Lü GR

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GR ist das Kürzel für den Kanton Graubünden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens zu vermeiden.
Wappen von Lü
Wappen von Lü
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Engiadina Bassa/Val Müstair
Politische Gemeinde: Val Müstairi2
Postleitzahl: 7534
frühere BFS-Nr.: 3842
Koordinaten: 824376 / 167752Koordinaten: 46° 37′ 24″ N, 10° 22′ 8″ O; CH1903: 824376 / 167752
Höhe: 1920 m ü. M.
Fläche: 6,87 km²
Einwohner: 63 (31. Dezember 2008)
Einwohnerdichte: 9 Einw. pro km²
Website: www.cdvm.ch
Lü GR
Lü GR

Lü GR

Karte
Karte von Lü
Karte von Lü
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([ly]/?) ist eine Ortschaft im schweizerischen Münstertal.

Lü war bis zum 31. Dezember 2008 eine politische Gemeinde im Kreis Val Müstair im Bezirk Inn des Kantons Graubünden in der Schweiz. Per 1. Januar 2009 fusionierte Lü mit den übrigen Schweizer Gemeinden der Talschaft (Fuldera, Müstair, Santa Maria Val Müstair, Tschierv und Valchava) zur Gemeinde Val Müstair.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lü liegt auf einer Sonnenterrasse links des Rombaches und umfasst den Weiler Lüsai, nicht aber die Talsohle. Die ehemalige Gemeinde Lü liegt im Val Müstair.[1] Mit 1920 m ü. M. war Lü nach Avers (1960 m) und Chandolin (1936 m) die dritthöchstgelegene politische Gemeinde der Schweiz.

Auf dem Ortsschild der Gemeinde stand früher sogar die Angabe il cumün politic sitüa il plü ot in Europa (rätoromanisch für „die höchstgelegene politische Gemeinde Europas“) – ein Superlativ, der in Reiseführern und -reportagen oft kolportiert wird, aber nur der Gemeinde Saint-Véran (2040 m) in den französischen Alpen zusteht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Münstertal mit Fuldera, Tschierv und Lü. Aufnahme von Werner Friedli, 1954
Zerstörte Gebäude in Lü Daint nach dem Lawinenwinter 1951

Im Zuge des vom Kloster Müstair ausgehenden Landesausbaus wurde Lü ab dem 12. Jahrhundert besiedelt. Am Weg über den Pass da Costainas nach S-charl und Scuol, der durch Lü führte, befand sich wahrscheinlich eine Säumerstation. Lü wurde 1466 als Lug urkundlich erwähnt.[1]

Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts gehörte Lü kirchlich zu St. Maria. Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. Danach war Lü mit der Pfarrei Fuldera verbunden; in den 1820er Jahren hatte es einen eigenen Pfarrer.[1]

1854 bis 2008 war Lü eine selbstständige Gemeinde. Durch den Ausbau der Ofenpassstrasse 1870 bis 1872 geriet es noch mehr ins Abseits. Zeitweise gab es in Lü Getreideanbau, doch vorherrschend war stets die Viehwirtschaft.[1] 1878 fusionierte die bis dahin selbstständige Gemeinde Lüsai mit Lü.

Am 21. Januar 1951 ging in Lü Daint nordwestlich des Dorfes vom Berg Muntet kurz nach Mitternacht eine Lawine nieder. Drei Menschen wurden verschüttet und konnten nur noch tot geborgen werden. Sieben Häuser, acht Ställe, das Schulhaus und eine Kirche wurden zerstört oder beschädigt. Ein Pferd, eine Kuh, ein Schwein und vier Ziegen kamen ums Leben, eine Hektare Wald war zerstört.[2]

2008 wurde eine Gemeindefusion von Lü mit fünf weiteren Gemeinden zur Gemeinde Val Müstair umgesetzt, ein Projekt, das vom Kanton Graubünden mit 8,6 Millionen Franken unterstützt wurde. Während sich am 18. April 2008 sämtliche anderen betroffenen Gemeinden mit insgesamt 527 zu 105 Stimmen für die Fusion aussprachen, stimmte die Gemeindeversammlung von Lü mit 18 Nein- gegen 17 Ja-Stimmen dagegen. Da eine Fusion die Zustimmung sämtlicher betroffenen Gemeinden erfordert, war das Projekt vorläufig gescheitert. Daraufhin stellte der Gemeindevorstand von Lü einen Wiedererwägungsantrag. Am 24. April 2008 in einer neuerlichen Gemeindeversammlung wurde mit 30 zu 0 Stimmen die Fusion gutgeheissen. Als Grund für den Stimmungswandel wurde genannt, die Gegner der Fusion hätten gehofft, andere Gemeinden würden ebenfalls Nein stimmen.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1835 1850 1900 1950 1980 2000 2007
Einwohner 74 95 59 56 56 62 65

Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Tal spricht man Jauer, eine bündnerromanische Mundart. Schriftsprache ist Vallader. Bis 1990 war die Gemeinde fast einsprachig Romanisch. 1910 gaben 90 %, 1941 96 % und 1970 94 % diese Sprache als Muttersprache an. 1990 hatten 98 % und im Jahr 2000 87 % der Einwohner Romanischkenntnisse. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:

Sprachen in Lü
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 4 7,14 % 5 9,09 % 11 17,74 %
Rätoromanisch 51 91,07 % 50 90,91 % 51 82,26 %
Einwohner 56 100 % 55 100 % 62 100 %

Herkunft und Nationalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Ende 2005 63 Bewohnern waren 62 (98 %) Schweizer Staatsangehörige.

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Blocher (* 1940), alt Bundesrat und ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Ems-Chemie AG[3]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche Lü

Beschreibung: In Blau drei silberne Sensenblätter querrechts gestellt. Die Sensenblätter symbolisieren die prächtigen Wiesen der Gemeinde, die Dreizahl steht für die Teilorte Lü, Lüsai und Lüdaint.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alpine Astrovillage
  • Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche.
  • Wohnhaus mit sgraffitoähnlicher Dekoration, datiert 1587.[4]
  • Im Dezember 2009 wurde ein Zentrum für öffentliche Himmelsbeobachtung und Amateur-Astrofotografie Alpine Astrovillage Lü-Stailas eröffnet, das im Dezember 2019 wieder geschlossen wurde.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lü – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Paul Eugen Grimm: Lü. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  2. gra-nat.ch
  3. News.ch
  4. Wohnhaus (Foto) auf baukultur.gr.ch
  5. Website Astrovillage