Landgericht Seligenstadt

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Schloss Steinheim (heute: Museum Schloss Steinheim), Gerichtssitz bis 1835
Kloster Seligenstadt, Gerichtssitz nach 1835

Das Landgericht Seligenstadt (bis 1835 Landgericht Steinheim) war von 1821 bis 1879 ein Landgericht des Großherzogtums Hessen in der Provinz Starkenburg, zunächst mit Sitz in Groß-Steinheim, ab 1835 in Seligenstadt.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1821 trennte das Großherzogtum Hessen auch auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung. Für die Verwaltung wurden Landratsbezirke geschaffen, die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichten übertragen.

Der Landratsbezirk Seligenstadt erhielt die Zuständigkeit für die Verwaltung der gleichzeitig aufgelösten Ämter Seligenstadt, Amt Steinheim, Teile des Amtes Babenhausen und das Amt Heusenstamm. Das Landgericht Steinheim übernahm im gleichen Bereich die zuvor durch die Ämter wahrgenommenen Aufgaben der Rechtsprechung.[1]

Bezirk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gerichtsbezirk umfasste:

Gemeinde Herkunft Zugang Abgang Nach
Babenhausen Amt Babenhausen 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Bieber Amt Steinheim 1821 1853 Landgericht Offenbach
Dietesheim Amt Steinheim 1821 1853 Landgericht Offenbach
Dudenhofen Amt Babenhausen 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Froschhausen Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Groß-Steinheim Amt Steinheim 1821 1879 Amtsgericht Offenbach
Hainhausen Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Hainstadt Amt Steinheim 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Harreshausen Amt Babenhausen 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Hausen Amt Heusenstamm
Patrimonialgericht
1821 1853 Landgericht Offenbach
Hergershausen Amt Babenhausen 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Heusenstamm Amt Heusenstamm
Patrimonialgericht
1821 1853 Landgericht Offenbach
Jügesheim Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Klein-Auheim Amt Steinheim 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Klein-Krotzenburg Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Klein-Steinheim Amt Steinheim 1821 1879 Amtsgericht Offenbach
Klein-Welzheim Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Lämmerspiel Amt Steinheim 1821 1853 Landgericht Offenbach
Mainflingen Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Mühlheim Amt Steinheim 1821 1853 Landgericht Offenbach
Nieder-Roden Landgericht Langen 1853 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Ober-Roden Landgericht Langen 1853 1879 Amtsgericht Langen
Obertshausen Amt Heusenstamm
Patrimonialgericht
1821 1853 Landgericht Offenbach
Rembrücken Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Seligenstadt Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Sickenhofen Amt Babenhausen 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Weiskirchen Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt
Zellhausen Amt Seligenstadt 1821 1879 Amtsgericht Seligenstadt

Weitere Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits am 24. Oktober 1834 war entschieden worden, dass der Sitz des Gerichts nach Seligenstadt verlegt und die Bezeichnung entsprechend geändert werden sollte. Zum 1. Juli 1835 wurde das dann vollzogen.[2]

Durch mehrere Verwaltungsreformen, 1832, 1848 und zuletzt 1852 hatten sich nicht nur die Bezeichnungen der Verwaltungsbezirke, sondern auch deren Grenzen geändert. Um das wieder anzugleichen, revidierte das Großherzogtum 1853 in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen umfassend die Zuständigkeitsbereiche der Gerichte. Die Folge waren auch Änderungen für den Sprengel des Landgerichts Seligenstadt[3] (siehe Übersicht).

Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[4] So ersetzte das Amtsgericht Seligenstadt das Landgericht Seligenstadt. „Landgerichte“ nannten sich nun die den Amtsgerichten direkt übergeordneten Obergerichte. Das Amtsgericht Seligenstadt wurde dem Bezirk des Landgerichts Darmstadt zugeordnet.[5]

Gerichtsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Steinheim war das Gericht bis 1835 im Schloss Steinheim, in Seligenstadt dann anschließend ab 1835 im ehemaligen Kloster Seligenstadt untergebracht.[6]

Richter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. Bekanntmachung, die Verlegung des Landgerichtssitzes von Steinheim nach Seligenstadt betreffend vom 12. Mai 1835. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 29 vom 21. Mai 1835, S. 277.
  3. Bekanntmachung betreffend
    1) die Aufhebung der Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Darmstadt, Waldmichelbach, Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Stadt- und Landgerichts-Bezirke in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen
    vom 15. April 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19 vom 26. April 1853, S. 221–230 (225).
  4. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  5. §§ 2, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  6. Anja Kalinowski: Die ehemalige Benediktinerabtei Seligenstadt. Führer durch die Klosteranlage und Schauräume = Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Broschüre 30. Schnell + Steiner, 2. Aufl. Regensburg 2008, S. 11.