Juan Llossas

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Juan Llossas (* 27. Juli 1900 in Barcelona; † 21. Mai 1957 in Salzburg) war ein spanischer Musiker aus Katalonien.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Llossas wurde als Sohn einer angesehenen Kaufmannsfamilie geboren und sollte zunächst dem Wunsch seiner Eltern entsprechend das väterliche Geschäft übernehmen. Er erhielt eine strenge Erziehung und Ausbildung als Klosterschüler. Nebenbei interessierte er sich aber für Musik und durfte Klavier- und Orgelunterricht unternehmen, riss alsbald aus und fuhr als blinder Passagier nach Südamerika. Dort schlug er sich als Musiker durch und begeisterte sich zunehmend für lateinamerikanische Rhythmen.

Nach seiner Rückkehr nach Barcelona gaben ihm seine Eltern die Erlaubnis, Musik zu studieren, dies erfolgte an der Tonkunst-Akademie in Darmstadt und später in Berlin bei Roesler. Vergleichbar mit z. B. Michael Jary finanzierte er sein Studium nebenbei mit seiner nächtlichen Pianistentätigkeit in Lokalen und begann mit ersten Kompositionen.

Juan Llossas entdeckte den Tango für sich und gründete sein eigenes Tanzorchester, die Original Spanisch-Argentinische Tangokapelle Juan Llossas. Zur Eröffnung der Femina-Bar in der Nürnberger Straße in Berlin am 1. Oktober 1929 wurde sein Orchester neben Formationen von Julian Fuhs und Ernö Geiger verpflichtet, es gelang bereits beim ersten Auftritt der Durchbruch.

1930 gewann er die „Goldene Funkuhr“ im Wettbewerb des Berliner Rundfunks vor Dajos Béla, Marek Weber und Barnabás von Géczy.

Später musste Llossas aus Zeitgründen ein Flugzeug mieten, um mit seinem Orchester alle Terminverpflichtungen erfüllen zu können. Zwischendurch wurden zahlreiche Schallplattenaufnahmen eingespielt. Seine Kapelle fand auch im Tonfilm Verwendung.

Er war ein begabter Komponist, zu seinem Markenzeichen wurde neben anderen Eigenkompositionen wie Oh Fräulein Grete und Blonde Claire insbesondere der Tango Bolero.

Grab auf dem Friedhof Ohlsdorf

Llossas war Mitglied der Falange, der faschistischen Bewegung Spaniens, und wurde im nationalsozialistischen Deutschland als „einer der ältesten Anhänger General Francos“ verehrt. Die Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) engagierte ihn und seine Kapelle immer wieder für Auftritte in der Rüstungsindustrie, so z. B. im Juli 1942 in der großen Pulverfabrik Eibia in Bomlitz.[1] Trotz Ärgers mit der Reichsmusikkammer wegen „Jazzanklängen“ und einer „nichtarischen“ Sängerin kam Juan Llossas relativ unbeschadet durch den Krieg und erlebte dessen Ende mit seiner deutschen Frau Ruth in Hamburg. Danach gelang ihm eine zweite Karriere, er wurde mit seinem Orchester für den englischen Soldatensender BFN verpflichtet. Fast 4 Jahre blieb er mit 43 Musikern, 2 Arrangeuren, Notenschreiber und Sekretärin an der Hamburger Musikhalle. Jede Woche musste Llossas einen neuen Tango schreiben, der dann mit Flugzeug zur BBC nach London gebracht wurde.

Er gab mit seinem Orchester viele Konzerte, insbesondere in der Hamburger Musikhalle und dem Hamburger Varieté Haus Vaterland.

Llossas verstarb während eines Gastspiels in Salzburg an einem Schlaganfall und wurde dem Wunsch seiner Witwe entsprechend auf dem Friedhof Ohlsdorf beerdigt.[2] Der Grabstein zeigt die ersten acht Takte seiner Komposition „Tango Bolero“.

Tondokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Llossas hinterließ Aufnahmen auf Tonträgern von Grammophon, Ultraphon, Tri-Ergon, Tempo und Imperial (Kristall).

a) Kompositionen von Llossas:

b) Aufnahmen mit Llossas:

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1930 Ein Tango für Dich (Rolle: Leiter der Kapelle)

1931 Ein Mädel von der Reeperbahn (Rolle: Leiter der Kapelle)

1931 Der Weg nach Rio

1931 Kabarett-Programm Nr. 5 [ Kurztonfilm ]

1931 Ihre Majestät die Liebe

1937 Truxa

1937 Die ganz großen Torheiten


1951 Sensation in San Remo (Rolle: Leiter der Kapelle)

195? Im Rhythmus der Zeit [ Werbefilm: 485 m, 18 min ]

1983 Mabuse im Gedächtnis [ HFF-Film: 450 m, 15 min ]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Gastspiel einer spanischen Tanzkapelle“, in Walsroder Zeitung vom 7. Juli 1942.
  2. friedhof-hamburg.de (Memento des Originals vom 13. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.friedhof-hamburg.de, Grabstätten prominenter Persönlichkeiten mit L