Kurt Walenta

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Kurt Walenta (* 1. Dezember 1927 in Prag, Tschechoslowakei; † 19. November 2021 in Stuttgart) war ein deutscher Mineraloge und Spezialist für spezielle Mineralogie und Lagerstättenkunde vor allem von Lagerstätten im Schwarzwald. Er lebte, lehrte und forschte in Stuttgart in Baden-Württemberg.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurt Walenta wurde 1927 als Sohn von Eduard Walenta und dessen Frau Maria, geb. Rott, in Prag geboren.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er an der Technischen Hochschule Stuttgart, der späteren Universität Stuttgart, Geologie und Mineralogie und legte hier 1953 auch sein Diplom ab. Im Jahre 1956 wurde er ebenfalls in Stuttgart mit einer von Franz Kirchheimer angeregten Arbeit[2] über „Die antimonerzführenden Gänge des Schwarzwaldes[3] an der Fakultät für Natur- und Geisteswissenschaften zum Doctor philosophiae promoviert. Anschließend wurde er Assistent am neubegründeten Institut für Mineralogie und Kristallchemie der Universität Stuttgart.[2] Im Jahre 1962 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes.[4][5][6] Im Jahre 1967 wurde Walenta zum Wissenschaftlichen Rat und ein Jahr später zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Von 1972 bis 1994 war er Direktor des Instituts für Mineralogie und Kristallchemie der Universität Stuttgart. Im Jahre 1994 wurde er emeritiert.[1] Am 19. November 2021 ist Kurt Walenta, der seit 1956 mit Marianne Bleicken verheiratet und Vater zweier Kinder war, in Stuttgart gestorben.[1]

Seine Forschungsgebiete waren[2]:

  • die spezielle Mineralogie und die Lagerstättenkunde
  • Sekundärminerale, insbesondere Arsenatminerale aus Lagerstätten und Vorkommen im Schwarzwald
  • Erzminerale, insbesondere Uranminerale des Schwarzwaldes
  • Lagerstätten im mediterranen Raum

Walentas Hauptaugenmerk galt dem Schwarzwald, wo ihm durch zahlreiche Neu- und Erstbeschreibungen entscheidende Beiträge zur regionalen Mineralogie gelangen. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit Sammlern war wechselseitig – er leistete oft und gern Hilfestellung bei Bestimmungen und erhielt auf diese Weise interessantes Material, welches häufig die Grundlage seiner Mineral-Erstbeschreibungen bildete. Sein diesbezügliches Hauptwerk ist das Buch Die Mineralien des Schwarzwaldes und ihre Fundstellen.[7]

Walenta ist Autor von mehreren hundert Veröffentlichungen über neue Minerale, ihre Mineralogie, Kristallographie und Kristallchemie. Durch die ihm zugeschriebene Beteiligung an der Erstbeschreibung von 55 Mineralen[8] ist Kurt Walenta der mit weitem Abstand produktivste und erfolgreichste Erstbeschreiber von Mineralen in Deutschland – noch vor August Breithaupt, dem bereits im 19. Jahrhundert über 40 Erstbeschreibungen gelangen.

Zu den von Walenta und Kollegen erstbeschrieben Mineralen zählen:

Seit seiner Habilitation galt Kurt Walenta als Spezialist für Uranminerale insbesondere aus der Uranlagerstätte im Krunkelbachtal bei Menzenschwand unweit St. Blasien im Landkreis Waldshut, Regierungsbezirk Freiburg, Baden-Württemberg. Diese Lagerstätte ist Typlokalität für sieben Uranminerale – an der Erstbeschreibung von sechs dieser Minerale (Arsenovanmeersscheit, Heisenbergit, Joliotit, Nielsbohrit, Uranosilit und Uranotungstit) war Walenta beteiligt. Die von ihm entdeckten und erstbeschriebenen Minerale haben ihre Typlokalitäten nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz (Grimselit[10] vom Kabelstollen Gerstenegg-Sommerloch im Grimselgebiet, Aarmassiv, Amtsbezirk Oberhasli, Kanton Bern), Österreich (Admontit[11] aus dem ehemaligen Gipssteinbruch Schildmauer bei Admont, Bezirk Liezen, Steiermark), Bolivien (Colquiriit[12] aus der Miniera Colquiri bei Colquiri, Provinz Inquisivi, La Paz, und Povondrait (als Ferridravit)[13] aus dem Cristalmayu-Tal bei Cristalmayu im Bergbaubezirk Alto Chapare in der gleichnamigen Provinz Chapare, Departamento Cochabamba) sowie Frankreich (Ferrarisit[14] aus dem Sankt-Jakob-Gang der Grube Gabe Gottes, Neuenberg bei Sainte-Marie-aux-Mines, Arrondissement Colmar-Ribeauvillé, Département Haut-Rhin, Region Grand Est).

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurt Walenta war Mitglied der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, des Oberrheinischen Geologischen Vereins, der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie und des Vereins der Freunde von Mineralien und Bergbau Oberwolfach e. V.[1] In letzterem Verein, den er wissenschaftlich beriet und in dessen Publikation Der Erzgräber er zahlreiche Artikel veröffentlichte, war er seit 2015 auch Ehrenmitglied.[8]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihm zu Ehren und aufgrund seiner bedeutenden Beiträge zur Mineralogie von Arsenaten und Phosphaten insbesondere aus dem Schwarzwald benannten Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, Willard L. Roberts, Thomas J. Campbell und Robert A. Ramik im Jahre 1988 ein auf Material aus dem Pegmatit der White Elephant Mine am Cicero Peak bei Pringle im Custer Mining District, Custer County im Bundesstaat South Dakota der Vereinigten Staaten neu entdecktes Calcium-Eisen-Arsenat-Phosphat als Walentait.[15] Auch die Bezeichnungen für Natrowalentait[16] und die die Minerale Walentait, Natrowalentait, Halilsarpit und Alcantarillait umfassende Walentait-Gruppe[17] beziehen sich auf Kurt Walenta.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kurt Walenta: Die antimonerzführenden Gänge des Schwarzwaldes (Dissertation aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Mitteilungen aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart N. F. (= Jahreshefte des geologischen Landesamtes in Baden-Württemberg. Band 2). Band 66, 1957, S. 13–67.
  • Kurt Walenta: Beiträge zur Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes (zugleich Habilitationsschrift aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 9, 1964, S. 111–174, doi:10.1007/BF01127780 (1. Teil: Zeunerit und Meta-Zeunerit, Novacekit I, Novacekit II und Meta-Novacekit, Meta-Kirchheimerit und Meta-Kahlerit, außerdem die beiden auf künstlichem Wege dargestellten höheren Hydrationsstufen der beiden letztgenannten Glieder, Kirchheimerit und Kahlerit).
  • Kurt Walenta: Beiträge zur Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes (zugleich Habilitationsschrift aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 9, Nr. 3, 1965, S. 252–282, doi:10.1007/BF01128088 (2. Teil: Uranospinit, Meta-Uranospinit, Heinrichit und Meta-Heinrichit).
  • Kurt Walenta: Beiträge zur Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes (zugleich Habilitationsschrift aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 11, 1966, S. 121–164, doi:10.1007/BF01127708 (3. Teil: Aluminium- und Eisenarsenate; Minerale der Beudantit-Crandallitgruppe sowie der Pharmakosideritgruppe).
  • Kurt Walenta: Mineralien aus dem Schwarzwald : die im Schwarzwald auftretenden Mineralien und ihre Vorkommen; ein Handbuch für den Sammler. 1. Auflage. Franckh, Stuttgart 1979, ISBN 3-440-04713-X, S. 1–127.
  • Kurt Walenta: Die Mineralien des Schwarzwaldes und ihre Fundstellen. 1. Auflage. Christian Weise, München 1992, ISBN 3-921656-24-9, S. 1–336.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Kull: Geschichte der Geo- und Biowissenschaften. In: Johannes H. Voigt (Hrsg.): Festschrift zum hundertfünfzigjährigen Bestehen der Universität Stuttgart. 1. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01937-1, S. 277–329, doi:10.18419/opus-2248 (researchgate.net [PDF; 21,0 MB; abgerufen am 9. August 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eintrag zu Walentaite bei mindat.org, abgerufen am 30. Januar 2022.
  • Eintrag zu Natrowalentaite bei mindat.org, abgerufen am 30. Januar 2022.
  • Eintrag zu Walentaite Group bei mindat.org, abgerufen am 30. Januar 2022.
  • Stefan Schorn und andere: Walenta, Kurt. In: mineralienatlas.de. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  • World Biographical Encyclopedia: Kurt Walenta. In: prabook.com. Abgerufen am 30. Januar 2022 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d World Biographical Encyclopedia: Kurt Walenta. In: prabook.com. Abgerufen am 30. Januar 2022 (englisch).
  2. a b c Ulrich Kull: Geschichte der Geo- und Biowissenschaften. In: Johannes H. Voigt (Hrsg.): Festschrift zum hundertfünfzigjährigen Bestehen der Universität Stuttgart. 1. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01937-1, S. 277–329, doi:10.18419/opus-2248 (researchgate.net [PDF; 21,0 MB; abgerufen am 9. August 2018]).
  3. Kurt Walenta: Die antimonerzführenden Gänge des Schwarzwaldes (Dissertation aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Mitteilungen aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart N. F. (= Jahreshefte des geologischen Landesamtes in Baden-Württemberg. Band 2). Band 66, 1957, S. 13–67.
  4. Kurt Walenta: Beiträge zur Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes (zugleich Habilitationsschrift aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 9, 1964, S. 111–174, doi:10.1007/BF01127780 (1. Teil: Zeunerit und Meta-Zeunerit, Novacekit I, Novacekit II und Meta-Novacekit, Meta-Kirchheimerit und Meta-Kahlerit, außerdem die beiden auf künstlichem Wege dargestellten höheren Hydrationsstufen der beiden letztgenannten Glieder, Kirchheimerit und Kahlerit).
  5. Kurt Walenta: Beiträge zur Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes (zugleich Habilitationsschrift aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 9, Nr. 3, 1965, S. 252–282, doi:10.1007/BF01128088 (2. Teil: Uranospinit, Meta-Uranospinit, Heinrichit und Meta-Heinrichit).
  6. Kurt Walenta: Beiträge zur Kenntnis seltener Arsenatmineralien unter besonderer Berücksichtigung von Vorkommen des Schwarzwaldes (zugleich Habilitationsschrift aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Technischen Hochschule Stuttgart). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 11, 1966, S. 121–164, doi:10.1007/BF01127708 (3. Teil: Aluminium- und Eisenarsenate; Minerale der Beudantit-Crandallitgruppe sowie der Pharmakosideritgruppe).
  7. Kurt Walenta: Die Mineralien des Schwarzwaldes und ihre Fundstellen. 1. Auflage. Christian Weise, München 1992, ISBN 3-921656-24-9, S. 1–336.
  8. a b Stefan Schorn und andere: Walenta, Kurt. In: mineralienatlas.de. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  9. Stuart J. Mills, Michael S. Rumsey, Georges Favreau, John Spratt, Matti Raudsepp, Mauricio Dini: Bariopharmacoalumite, a new mineral species from Cap Garonne, France and Mina Grande, Chile. In: Mineralogical Magazine. Band 75, Nr. 1, 2011, S. 135–144, doi:10.1180/minmag.2011.075.1.135.
  10. Kurt Walenta: Grimselit, ein neues Kalium-Natrium-Uranylkarbonat aus dem Grimselgebiet (Oberhasli, Kt. Bern, Schweiz). In: Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen (Bulletin suisse de minéralogie et pétrographie). Band 52, Nr. 1, 1972, S. 69–177, doi:10.5169/seals-40599.
  11. Kurt Walenta: Admontit, ein neues Boratmineral aus der Gipslagerstätte Schildmauer bei Admont in der Steiermark (Österreich). In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 26, Nr. 1–2, 1979, S. 69–177, doi:10.1007/BF01081292, bibcode:1979TMPM...26...69W.
  12. Kurt Walenta, Bernd Lehmann, Martina Zwiener: Colquiriite, a new fluoride mineral from the Colquiri tin ore deposit, Bolivia. In: Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mittheilungen. Band 27, Nr. 4, 1980, S. 275–281, doi:10.1007/BF01159266 (englisch).
  13. Kurt Walenta, Pete J. Dunn: Ferridravite, a new mineral of the tourmaline group from Bolivia. In: The American Mineralogist. Band 64, Nr. 9–10, 1979, S. 945–948 (englisch, minsocam.org [PDF; 377 kB; abgerufen am 30. Januar 2022]).
  14. Hubert Bari, François Permingeat, Roland Pierrot, Kurt Walenta: La ferrarisite Ca5H2(AsO4)4.9H2O, une nouvelle espèce minérale dimorphe de la guérinite. In: Bulletin de Minéralogie. Band 103, Nr. 5, 1980, S. 533–540, doi:10.3406/bulmi.1980.7417 (französisch, persee.fr [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 30. Januar 2022]).
  15. Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, Willard L. Roberts, Thomas J. Campbell, Robert A. Ramik: Walentaite, a new calcium iron arsenate phosphate from the White Elephant mine, Pringle, South Dakota. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 1984, 1984, S. 169–174.
  16. Ian E. Grey, Rupert Hochleitner, Christian Rewitzer, Alan Riboldi-Tunnicliffe, Anthony R. Kampf, Colin M. MacRae, W. Gus Mumme, Melanie Kaliwoda, Henrik Friis, Carlos U. Martin: The walentaite group and the description of a new member, alcantarillaite, from the Alcantarilla mine, Belalcázar, Córdoba, Andalusia, Spain. In: Mineralogical Magazine. Band 84, Nr. 3, 2020, S. 412–419, doi:10.1180/mgm.2020.18.
  17. Ian E. Grey, W. Gus Mumme, Anthony R. Kampf, Colin M. MacRae, N. C. Wilson: Natrowalentaite, a new mineral from the Griffins Find gold deposit, Western Australia. In: Australian Journal of Mineralogy. Band 20, 2019, S. 7–15.