Julius Kettler

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Julius Iwan Kettler (* 17. Juli 1852[Anm. 1] in Osnabrück; † 14. Juli 1921 in Berlin-Friedenau) war ein deutscher Statistiker, Geograph, Heimatforscher, Geheimer Hofrat, Journalist, Herausgeber[1] und Kartograph.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Flemmings Kriegskarte Nr. 28: Aegypten und Sueskanal mit Übersichten des mohammedanischen Orients“;
Verlag der Carl Flemming AG, Berlin und Glogau

Julius Iwan Kettler kam zur Zeit des Königreichs Hannover im Jahr 1852 in Osnabrück zur Welt als Sohn eines Königlich Hannoverschen Oberst und Regiments-Kommandanten. Nach seiner Schulbildung[3] beteiligte sich Kettler bereits 1878[1] an der Gründung der Geographischen Gesellschaft zu Hannover.[3]

Ähnlich wie Julius Tietz[4] war auch Julius Kettler ein Cousin von Hedwig Reder, seiner späteren Ehefrau Hedwig Kettler.[3]

In Berlin studierte Julius Kettler das Fach Geographie – und begegnete an seinem Studienort seiner Cousine Hedwig wieder; am 24. November 1880 heirateten die beiden. Im Folgejahr 1881 wurde dem Paar die Tochter Hermine Kettler geboren, die sich später als Schriftstellerin einen Namen machen sollte.[3]

Die bereits ab 1880 in Weimar erscheinende Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie, unter Mitberücksichtigung des höheren geographischen Unterrichts,[5] war unterdessen von Kettler begründet worden.[1]

1881 konnte Julius Kettler zunächst in Baden die Aufgaben des Schriftleiters der Lahrer Zeitung übernehmen, bevor er in Karlsruhe als Assistent des dortigen Statistischen Büros zu wirken begann.[3]

1884 wurde Kettler zum Leiter des von Friedrich Justin Bertuch 1804 gegründeten Geographischen Instituts Weimar berufen, in dem er knapp ein Jahrzehnt wirkte.[3]

Ab 1893 leitete Julius Kettler als Direktor das in Hannover neu gegründete Statistische Amt Hannovers.[3]

1901 war Kettler[3] der maßgebliche Begründer des Heimatbunds Niedersachsen, für den er bis 1911 den Vereins-Vorsitz übernahm.[6]

In den Jahren 1912 und 1913 hatte Kettler zudem die Aufgaben des Vorsitzenden der NAfH-Flurnamenkommission übernommen.[1]

Insbesondere während des Ersten Weltkrieges ab 1914 war Kettler Herausgeber und Redakteur von mehreren Dutzend Wand- und Spezialkarten, die in dem in Berlin und Glogau teils als lithographierte und kolorierte Karten erschienen beispielsweise als „Flemmings Kriegskarte“ oder unter Titeln wie „Flemmings Wandkarten des Weltkrieges“ oder „Flemmings Spezialkarte der gesamten Westfront“. Neben zahlreichen Karten deutscher Teilstaaten und europäischer Staaten behandelten die Karte auch China, Japan und Südasien oder gaben als „Kriegsweltkarte“ einen ersten Überblick. Er gab Karten heraus mit Titeln wie Die Schiffsversenkungen unserer U-Boote nach Lage und Zahl dargestellt auf Grund amtlichen Materials mit Seeschlachten, Sperrgebieten, Landfronten, Land-Gewinn und -Verlust.[2]

Zu Beginn der Weimarer Republik redigierte Kettler Karten, teilweise in vielen Dutzend Auflagen, unter Titeln wie Die Zertrümmerung Deutschlands nach der Forderung unserer Feinde auf der Friedenskonferenz oder Deutschland und Nachbargebiete nach den Bestimmungen des Friedens von Versailles, aber auch die Völkerkarte von Nordpolen und Ostdeutschland.[2]

Julius Kettler starb am 14. Juli 1921 in Berlin-Friedenau.[6] Er wurde auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof in Berlin-Schöneberg beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[7]

Kettlerweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 1953 im hannoverschen Stadtteil Waldhausen angelegte Kettlerweg ehrt seitdem posthum den „Direktor des Statistischem Amts und Gründer des Heimatbunds Niedersachsen, den Geheimen Hofrat Julius Kettler“.[6]

Von 1935 bis 1945 hieß die Strousbergstraße in Hannover-Linden (Süd) Kettlerstraße.

Archivalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archivalien von und über Julius Kettler finden sich beispielsweise

  • als Nachlass Julius Kettler: „Statistische Vierteljahresberichte (Handbibliothek) und Abgabe des Statistischen Amtes (überwiegend Literatur)“ im Stadtarchiv Hannover[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Julius Iwan Kettler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Nach anderen Quellen“ wird das abweichende Geburtsdatum 14. Juli 1852 angegeben.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e o.V.: Kettler, Julius Iwan (Memento des Originals vom 31. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gwlb.de in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 13. Februar 2012, zuletzt abgerufen am 15. Januar 2018
  2. a b c Vergleiche die Angaben nebst Querverweisen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b c d e f g h i Hugo Thielen: Kettler, (2) Julius. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 198.
  4. Karin Ehrich, Christiane Schröder (Hrsg.): Adlige, Arbeiterinnen und ... Frauenleben in Stadt und Region Hannover vom 17. bis zum 20. Jahrhundert ( = Materialien zur Regionalgeschichte, Bd. 1), hrsg. im Auftrag der Hannover-Region, dem Kommunalverband Großraum Hannover u. a., Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1999, ISBN 978-3-89534-292-9 und ISBN 3-89534-292-0, S. 134; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Vergleiche die Angaben in der Zeitschriftendatenbank
  6. a b c Helmut Zimmermann: Kettlerweg, in ders: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 140
  7. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 753.
  8. Vergleiche die Angaben in der Hauptregistratur unter der Signatur StadtA H 1.HR.15 „Vereine, Feierlichkeiten und Ausstellungen“ im niedersächsischen Archivinformationssystem Arcinsys Niedersachsen

Helmut Zimmermann Strousbergstraße, in ders. Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 238