Johann Zacharias Gleichmann

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Johann Zacharias Gleichmann (geboren vor 1700; gestorben 1758) war ein deutscher Schriftsteller, Jurist und Verwaltungsbeamter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die Lebensumstände Gleichmanns ist nur wenig bekannt. Er war ein herzoglich sachsen-weißenfelsischer Sekretär, herzoglich gothaischer Hofadvokat und Steuereinnehmer zu Ohrdruf in Thüringen. Das Jöchersche Gelehrten-Lexicon vermutet (dezidiert unfreundlich), man hätte Gleichmann „seines Dienstes als Steuer-Einnehmer entsetzet; wenigstens wimmert er in seinen Schriften mehrmals über die Ungnade des Herzogs und seine dürftigen Umstände“. Ähnlich in Christoph Weidlichs Lexikon der Rechts-Gelehrten in Teutschland[1]: „in fast allen Schriften pimpelt er, daß sein Haupt annoch im Staube des Elendes darnieder liege, seine Umstände wären in gewissen Sachen sehr gefährlich, er wäre der Gnade seines theuresten Herzogs nicht völlig versichert, und dergleichen mehr.“ Auch Weidlich entnimmt den Schriften, dass Gleichmann von seiner Steuereinnehmerstelle suspendiert worden sei: „Er giebt zur Ursache an, daß er durch viele Hauß-Creutz und andere Unglücks-Fälle in einen schlechten Zustand gerathen, und ein unglückseliger Mann worden. Es scheinet aber auch, als ob seine Rechnungen nicht die richtigsten gewesen“. Gleichmann wurde tatsächlich 1731 von einer Familientragödie betroffen, als drei Mitglieder seiner Familie innerhalb weniger Tage von der roten Ruhr hingerafft wurden. Am 1. August starb nämlich sein neunjähriger Sohn Johann Justinian[2] und am 12. August starben seine dreijährige Tochter Juliana Catharina Elisabeth und wenige Stunden später seine Frau Martha Christina.[3]

Gleichmann ist der Verfasser zahlreicher[4], unter ebenso zahlreichen Pseudonymen erschienener Schriften, die sich mit Fragen des Fürstenrechts, des deutschen Münzwesens und mit Vorliebe der kritischen und polemischen Behandlung sensationeller Fragen befassen, so etwa wird in mehreren Schriften die Frage der Wahrheit der Geschichte von der Päpstin Johanna behandelt. Teilweise sind diese Schriften Beispiele einer nachbarocken Buntschriftstellerei, also Sammlungen von Kuriositäten, Seltsamkeiten und Anekdoten. Die von ihm verwendeten Pseudonyme sind Claramandus, Clarus Michael Hellmond, Fridamandus, Johannes Curiosophilus, Johannes Sperante, Justamandus, Lunamandus, Miramandus, Puramandus, Sinceramandus, Variamandus, Veramandus und Waldorff, häufig mit Varianten (e.g. Fridemandus statt Fridamandus). Weidlich vermutet, dass Gleichmann nicht der eigentliche Name sei, sondern das Clarus Michael Hel(l)mond der richtige Name wäre[1], was aber offensichtlich nicht zutrifft. Einen nennenswerten Anteil seines Werkes bilden auch Erwiderungen, Polemiken und Abrechnungen mit tatsächlichen und vermeintlichen Gegnern, die teilweise unter vom Verfasser einer angegriffenen Schrift abweichendem Pseudonym veröffentlicht wurden, wohl mit der Absicht, die Parteinahme (unvoreingenommener) Dritter vorzutäuschen. Schließlich gehören zu Gleichmanns Schriften noch auf Latein verfasste Abhandlungen sowie einige Übersetzungen aus dem Französischen.

Im Vorwort von Die engeländische Banise[5] (1754), einem Roman in der Nachfolge von Zieglers Asiatischer Banise, schreibt der sonst unbekannte Autor Christian Ernst Fidelinus über Zieglers Banise, dass darin „so viele kluge und politische Regeln und Staats-Maximen enthalten, daß ich mich nicht schäme, allhier zu bekennen, daß ich in denen An. 1726 edirten sechshundert politischen Regeln und Staats-Maximen die allermeisten aus dieser incomparablen Banise 1. Theile genommen habe.“. Das genannte Werk Sechs Hundert Auserlesene Christlich Politische Regeln ist 1726 unter dem Namen Johanes Sperante erschienen, einem der von Gleichmann verwendeten Pseudonyme, weshalb Florian Gelzer vermutet, dass Christian Ernst Fidelius ein weiteres Pseudonym Gleichmanns ist.[6] Hinzu kommt, dass Gleichmann sich im Vorwort des 1754 erschienenen Romans Bewundernswürdige Begebenheiten Des Europäischen Herkuliskus, der von Patrick Bridgwater als ein Vorläufer des gothic novel eingeordnet wird[7], in ganz ähnlicher Form mit Nennung der gleichen Vorbilder äußert.

Neben seinen Schriften sind Korrespondenzen von Gleichmann erhalten, so mit dem Frankfurter Schriftsteller Zacharias Konrad von Uffenbach, ein Brief an Friedrich von Hessen-Kassel[8] und Briefe von Gleichmann an Johann Heinrich Callenberg.[9]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Weidlich: Geschichte der jetztlebenden Rechts-Gelehrten in Teutschland. Bd. 1. Merseburg 1748, S. 283 f.http://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Freader.digitale-sammlungen.de%2Fde%2Ffs1%2Fobject%2Fdisplay%2Fbsb10740966_00298.html~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DS.%20283%26nbsp%3Bf.~PUR%3D.
  2. Gleichmann: Die gute Art eines frommen Kindes. Jena 1731, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Farchive.thulb.uni-jena.de%2Fufb%2Freceive%2Fufb_cbu_00007091~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  3. Gleichmann: Gerechte Thränen. o. O. 1731, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Farchive.thulb.uni-jena.de%2Fufb%2Freceive%2Fufb_cbu_00007094~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D. Gleichmann hatte Martha Christina Thil (geb. 1699 in Schmalkalden), Tochter von Johann Valentin Thil, Bürgermeister in Ohrdruf, 1718 geheiratet. Zwei weitere Kinder, nämlich Christian David und Friderica Sophia Dorothea, waren 1731 am Leben.
  4. Weidlich gibt 58 Schriften an, in der ADB wird als Anzahl der Schriften 61 angegeben.
  5. Christian Ernst Fidelius: Die engeländische Banise: Oder Begebenheiten der Prinzeßin von Sussex, in einer Liebes- und Helden-Geschichte der curiösen Welt mitgetheilet. Frankfurt am Main & Leipzig 1754, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fdigitale.bibliothek.uni-halle.de%2Fvd18%2Fcontent%2Ftitleinfo%2F5218495~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  6. Florian Gelzer: Konversation, Galanterie und Abenteuer: Romaneskes Erzählen zwischen Thomasius und Wieland. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 3-11-093740-9, S. 230, Fn. 108.
  7. Patrick Bridgwater: The German Gothic Novel in Anglo-German Perspective. Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft Bd. 165. Rodopi, Amsterdam 2013, ISBN 94-012-0992-8, S. 33http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DbmYgAgAAQBAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA33~doppelseitig%3D~LT%3DS.%2033~PUR%3D
  8. Kalliope-Suche zu Gleichmann mit Fundstellen in den Beständen der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg und der Universitätsbibliothek Kassel.
  9. Abfrage zu Gleichmann in der Datenbank zu den Einzelhandschriften in den historischen Archivabteilungen der Franckeschen Stiftungen (s. Archivierte Kopie (Memento vom 23. März 2016 im Internet Archive)).
  10. Nr. 9 in der Auflistung von Weidlich. Von Gleichmann erwähnt in: Von dem Nutzen der Münzwissenschaft. In: Samuel Wilhelm Ötter: Gedoppelte Probe einer neuen Zeitung. S. 155http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3Dym5eAAAAcAA~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA155~doppelseitig%3D~LT%3DS.%20155~PUR%3D.