Katharina de Fries

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Katharina de Fries (auch Kathrina Bieg[1], Katharina Bieg-Defries[2]; geb. 1934 in Gelnhausen, Hessen; gest. 5. August 2019[3] in Saint-Lô) war eine linke Aktivistin der Studentenbewegung, Bankräuberin und Autorin. Sie wurde vom deutschen Staat als Terroristin der RAF angesehen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Katharina de Fries war ab 1968 Mitgründerin alternativer Berliner Kinderläden. Die Mutter von fünf Kindern beteiligte sich mit Gleichgesinnten an Überfällen, um für die Kinderbetreuung Geld zu beschaffen.[4] 1980 unternahm sie mit einem Komplizen den Versuch eines bewaffneten Überfalls auf einen Geldboten vor einem Supermarkt. Dabei wurde de Fries von der Polizei festgenommen.[5] In der Untersuchungshaft erfuhr sie, dass sie schwanger war. Sie erlitt eine Fehlgeburt. Gegen Kaution freigelassen entzog sie sich dem Prozess durch Flucht nach Frankreich.[6]

De Fries lebte zunächst unbehelligt in Paris und verfasste Beiträge für die taz. Am 11. Juni 1981 wurde sie jedoch auf Betreiben der deutschen Bundesregierung verhaftet, die ihre Auslieferung nach Deutschland beantragte.[7] Während der Haft schrieb sie den teilweise autobiografischen Roman Gestreifter Himmel.[8] De Fries war inzwischen in Deutschland dem Umfeld der RAF zugeordnet worden. Gegen sie wurde nun wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Das veranlasste die französische Regierung, sie nicht auszuliefern, weil ihrer Straftat auch politischer Charakter zugestanden wurde. De Fries beantragte politisches Asyl und wurde freigelassen.[2]

Sie lebte in der westlichen Normandie nahe der Stadt Granville. Nachdem 1986 ihr Asylantrag in Frankreich abgelehnt worden war, beantragte Deutschland erneut die Auslieferung.[9] Dies scheiterte jedoch ein weiteres Mal, weil das französische Gericht abermals die politische Dimension ihrer Tat würdigte. Bis zu ihrem Tod arbeitete sie als Autorin und Immobilienmaklerin.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von und über Katharina de Fries sind erschienen:

Bücher und Aufsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ebbe Kögel: Katharina de Fries. „Mütter sind prädestinierte Bankräuber“[10]
  • Ulrike Edschmid: Frau mit Waffe: Zwei Geschichten aus terroristischen Zeiten. Rowohlt, Berlin 1996, ISBN 978-3-87134-211-0.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katharina. (Dokumentarfilm von Enzio Edschmid. 60 min)[11]
  • Tagebuch. (TV-Dokumentation, 2001, 15 min)[6]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gestreifter Himmel. Karin Kramer Verlag, Berlin 1983, ISBN 978-3-87956-155-1.
  • Die Seelenretter. In: Johanna Monika Walther (Hrsg.): Lesebuch Zukunft. 1984-2001. tende Verlag, Münster 1984, ISBN 3-88633-125-3, S. 37–41.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nathalie Menigon, Comite unitaire pour la liberation des prisonniers politiques: Liberation De Tous Les Prisonniers Politiques. (PDF) In: socialhistoryportal.org. 3. September 1981, abgerufen am 25. Februar 2019 (französisch).
  2. a b ASYLRECHT: Radikaler Kurs - DER SPIEGEL 49/1981. In: spiegel.de. 30. November 1981, abgerufen am 25. Februar 2019.
  3. https://www.libramemoria.com/avis?titre=8++&nom=&prenom=&debut=2019-08-19&fin=2019-08-20&departement=50&commune=
  4. Der unheimliche Ort Berlin - DER SPIEGEL 21/1987. In: spiegel.de. 18. Mai 1987, abgerufen am 25. Februar 2019.
  5. Wenn Verbrechen zum politischen Fehler veredelt wird - WELT. In: welt.de. 5. Oktober 1996, abgerufen am 25. Februar 2019.
  6. a b Alexander Kühn: „Ich bin frei“ - taz.de. In: taz.de. 17. November 2001, abgerufen am 25. Februar 2019.
  7. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Spranger, Dr. Dregger, Dr. Miltner, Dr. Jentsch (Wiesbaden), Dr. Riedl (München), Volmer, Dr. Laufs, Dr. Waffenschmidt, Krey, Fellner, Dr. von Geldern, Regenspurger, Bohl, Dr. Wittmann, Dr. Bötsch, Dr. Götz, Clemens, Deres, Dr. Olderog, Buschbom, Dr. Stark (Nürtingen), Niegel, Milz, Lowack, Dr. Kunz (Weiden) und der Fraktion der CDU/CSU — Drucksache 9/1408. (PDF) In: dipbt.bundestag.de. 30. März 1982, abgerufen am 25. Februar 2019.
  8. Helmut Höge: Hier spricht der Aushilfshausmeister! » „Journalismus“ – gestern und heute. In: blogs.taz.de. 3. Januar 2007, abgerufen am 25. Februar 2019.
  9. Plenarprotokoll 11/35 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 35. Sitzung. (PDF) In: dipbt.bundestag.de. 4. November 1987, abgerufen am 25. Februar 2019.
  10. Dataspace - Katharina de Fries. In: ildb.nadir.org. Abgerufen am 25. Februar 2019.
  11. Docufilms Katharina Film DVD Dokumentation. In: docufilms.com. Archiviert vom Original am 17. Oktober 2017; abgerufen am 25. Februar 2019.