Karlheinz Krauth

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Karlheinz Krauth, 2004

Karlheinz Krauth (* 2. Juni 1936 in Bad Cannstatt; † 9. Oktober 2020 in Stuttgart-Degerloch) war ein deutscher Bauingenieur und Professor der Universität Stuttgart. Er wurde 1987 zum Professor ernannt und war bis zu seiner Pensionierung im Oktober 2000 Leiter der Abteilung Abwassertechnik am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karlheinz Krauth wurde am 2. Juni 1936 in Bad-Cannstatt geboren. Er studierte von 1956 bis 1961 an der TH Stuttgart Bauingenieurwesen und vertiefte sich im Fachgebiet Siedlungswasserbau. Bereits seine erste Stelle als Leiter des Klär- und Kompostwerks Baden-Baden führte ihn an die Probleme der Abwassertechnik heran. Der hohe Praxisbezug zeigte sich auch später bei allen seinen Forschungstätigkeiten.[2]

Im Jahr 1971 promovierte er an der Universität Stuttgart bei Karl Heinz Hunken und Baldefried Hanisch zum Dr.-Ing. mit dem Thema „Der Abfluss und die Verschmutzung des Abflusses in Mischwasserkanalisationen bei Regen“.[3] Für diese Arbeit erhielt er im Jahre 1971 den Karl-Imhoff-Preis.[4] 1972 wurde er Leiter der Abteilung Abwassertechnik an dem genannten Institut in Stuttgart, und im Jahre 1974 erfolgte die Ernennung zum wissenschaftlichen Rat. Im Jahre 1987 wurde die Stelle in die Professur für Abwassertechnik überführt. Die von Karlheinz Krauth initiierten 15 Dissertationen reichen von der Regenwasserbehandlung, der Blähschlammbildung, der Stickstoff- und Phosphorentfernung, der anaeroben Abwasserreinigung und der Schlammfaulung bis zum Membranbelebungsverfahren. Zusammen mit Carl-Heinz Burchard und Dieter Groche wirkte Karlheinz Krauth in der ersten Lehrergeneration der ATV-Kläranlagennachbarschaften ebenso mit, wie in den Klärwärtergrundkursen und Klärfacharbeiterkursen. Für diese ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt er 1983 die Goldene Ehrennadel der ATV und 1995 das Bundesverdienstkreuz.[5] Karlheinz Krauth verstarb am 9. Oktober 2020 in seiner Heimatstadt Stuttgart.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit seiner Doktorarbeit legte er den Grundstein für den heute selbstverständlichen Bau von Regenüberlaufbecken in Mischsystemen.[6][7][8] Die Umsetzung seiner Forderungen, die riesige Investitionen auf Seiten der Kommunen erforderlich machten, hat wesentlich zur Verbesserung der Gewässergüte beigetragen. Neben seinen Arbeiten zur Regenwasserbehandlung beim Mischverfahren, die wesentlichen Einfluss auf das Arbeitsblatt ATV-A 128 "Richtlinien für die Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungen in Mischwasserkanälen"[9] hatten, umfasste sein Forschungsgebiet das gesamte Gebiet der Abwasserreinigung und der Schlammbehandlung.[10] Er war deshalb auch in zahlreichen ATV-Fachausschüssen und Arbeitsgruppen tätig. Drei Auflagen des ATV-A 131 "Bemessung von Belebungsanlagen"[11] gestaltete er mit und war auch von 1987 bis 1999 Sprecher des ATV-Hauptausschusses "Gewässerschutz und Abwasserreinigung".[12] Auch die Einführung der Denitrifikation ist untrennbar mit dem Namen Karlheinz Krauth verbunden.[13]

Seine Arbeiten auf dem Gebiet der Membran- bzw. Ultrafiltration[14][15] wurden zum Grundstein eines 1987 patentierten Verfahrens zur biologischen Abwasserreinigung, welches er gemeinsam mit Karl F. Staab entwickelte.[16] Dabei ermöglicht ein druckbeaufschlagter Bioreaktor und eine daran angeschlossene Membranfilter- oder Ultrafiltrationseinrichtung eine Steigerung der Konzentration des im System befindlichen biologisch aktiven Schlamms, wodurch sich die Einhaltung extrem hoher Reinigungsgrade erzielen lässt. Das aus seinen Arbeiten hervorgegangene System war eines der ersten aus einer Reihe parallel entwickelter Membran-Bioreaktor-Systeme. Es wurde auch kommerziell erfolgreich.

Karlheinz Krauth war außerdem wissenschaftlicher Leiter der Fachkonferenz „Stuttgarter Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium“ und Herausgeber einiger Tagungsbände dieser Konferenz.[17][18][19] Darüber hinaus organisierte er zahlreiche ATV-Grund- und Facharbeiterkurse, bei denen er auch vortrug und er war zwölf Jahre als Lehrer bei der bundesweit ersten ATV-Kläranlagen-Nachbarschaft in Baden-Württemberg tätig.

Kurz vor seinem Ruhestand widmete sich Karlheinz Krauth u. a. der Ausbildung von chinesischen Abwasseringenieuren und dem Betriebspersonal von Klärwerken im deutsch-chinesischen Ausbildungszentrum Abwasserbehandlung in Qingdao. Er hat das Zentrum initiiert und war sehr aktiv in der Gestaltung und Abwicklung der dortigen Kurse. 2001 übergab er dieses Projekt an seinen Nachfolger am ISWA, Johannes Pinnekamp.[20]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1971 Karl-Imhoff-Preis der DWA[21]
  • 1983 Goldene Ehrennadel der DWA[22]
  • 1995 Bundesverdienstkreuz der Republik Deutschland[23]
  • 2004 Max-Prüß-Medaille der DWA[24]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karlheinz Krauth (Hrsg.): Kostenoptimierung bei der Abwasserbehandlung – 73. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 24.09.1998. Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 149, 1998, ISBN 978-3-486-26447-0.
  • Karlheinz Krauth (Hrsg.): Nachhaltige Wasserwirtschaft und Stand der Technik – 74. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 05. Oktober 1999. Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 154, 1999, ISBN 978-3-486-26478-4.
  • Karlheinz Krauth (Hrsg.): Gegenwart und Zukunft der Siedlungswasserwirtschaft – 75. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 10. Oktober 2000. Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 161, 2000, ISBN 978-3-486-26484-5.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Baumann, Karlheinz Krauth, Werner Maier, Manfred Roth, Peter Maurer: Funktionsstörungen auf Kläranlagen – Praxisleitfaden für systematische Ursachensuche und Behebung von Funktionsstörungen. Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, 2017, ISBN 978-3-88721-486-9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karlheinz Krauth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachruf. In: Stuttgarter Zeitung (stzw). Band 243, 20. Oktober 2020, S. 15.
  2. UFT: Stand der Regenwasserbehandlung im Mischsystem in Deutschland. In: UFT Umwelt- und Fluod-Technik, RÜB 0072: Gestaltungsvorschlag Modernes Regenüberlaufbecken. Dr. H. Brombach GmbH, 19. Mai 2016, S. 2, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  3. Karlheinz Krauth: Der Abfluss und die Verschmutzung des Abflusses in Mischwasserkanalisationen bei Regen. In: Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 45. Oldenbourg-Verlag, 1971.
  4. Allgemeines zum Imhoff-Preis der DWA: Karl-Imhoff-Preis. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  5. Personalien. In: Korrespondenz Abwasser, Abfall. Band 53/7, 2006, S. 721.
  6. Karlheinz Krauth, Rainer Schmid: Auswirkungen von Regenüberlaufbecken auf Belebungsanlagen. In: Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 63, 1979, ISBN 978-3-486-23771-9.
  7. Karlheinz Krauth: Der Regenabfluss und seine Behandlung beim Mischverfahren. In: Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 66, 1979, ISBN 978-3-486-24371-0.
  8. UFT: Stand der Regenwasserbehandlung im Mischsystem in Deutschland. In: UFT Umwelt- und Fluod-Technik, RÜB 0072: Gestaltungsvorschlag Modernes Regenüberlaufbecken. Dr. H. Brombach GmbH, 19. Mai 2016, S. 2, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  9. Abwassertechnische Vereinigung (ATV): ATV-A 128 - Richtlinien für die Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungsanlagen in Mischwasserkanälen. 1992.
  10. Karlheinz Krauth: Belebungsverfahren ohne Nachklärbecken. In: Wiener Mitteilungen. Band 141, 1997, ISBN 3-85234-032-2, S. 129–147.
  11. Abwassertechnische Vereinigung (ATV): ATV A 131 - Bemessung von Belebungsanlagen. 1991.
  12. Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e.V. (GFA): Karlheinz Krauth gestorben. 15. Oktober 2020, abgerufen am 22. Juni 2021.
  13. R. Winter, K. Krauth: Nitrifikation und Denitrifikation des Abwasserteilstromes aus der anaeroben Schlammbehandlung. In: Korrespondenz Abwasser. Band 6, 1996, S. 1032–1039.
  14. Karlheinz Krauth, Karl F. Staab: Pressurized bioreactor with membrane filtration for wastewater treatment. In: Water Research. Band 27 (3), 1993, S. 405–411, doi:10.1016/0043-1354(93)90040-O.
  15. Karlheinz Krauth: Sustainable sewage treatment plants - Application of nanofiltration and ultrafiltration to a pressurized bioreactor. In: Water Science and Technology. Band 34(3-4), 1996, S. 389–394, doi:10.2166/wst.1996.0455.
  16. Patent DE3709174C2: Verfahren und Vorrichtung zur biologischen Reinigung von organisch belasteten Abwässern. Angemeldet am 20. März 1987, veröffentlicht am 22. November 1990, Anmelder: Wehrle-Werk AG, Erfinder: Karlheinz Krauth, Karl F. Staab.
  17. Kostenoptimierung bei der Abwasserbehandlung - 73. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 24.09.1998. In: Karlheinz Krauth (Hrsg.): Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 149, 1998, ISBN 978-3-486-26447-0.
  18. Nachhaltige Wasserwirtschaft und Stand der Technik - 74. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 05. Oktober 1999. In: Karlheinz Krauth (Hrsg.): Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 154, 1999, ISBN 978-3-486-26478-4.
  19. Gegenwart und Zukunft der Siedlungswasserwirtschaft - 75. Siedlungswasserwirtschaftliches Kolloquium am 10. Oktober 2000. In: Karlheinz Krauth (Hrsg.): Stuttgarter Berichte zur Siedlungswasserwirtschaft. Band 161, 2000, ISBN 978-3-486-26484-5.
  20. Stuttgarter unikurier: China braucht die deutsche Umweltschutztechnik. In: Stuttgarter unikurier Nr. 92. Dezember 2003, abgerufen am 23. Juni 2021.
  21. Karl-Imhoff-Preis der DWA. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  22. Goldene Ehrennadel der DWA. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
  23. Karlheinz Krauth gestorben. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  24. Max-Prüß-Medaille der DWA. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).