Koira Tagui (Niamey)

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Stadtviertel
Koira Tagui
Koordinaten 13° 35′ N, 2° 7′ OKoordinaten: 13° 35′ N, 2° 7′ O
Basisdaten
Staat Niger
Hauptstadtdistrikt Niamey
Arrondissement Niamey II
Einwohner 35.784 (2012)

Koira Tagui (auch: Foulan Koira) ist ein Stadtviertel (französisch: quartier) im Arrondissement Niamey II der Stadt Niamey in Niger.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koira Tagui befindet sich am nördlichen Rand des urbanen Gemeindegebiets von Niamey östlich der nach Ouallam führenden Nationalstraße 24. Die umliegenden Stadtviertel sind Dan Zama Koira im Osten, Nord Faisceau im Süden, Francophonie im Südwesten und Tchangarey im Nordwesten. Das nächstgelegene Dorf im ländlichen Gemeindegebiet ist Bossey Bongou Château im Nordosten.[1] Koira Tagui liegt wie der gesamte Norden der Stadt in einem Tafelland mit einer weniger als 2,5 Meter tiefen Sandschicht, wodurch nur eine begrenzte Einsickerung möglich ist.[2]

Alternative Schreibweisen des Ortsnamens sind Koiratagui, Koira Tédji, Koira Tégui, Koiratégui, Kouara Tagui, Kouaratagui, Kouara Tégui, Kouaratégui und Kwaratégui beziehungsweise Foulani Kouara, Foulan-Koira, Foulankoira, Foulankouara, Foulan Kouara, Foulankwara, Foulan-Kwara und Foulan Kwara.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsname kommt aus der Sprache Songhai-Zarma: Koira Tagui bedeutet „neues Dorf“ und Foulan Koira „Dorf der Fulbe“.

Infolge der Hungersnot in Niger 1931 zogen geschätzt 22.000 bis 23.000 Menschen nach Niamey, wo die französische Kolonialverwaltung kostenlos Lebensmittel ausgab. Diese Migration bildete die Grundlage der neuen Siedlungen Koira Tagui und Deyzeibon.[3] Koira Tagui hatte im 20. Jahrhundert mehrere verschiedene Standorte.[4] Die Wechsel waren vergleichsweise einfach möglich, weil die Siedlung aus Strohhütten bestand.[5] In den 1930er Jahren lag die Siedlung im Stadtzentrum und bildete neben Gawèye, Kalley, Maourey und Zongo eines von damals fünf Stadtvierteln, aus denen sich das erst Anfang des 20. Jahrhunderts gegründete Niamey zusammensetzte.[6] Im damaligen Koira Tagui lebten Fulbe-Schmiede und Hausa-Viehzüchter. Ein erstes Mal wurde das Stadtviertel 1931 versetzt, um Platz für den Justizpalast zu machen. Dort wurde es 1933 durch das Lyzeum ersetzt, dann 1936 durch die Radiostation. Ab 1938 befand sich Koira Tagui am nördlichen Stadtrand hinter dem Trockental Gounti Yéna, wo es längere Zeit verblieb.[5] In den Dürrejahren 1984 und 1985 kam es zu einem starken Bevölkerungswachstum, als Fulbe-Flüchtlinge, die sich zunächst im Stadtzentrum niedergelassen hatten, hierher vertrieben wurden, um die Feuergefahr im Stadtzentrum einzudämmen.[7] In Koira Tagui fanden sie Weideflächen und konnten Viehzucht und Ackerbau betreiben.[8]

Ende der 1980er Jahre erreichte Koira Tagui seinen heutigen Standort im Norden, nachdem die Bevölkerung vom bisherigen vertrieben worden war, um Platz für das 1989 fertiggestellte General-Seyni-Kountché-Stadion zu machen. Die Grundstücke wurden diesmal parzelliert und vom Staat an die Bewohner verkauft. Außerdem wurden hier spezielle Zonen für Blinde und Leprakranke geschaffen. Diese gewannen die Aufmerksamkeit internationaler Hilfsorganisationen, die stark in Koira Tagui präsent wurden. Das führte wiederum dazu, dass das Stadtviertel in den Ruf kam, besonders viele Bettler zu beherbergen.[9] Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte Koira Tagui einerseits den Charakter einer Schlafstadt entwickelt, da das Wohnen im Stadtzentrum zu teuer geworden war, andererseits wurde es zu einer Durchgangsstation für Migranten aus dem Departement Ouallam, die sich in der Hauptstadt niederlassen wollten.[7] Koira Tagui gilt als eine der bezüglich Raubüberfälle und Diebstähle gefährlichsten Gegenden von Niamey.[10] Das Stadtviertel war 2007 einer der Spielorte der ersten Ausgabe des Open-Air-Kulturfestivals Pripalo unter der Leitung von Achirou Wagé.[11]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Volkszählung 2012 hatte Koira Tagui 35.784 Einwohner, die in 5563 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 17.466 in 2804 Haushalten[12] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 6511 in 1106 Haushalten.[13]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Koira Tagui gibt es ein staatliches Gesundheitszentrum (Centre de Santé Intégré), das 1986 eingerichtet wurde.[14] Die öffentliche Grundschule Ecole primaire de Koira Tagui wurde 1992 gegründet.[15] Die Mittelschule Collège d’enseignement général de Koira Tagui (CEG Koira Tagui) besteht seit dem Jahr 2004.[16] Das Berufsausbildungszentrum Centre de Formation Professionnelle et Technique de Koira Tagui (CFPT Koira Tagui) bietet Lehrgänge in Metallbau, Bauingenieurwesen, Tischlerei, Automechanik und Industrieelektronik an.[17] Im Jahr 2015 wurde der Grundstein für die Lehrerbildungsanstalt Ecole normale de Niamey gelegt.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Salamatou Pauline Falké Issoufou: La taille des ménages et la qualité de vie dans un quartier de Niamey. Cas de Foulan Koira / Koira Tégui. Mémoire de Maîtrise. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 716, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Hamadou Issaka, Dominique Badariotti: Les inondations à Niamey, enjeux autour d’un phénomène complexe. In: Cahiers d’Outre-Mer. Nr. 263, September 2013, S. 383–384 (journals.openedition.org [abgerufen am 21. April 2019]).
  3. Bachirou Ayouba Tinni: Migrant malien blanchisseurs à Niamey: pratiques migratoires et réseaux d’insertion. Mémoire. Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2015, Chapitre 2.2 Les facteurs de la consécration de la ville de Niamey (memoireonline.com [abgerufen am 10. Mai 2019]).
  4. Hamadou Issaka: L’habitat informel dans les villes d’Afrique subsaharienne francophone à travers l’exemple de Niamey (Niger). Thèse. Université de Pau et des Pays de l’Adour, Pau 2007, Chapitre VI Le squattage à Niamey : question urbaine ou question sociale ? (memoireonline.com [abgerufen am 21. April 2019]).
  5. a b Apollinaire Tini: La gestion des déchets solides ménagers à Niamey au Niger : essai pour une stratégie de gestion durable. Thèse de doctorat. Institut National des Sciences Appliquées de Lyon, Lyon 2003, S. 77–78 (theses.insa-lyon.fr [PDF; abgerufen am 1. Mai 2019]).
  6. Kokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S. 28.
  7. a b Patrick Gilliard: L’extrême pauvreté au Niger. Mendier ou mourir? Karthala, Paris 2005, ISBN 2-84586-629-1, S. 148–149.
  8. Patrick Gilliard: L’extrême pauvreté au Niger. Mendier ou mourir? Karthala, Paris 2005, ISBN 2-84586-629-1, S. 170.
  9. Hilary B. Hungerford: Water, Cities, and Bodies: A Relational Understanding of Niamey, Niger. Dissertation. University of Kansas, Lawrence 2012, S. 113 (kuscholarworks.ku.edu [PDF; abgerufen am 10. Mai 2019]).
  10. Abdouramane Seydou: Délinquance et gouvernance urbaine à Niamey. Institut de Recherche en Sciences Humaines, Université Abdou Moumouni de Niamey, 27. Juli 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juni 2019; abgerufen am 19. April 2019 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/irsh-uam.net
  11. Ibrahim A. Tikiré: Lancement du festival Pripalo. In: Niger Diaspora. 19. Juli 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2019; abgerufen am 23. Oktober 2019 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nigerdiaspora.net
  12. Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2017; abgerufen am 8. November 2010 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat-niger.org
  13. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 222 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  14. Hassane Daouda: Visite du ministre de la Santé Publique dans des unités de soins de trois arrondissements de la région de Niamey : recensement des problèmes des formations sanitaires au menu de la visite. In: Niger Diaspora. 1. November 2011, abgerufen am 27. Mai 2019 (französisch).
  15. Daniel Barreteau, Ali Daouda: Systèmes éducatifs et multilinguisme au Niger. Résultats scolaires, double flux. Orstom/Université Abdou Moumouni de Niamey, Paris/Niamey 1997, ISBN 2-7099-1365-8, S. 85 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 29. Mai 2019]).
  16. Rapport de l’étude préparatoire pour le projet de construction des établissements d’enseignement secondaire au Niger. (PDF) Chapitre 2. Agence japonaise de coopération internationale (JICA), April 2013, S. 15, abgerufen am 6. Juni 2019 (französisch).
  17. CFPT (Centre de Formation Professionnelle et Technique) de Kouara Tegui. Ministère des Enseignements Professionnels et Techniques, République du Niger, abgerufen am 18. November 2020 (französisch).
  18. Ali Mariama Elhadji Ibrahim: Discours de la Ministre à l’occasion de la cérémonie de pose de la 1ère pierre de l’Ecole Normale d’Instituteurs de Niamey. Ministère de l’Enseignement Primaire, de l’Alphabétisation, de la Promotion des Langues Nationales et de l’Education Civique, République du Niger, 17. Januar 2015, abgerufen am 17. November 2020 (französisch).