Kurt Klare

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Paul Hermann Kurt Klare (* 10. Oktober 1885 in Bielefeld; † 12. Juli 1954 ebenda) war ein deutscher Mediziner, Hochschullehrer und nationalsozialistischer Ärztefunktionär.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurt Klare war der Sohn eines Sanitätsrates.[1] Nach dem einjährigen Militärdienst absolvierte er von 1906 bis 1911 ein Medizinstudium an den Universitäten Bonn, Straßburg und Rostock.[2] Während seines Studiums erkrankte er 1908 an einer Chorioretinitis-Tuberkulose. Er wurde 1911 approbiert und 1912 zum Dr. med. promoviert.[3] Danach war er als Assistenzarzt an der Heilstätte für Lungenkranke Hohenwiese der LVA Schlesien tätig. Er wechselte 1915 an das Sanatorium Waldhof-Elgershausen Stubbe in Sülzhagen, wo er zunächst Oberarzt war. Ab 1916 leitete er diese Einrichtung und wechselte in gleicher Funktion im Jahr darauf an die Victoria-Luise Kinderheilstätte nach Hohenlychen. Ab 1918 war er über 20 Jahre Direktor der Prinzregent-Luitpold-Kinderheilstätte in Scheidegg.[4]

Klare war von 1920 bis 1922 Mitglied der DNVP und trat zum 3. März 1927 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 57.391).[5] Ihm wurde später das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP verliehen.[3] Ab 1928 leitete er die Fachgruppe Ärzte der Nationalsozialistischen Gesellschaft für Deutsche Kultur.[6] Er war 1929 Gründungsmitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes, wo er die Mitgliedsnr. 2 erhielt.[3]

Zunächst für ein Jahr Lehrbeauftragter, war er ab 1935 Honorarprofessor für „Tuberkulose und Konstitution“ an der Universität München.[7] Ab 1940 wirkte er als Honorarprofessor an der Universität Münster.[8]

Klare hatte zur Zeit des Nationalsozialismus diverse Funktionen inne. Er war Beauftragter des Reichsärzteführers für die gesamte deutsche medizinische Fachpresse und gehörte dem Vorstand des Reichstuberkuloseausschusses an. Ab 1935 war er Schrifttumsbeauftragter des Hauptamtes für Volksgesundheit.[8] Er leitete die Hauptstelle des Sachverständigenbeirates für Volksgesundheit der NSDAP-Reichsleitung.[6] Klare gab die Fachzeitschrift Hippokrates. Zeitschrift für praktische Heilkunde mit heraus und war bis 1937 deren Schriftleiter. Zudem begründete er die Zeitschrift Ziel und Weg. Für die Deutsche Medizinische Wochenschrift übernahm er die Schriftleitung der Beilage Deutsches Tuberkulose-Blatt. 1938 wurde er zum Ehrenbürger von Scheidegg ernannt. Dem Tuberkulose-Spezialisten wurde schließlich der Ehrentitel Professor verliehen. Klare saß der 1942 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Konstitutionsforschung vor.[6] Er war Autor diverser Fachpublikationen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab er zur Verteidigung des im Nürnberger Ärzteprozess angeklagten Kurt Blome eine eidesstattliche Erklärung ab.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Claudia Sybille Kiessling: Dr. med. Hellmuth Unger : (1891 - 1953); Dichterarzt und ärztlicher Pressepolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, Matthiesen, Husum 1999, (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften ; 89), (Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1999),
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Matrikelportal Rostock
  2. Robin Maitra: "... wer imstande und gewillt ist, dem Staate mit Höchstleistungen zu dienen!" Hans Reiter und der Wandel der Gesundheitskonzeption im Spiegel der Lehr- und Handbücher der Hygiene zwischen 1920 und 1960. Matthiesen Verlag, Husum 2001 (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 88), S. 259
  3. a b c Claudia Sybille Kiessling: Dr. med. Hellmuth Unger : (1891 - 1953); Dichterarzt und ärztlicher Pressepolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, Matthiesen, Husum 1999, (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften ; 89), S. 139
  4. Horst Schütz: Gesundheitsfürsorge zwischen humanitärem Anspruch und eugenischer Verpflichtung: Entwicklung und Kontinuität sozialhygienischer Anschauungen zwischen 1920 und 1960 am Beispiel von Prof. Dr. Carl Coerper (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Bd. 98), Matthiesen, Husum 2004, S. 252
  5. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/20440715
  6. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 312f.
  7. Wolfram Fischer: Exodus von Wissenschaften aus Berlin: Fragestellungen - Ergebnisse - Desiderate, Akademie der Wissenschaften zu Berlin, S. 44
  8. a b Winfried Süß: Der "Volkskörper" im Krieg: Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939–1945, Oldenbourg Verlag, München 2003, S. 469
  9. Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial, Quellen zum Umfeld. Erschließungsband zur Mikrofiche-Edition. Im Auftrag der Hamburger Stiftung Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Deutsche Ausgabe, Mikrofiche-Edition, München 2000, S. 112