Joseph Merklin

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Joseph Merklin

Joseph Merklin (* 17. Februar 1819 in Oberhausen, heute Gemeinde Rheinhausen (Breisgau), Landkreis Emmendingen; † 10. Juli 1905 in Nancy) war ein deutscher Orgelbauer, der auch in Belgien und Frankreich wirkte.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joseph Merklin sammelte erste berufliche Erfahrungen in der Orgelbauwerkstadt seines Vaters Franz Joseph Merklin, bevor er bei Friedrich Haas in Basel seine Lehre fortsetzte. Eine wichtige Station war die Weiterbildung bei Eberhard Friedrich Walcker, bevor er in Linnich bei Aachen bei dem für seine Romantikorgeln bekannten Orgelbauer Wilhelm Korfmacher arbeitete. Während dieser Zeit (1840er Jahre) wurde er in Belgien aktiv, indem er am Bau von zwei Orgeln in Stavelot und Namur beteiligt war.

Ab 1843 betrieb Merklin in Brüssel seine eigene Werkstatt, ab 1847 gemeinsam mit seinem Schwager Friedrich Schütze. 1853 wurde die Firma, unter dem Namen J. Merklin-Schütze et Cie., in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Ab 1870 lebte er zunächst in Paris und ging dann nach Lyon, wo er sich mit dem Orgelbauer Théophile Kuhn (aus der schweizerischen Orgelbaufamilie Kuhn) zusammentat. Am Ende des Jahrhunderts hieß die Firma dann Michel, Merklin & Kuhn. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zu einem starken Konkurrenten von Aristide Cavaillé-Coll.[1]

Joseph Merklins Bruder Gustav (1839–1879) war ab 1863 ebenfalls als Orgelbauer tätig. Zu den beiden im südbadischen Raum bekannten Orgelbauern Fridolin Merklin (1821–1900) und dessen Sohn August Merklin (1860–1940) besteht hingegen trotz Namensgleichheit und familiärer Wurzeln in Oberhausen keine nachweisbare Verwandtschaft.[2]

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1850 Paris St Jean Baptiste de la Salle-Kirche
1852 Lüttich Stiftskirche Saint-Barthélemy
III/P 30 Restauriert 2012/2013 Beschreibung der Orgel
1856 Paris Église Saint-Eugène – Sainte-Cécile III/P 33 zusammen mit Friedrich Schütze
1857 Oplinter St. Genovevakirche [3]
1860 Dijon Kathedrale St-Bénigne
V/P 73 Reparatur
1862 Basel Elisabethenkirche
II/P 29
1867 La Rochelle Cathédrale Saint-Louis de la Rochelle
III/P 29 Restaurierung (1991–1995) durch Bernard Raupp
1867 Nancy Basilika Saint-Epvre
1868 Brüssel St. Bonifatius
1869 Paris Weltausstellung II/P 31 1875 vom Bischof von Périgueux für die dortige Kathedrale Saint-Front gekauft, Beschreibung der Orgel im Artikel der Kathedrale
1870 Lüttich St.-Pauls-Kathedrale III/P 30 Beschreibung der Orgel im Artikel der Kathedrale
1875 Commentry Restauriert und rekonstruiert 2007/2008
1875 Paris Große Synagoge II/P 26 Restauriert von Gutschenritter (1960)
1877 Clermont-Ferrand Kathedrale Notre-Dame de l’Assomption
III/P 42 Grundlegende Restaurierung (2005–2010) durch Pierre Saby und Olaf Dalsbeck mit dem Ziel der Wiederherstellung der Merklin-Orgel von 1877[4]
1877 Straßburg Temple Neuf
III/P denkmalgeschützt (Monument historique)
1878 Montpellier Kathedrale
1878 Straßburg Straßburger Münster
Chororgel
1878 Aubenas Saint-Laurent seit 1987 in der St. Paul-Kirche, Minnesota
1880 Moulins Kathedrale von Moulins
unverändert erhalten
1881 Rom San Luigi dei Francesi
35 unverändert erhalten
1882 Obernai Sts Pierre et Paul III/P 43 denkmalgeschützt (Monument historique)
1884 Lyon Grand Temple de Lyon
38 Erste Orgel von Merklin mit elektro-pneumatischer Traktur
1890 Villefranche-sur-Saône

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinrich Richard Trötschel: Der Orgelbauer Franz Joseph Merklin und seine Approbation als Orgelbauer. In: Roland Behrens, Christoph Grohmann (Hrsg.): Dulce Melos Organorum. Festschrift Alfred Reichling zum 70. Geburtstag (= Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde. Band 200). Gesellschaft der Orgelfreunde, Mettlach 2005, S. 487–502.
  • Michel Jurine: Joseph Merklin, facteur d'orgues européen. édité par Association Aristide Cavaille-Coll, diffusion Klincksiek 1991.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joseph Merklin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beschreibung der Lebens- und Firmengeschichte Merklins (in französischer Sprache, abgerufen im Februar 2013)
  2. So Christian Lutz, Heinrich R. Trötschel: Merklin. In: Laurenz Lütteken (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG) Online, Kassel u. a., 2015 Zusammenfassung. Bernd Sulzmann, der Kontakt zu ihren Nachfahren hatte, bezeichnet sie als „Neffen“ (Bernd Sulzmann: Historische Orgeln in Baden, München und Zürich 1980, ISBN 3-7954-0421-5, S. 287. Derselbe: Freiburger Orgelmacher des 17., 18. und 19. Jahrhunderts. In: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land“ 1979, S. 103–105. online)
  3. https://www.tienen.be/sint-genovevakerk-oplinter
  4. Le Grand Orgue - Cathédrale catholique Notre-Dame de Clermont (in französischer Sprache, abgerufen 12. Januar 2020)