Konzentrationsrate

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Die Konzentrationsrate (englisch concentration ratio, CR) ist in der Wirtschaftsstatistik eine volkswirtschaftliche Kennzahl, welche die Marktanteile der größten Unternehmen auf einem relevanten Markt wiedergibt.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Unternehmenskonzentration ist von Bedeutung, wie viele Unternehmen als Marktteilnehmer auf einem Markt vorhanden sind und welche Marktanteile jedes der Unternehmen, gemessen am Umsatzerlös, aufweist.[1] In dieser Form gibt die Konzentrationsrate Auskunft über die Marktmacht, Marktstruktur und die Markttypologie. Sie kann auch für Betriebsvergleiche herangezogen werden. Da sich der Wettbewerb quantitativ nicht messen lässt, ist die Messung der Unternehmenskonzentration durch die Konzentrationsrate ein wichtiges Hilfsmittel.[2]

Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein kann zwischen absoluten und relativen Konzentrationsraten unterschieden werden:[3]

Die absolute Konzentrationsrate gibt darüber Auskunft, welcher Anteil eines Merkmals (Umsatzerlöse, Gesamtauflage aller Zeitungen) auf eine bestimmte Zahl der nach Größe sortierten Merkmale entfällt. Bei der relativen Konzentration wird die Disparität der Unternehmensgrößen erfasst. Die hier dargestellte Konzentrationsrate gehört zu den absoluten und numerischen Konzentrationen.

Messung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der absoluten Konzentrationsrate lässt sich ausdrücken, welcher Marktanteil auf die größten Unternehmen entfällt.[4] Die Konzentrationsrate besagt, wie viel Prozent einer ökonomischen Größe (Umsatzerlös, verkaufte Zeitungen) die größten Unternehmen auf sich vereinen.[5] Wenn beispielsweise auf einem Markt fünf Unternehmen mit einem gleichen Marktanteil von 20 % agieren, dann gibt die für die zwei größten Unternehmen einen Wert von

an. In Deutschland wird in Wirtschaftsstatistiken als kleinster Wert veröffentlicht. Generell gilt:

%.

Die Monopolkommission erfasst Konzentrationsraten durch Umsatzanteile der sechs größten Unternehmen eines Wirtschaftszweiges.[6] Die Kennzahl bedeutet dementsprechend, dass auf die sechs größten Unternehmen ein Marktvolumen von 60 % des gesamten Marktvolumens entfällt.[7]

Wirtschaftliche Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Konzentration wird in der Volkswirtschaftslehre der Prozess einer Monopolisierung von Wirtschaftssubjekten – auch im Sinne von Karl Marx – verstanden.[8] Absolute Konzentration liegt vor, wenn sich die Umsatzerlöse auf ein oder sehr wenige Unternehmen verteilen, eine relative Konzentration ist vorhanden, wenn die Verteilung ungleichmäßig ist.[9] Wie weit dieser Prozess fortgeschritten ist, kann durch das Konzentrationsniveau gemessen werden.

Dem Konzentrationsniveau können folgende Konzentrationsraten zugeordnet werden, die wiederum über die Marktform entscheiden:.

Konzentrationsniveau Konzentrationsrate Bemerkungen
Perfekter Wettbewerb % liegt in einer Branche vor, wenn die Konzentrationsrate beträgt
geringe Konzentration 000 % – 040 % 0 % bedeutet vollkommener Wettbewerb im Polypol
mittlere Konzentration 040 % – 070 % typisch für das Oligopol
hohe Konzentration 070 % – 100 % bei 100 % fehlt es am Wettbewerb wegen eines Monopols

Eine Konzentrationsanalyse verlangt eine umfassende Marktanalyse, die eine Untersuchung der Marktstruktur, des Marktverhaltens und der Marktentwicklung erfordert.[10] Der Wettbewerb ist umso schwächer, je weniger Marktteilnehmer vorhanden sind (absolute Konzentrationsrate) oder je ungleichmäßiger die Verteilung des Marktvolumens auf die Marktteilnehmer ist (relative Konzentrationsrate).[11] Die Wettbewerbsintensität steigt bei sinkenden Konzentrationsraten und sinkt bei steigenden Konzentrationsraten. Eine geringe Marktkonzentration liegt bei einer Konzentrationsrate zwischen 0 % und 50 % vor, während von einer hohen Marktkonzentration zwischen 80 % und 100 % gesprochen werden kann.[12] Der Wettbewerb nimmt zu bei Wachstumsmärkten und Zukunftsmärkten und nimmt ab bei Marktsättigung und Schrumpfmärkten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Hohlstein, Lexikon der Volkswirtschaft, 2009, S. 415
  2. Dirk Piekenbrock, Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft, 2003, S. 431
  3. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaftsmathematik und Statistik, Stichwort: Konzentrationskoeffizient, 2013, S. 70
  4. Rainer Diaz-Bone/Christoph Weischer (Hrsg.), Methoden-Lexikon für die Sozialwissenschaften, 2015, S. 229
  5. Thomas Cleff, Deskriptive Statistik und moderne Datenanalyse, 2008, S. 67
  6. Monopolkommission (Hrsg.), XXIII. Hauptgutachten der Monopolkommission, 2020, S. 121
  7. Torsten Kirstges, Strukturanalyse des deutschen Reiseveranstaltermarktes, 1999, S. 55; ISBN 9783935923316
  8. Ottmar Schneck (Hrsg.), Lexikon der Betriebswirtschaft, 1998, S. 404; ISBN 3423058102
  9. Hans Otto Lenel, Konzentration, in: Willi Albers (Hrsg.), Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Band 4, 1978, S. 341
  10. Dirk Piekenbrock, Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft, 2003, S. 219
  11. Dirk Piekenbrock, Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft, 2003, S. 431
  12. Anne-Kathrin Dimmig, Innovationsverhalten bei Risiko und fundamentaler Unsicherheit, 2010, S. 112