John Woolman

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John Woolman

John Woolman (* 19. Oktober 1720 in Northampton, Burlington County, New Jersey; † 7. Oktober 1772 in York, England) war ein amerikanischer Quäker und vehementer Gegner der Sklaverei.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Woolman wuchs in einer Quäker-Familie auf. Seine Eltern waren Samuel Woolman (1690–1755) und Elizabeth Woolman, geborene Burr (1696–1773).[1]

John Woolman heiratete 1749 in Princeton (New Jersey) Sarah Ellis (1721–1781).[2]

Leben und (Glaubens-)Zeugnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im Alter von sechs Jahren las John Woolman aus der Bibel in der Offenbarung Kapitel 22 (Offb 22,1 ELB), was einen tiefen Eindruck auf ihn machte.[3] Später wurde Woolman Prediger der Quäker, lebte auch von den Erträgen als Obstzüchter und Schneider. Das Handelsgeschäft hatte er aufgegeben, weil es ihm sinnlos vorkam, mit dem Handel von Zucker, Rum und Textilien die Sklaverei zu unterstützen.[4] Auf seinen Predigtreisen von seinem Wohnort in der Rancocas-Gegend von Mount Holly am Delaware-Fluss aus machten ihm besonders die Nöte der Schwarzen zu schaffen.

„Es machte mir viele Gedanken, dass diese Unternehmer die Einfuhr von Sklaven nur deshalb unterstützten, damit sie und ihre Kinder imstande seien, fast ohne Arbeit zu leben.“

John Woolman: Aufzeichnungen 1746[5]

1746 begann Woolman, aufgrund seiner Erlebnisse in den südlichen Provinzen, seine diesbezüglichen Gedanken aufzuschreiben.[6] John Woolman versuchte fortan, in seinen Predigten die anderen Quäker von der Schande von Sklavenhandel und -besitz zu überzeugen. Die Quäker waren später vor allem in England und den USA Vorbilder bei der Bekämpfung der Sklaverei.

Es brauchte eine lange Zeit, um die Quäker erst selber von der Abschaffung der Sklaverei zu überzeugen. Bereits 1688 sandten Pennsylvania-Deutsche eine Denkschrift an die Quäker von Pennsylvania, keine Sklaven mehr zu halten.[7] Bei den Sklavereibefürwortern unter den Quäkern wurde teilweise argumentiert, die Sklaven seien Nachfahren Kains und darum sei der Handel mit ihnen legitim. Woolman predigte dagegen, da nach seiner Ansicht die Nachfahren Kains durch die Sintflut bereits gerichtet worden seien.[8]

Ab 1746 zog John Woolman durch die Kolonien, um gegen den Militärdienst, ungerechte Besteuerung und die Sklaverei zu predigen. 1743 hatte er sich geweigert, seinem Arbeitgeber eine Rechnung für den Erwerb eines Sklaven auszustellen und verlor seine Anstellung. 1754 verfasste er das Traktat Some Considerations on Keeping Negroes[9] und verbreitete es auf seinen Wanderungen vor allem in Quäkerkreisen.

„Die Aussicht, dass unser Leben in einigen Teilen unseres neu besiedelten Festlandes Amerika wegen unseres Verhaltens gegen die Schwarzen ins Unglück führen müsse, machte mir auf dieser Reise grosse Sorge.“

John Woolman: Aufzeichnungen 1757[10]

1758 verbot die Jahresversammlung der Quäker von Philadelphia ihren Mitgliedern den Sklavenhandel. 1760 sah Woolman den Sklavenmarkt in Newport (Rhode Island) selber, wo viele Sklaven aus Guinea ankamen. Eine von ihm abgefasste Bittschrift an die dortige gesetzgebende Körperschaft wurde aus Rücksicht auf seine örtlichen Freunde nicht abgesandt. In Rhode Island waren auch leitende Geistliche der Quäker im Sklavenhandel aktiv. Als Folge davon wehrte sich Woolman jetzt auch publizistisch gegen die Sklaverei.[11]

Nun griff die Abolitionsbewegung durch den mit den Quäkern befreundete Jean Brissot, einem Politiker aus dem Département Gironde, auch nach Frankreich über. Brissot wurde dort enthauptet.[12]

Noch 1764 wurden in den Reihen der Quäker Sklavenbesitzer geduldet, darunter auch einige, die an den innersten Versammlungen der Glaubensgemeinschaft teilnahmen. Unter den Quäkern wurde aufgrund des steigenden Wohlstandes eine generelle Verweltlichung und Nachlässigkeit in geistlichen Dingen festgestellt.[13]

„Auch unter den wahrhaft Frommen gibt es nur wenige, die es ablehnen, wegen der harten Ausbeutung der in Westindien beschäftigten Sklaven die von diesen gebauten Bodenerzeugnissen zu geniessen.“

John Woolman: Aufzeichnungen 1769/70[14]

Auch in London waren Quäker noch teilweise und indirekt am Sklavenhandel beteiligt, indem sie die Sklavenschiffe im Dreieckshandel zwischen England, Afrika und Nordamerika mit Gütern Richtung Afrika beluden.[15]

Am 7. Oktober 1772 verstarb John Woolman an einer Pockenerkrankung im Haus von Thomas Priestman in York. Woolman hatte sich trotz seiner kränklichen Art viele Reisen und einen harten Dienst für die gerechte Sache auferlegt.[16]

Es ist vor allem Woolmans Verdienst, dass die Quäker 1790 in einer Petition vom amerikanischen Kongress die Abschaffung der Sklaverei verlangten und in der Folge zu einer der treibenden Kräfte der Abolitionismusbewegung wurden. In seinem Schaffen führte er das Werk von Benjamin Lay, ebenfalls ein Quäker, fort. Im Anschluss an Lay, der keine Erzeugnisse gebrauchen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollte, die das Ergebnis von Sklavenarbeit waren – ob diese nun von Menschen oder von Tieren verrichtet wurden –, war Woolman Vegetarier und forderte „wahre Gerechtigkeit und Güte, nicht nur gegenüber allen Menschen, sondern auch Tieren gegenüber“.[17]

Woolman schrieb, wie für Quäker der Zeit nicht unüblich, ein Journal, also eine Art spiritueller Autobiografie, das aber mit seinen Beschreibungen der kolonialen Gesellschaft auch als Zeitdokument interessant ist. Es hat einen festen Platz als Klassiker der amerikanischen Literatur; so wurde es etwa 1909 für den ersten Band der Harvard Classics ausgewählt.

Werkausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Phillips P. Moulton (Hrsg.): The Journal and Major Essays of John Woolman. Oxford University Press, New York 1971. Neuausgabe: Friend United Press, Richmond, Ind. 1997, ISBN 0-944350-10-0.
  • Die Aufzeichnungen von John Woolman. Aus der Zeit der Sklavenbefreiung. Übertragen und eingeleitet von Alfons Paquet. Quäkerverlag, Berlin 1923. Neuausgabe: Leonhard Friedrich, Bad Pyrmont 1964.
  • Für die Armen: ein Ruf nach Gerechtigkeit. Quäkerverlag, Berlin 1931.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: John Woolman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über John Woolman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Bill Samuel: John Woolman, Quintessential Quaker: Review. In: Suite101.com. 1. Mai 2000; (englisch, wiedergegeben auf QuakerInfo).
  • Journal of John Woolman. In: virginia.edu. Archiviert vom Original am 27. September 2008; (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Judy Hynes, Peggy Davidson Dick: The Descendants of John & Elizabeth (Borton) Woolman, married 1684, of Burlington County, New Jersey. The John Woolman Memorial Society, Burlington (New Jersey), 1997, LCCN 97-219680.
  2. Anne Moore Mueller: Quakers & Slavery Digitization Project Intern: John Woolman. In: tricolib.brynmawr.edu. 2008, abgerufen am 7. Oktober 2022 (englisch).
  3. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 25.
  4. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 54, 164.
  5. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 39.
  6. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 39, 43.
  7. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 12.
  8. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 67.
  9. Some considerations on the keeping of Negroes : recommended to the professors of Christianity of every denomination. In: TriCollege Libraries Digital Collections. Abgerufen am 7. Oktober 2022 (englisch).
  10. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 69.
  11. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 109, 115, 123.
  12. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 124.
  13. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 153 f.
  14. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 167.
  15. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 189.
  16. Die Aufzeichnungen von John Woolman. S. 205.
  17. Matthias Rude: Antispeziesismus. Die Befreiung von Mensch und Tier in der Tierrechtsbewegung und der Linken. Schmetterling-Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 3-89657-670-4, S. 39.