, Printed in the Year 1731..., In: Philosophical Transactions Bd. 37, S. 444–447, 1731/1732
  • A Letter from John Phil. Breyne, M. D. F. R. S. to Sir Hans Sloane, Bart. Pres. R. S. with Observations, and a Description of Some Mammoth's Bones Dug up in Siberia, Proving Them to Have Belonged to Elephants, In: Philosophical Transactions Bd. 40, S. 124–138, 1737
  • Prodromi fasciculi rariorum plantarum primus et secundus… Danzig 1739 (Digitalisat) – Aus dem Nachlass seines Vaters.
  • Observatio de Immodico & Funesto Lapidum Cancrorum, Similiumque Terrestrium Absorbentium Usu, Indeque Ortis Calculis in Ventriculo & Renibus, In: Philosophical Transactions Bd. 41, S. 557–559, 1739/1741 (mit Hans Sloane)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. G. Bujack: Ueber preußische Naturforscher des 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts. Biographisch-literarische Skizzen. Johann Philipp Breyn. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 23, Königsberg 1840, S. 198–209 (online).
  • W. Joost: Die Vogelbilder des Danziger Naturforschers Johann Philipp Breyne (1680–1764). In: Journal of Ornithology. Band 108, Nummer 3, 1967.
  • Helmut Roob: Jacob und Johann Philipp Breyne: Zwei Danziger Botaniker im 17. und 18. Jahrhundert : Nachlassverzeichnis. Forschungsbibliothek Gotha, Gotha 1988, ISBN 3-910027-00-8.
  • Stefan Siemer: Die Erziehung des Auges. In: kunsttexte.de. 2001, Nummer 1, S. 1–12 (PDF).
  • Stefan Siemer: Geselligkeit und Methode. Naturgeschichtliches Sammeln im 18. Jahrhundert. Philipp von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-2995-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fokko Jan Dijksterhuis, Andreas Weber, Huib J. Zuidervaart: Locations of Knowledge in Dutch Contexts. Brill, 2009, ISBN 978-90-04-26487-8, S. 112–120, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  2. Eintrag zu Breynius, Johannes Philippus (c 1680 - 1764) im Archiv der Royal Society, London
  3. Mitgliedseintrag von Johann Philipp Breyne bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 1. Juni 2022.
  4. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe B. Académie des sciences, abgerufen am 27. September 2019 (französisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]