Leopoldsprudel

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Der Leopoldsprudel
im Bad Salzufler Kurpark (2022)

Der Leopoldsprudel ist die älteste Thermalquelle und mit seinem Rundtempel zugleich Wahrzeichen der Stadt Bad Salzuflen im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe in Deutschland.

Seit dem 23. Februar 1990 ist der Brunnentempel mit der Nummer 108 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Grundlage für die Aufnahme als Baudenkmal ist das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalens (DSchG NRW).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Leopoldsprudel steht im Bad Salzufler Kurpark, zwischen der Parkstraße im Westen und der Lietholzstraße im Osten.

In unmittelbarer Nähe des Leopoldsprudels stehen heute die Wandelhalle, die Konzerthalle und das Kurhaus.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bohrturm (1906)
8. September 1906: Fürst Leopold (6. von rechts) und seine Frau Bertha (4. v. r.) vor dem Bohrturm des späteren Leopoldsprudels.
Der Leopoldsprudel auf einem 10-Pf-Notgeldschein (1921)

Der Bohrpunkt wurde durch den preußischen Landesgeologen und Geheimen Bergrat, Professor Dr. August Leppla (1859–1924), ausgewählt.[1]

Die zwischen Ende Oktober 1905 und dem 2. März 1906 erschlossene erste Tiefenbohrung einer starken kohlensäurehaltigen Thermalquelle brachte dem Sol-Thermalbad Salzuflen den bahnbrechenden Erfolg. Das aufschäumende Bohrwasser löste während der Bohrarbeiten (1905/06 – das obere Foto zeigt den Bohrturm) bei seiner Einleitung in die Salze bis zur Bega und Werre ein Fischsterben aus, der Salzgehalt übertraf aber den der bisher genutzten Paulinen- und Sophienquelle fast um das Doppelte. Unmittelbar nach der Bohrung floss das Thermalwasser aus dem Unteren Muschelkalk mit 70 Kubikmeter/Stunde artesisch aus.[2] Damit war die Existenz des Bades gefestigt und Salzuflen in die Reihe der Thermalbäder eingetreten. Eine spontane Kundgebung durch Böllerschüsse und Flaggenschmuck bewies das allgemeine Interesse der Bevölkerung an diesem besonderen Ereignis.[3]

„Wir beehren uns, Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß bei der Bohrung im Kurpark die Erschließung einer kräftigen kohlensäurereichen Thermalquelle erfolgt ist, deren Ausnutzung und Fassung unsere weitere Aufgabe sein soll. Mit Dank gegen Gott, den Spender des Sprudels aus dem nieversiegbaren Borne seiner Güte und Gnade, geben wir dem Wunsch und der Hoffnung Ausdruck, daß der leidenden Menschheit ein reicher Segen von diesem Quell zuteil werden und den gesunden Menschen es nie an Dank für Gottes Gabe fehlen möge.“

Mitteilung der Fürstlichen Badeverwaltung, 3. März 1906.

Am 8. September 1906 besuchten Fürst Leopold, seine Frau Bertha von Hessen-Philippsthal-Barchfeld und Mitglieder des lippischen Hofstaats unter Führung des Salineninspektors, Gustav Horstmann, das Bohrgelände. Ihr Besuch war Auslöser für viele wichtige Entscheidungen in der Nutzbarmachung auf Aufwärtsentwicklung des Thermalbades.

Ein gutes Jahr später, am 24. Juli 1907, erfolgte die Thermalsprudel-Weihe. Taufpate und Namensgeber wurde der letzte regierende Fürst Lippes, Leopold IV. Im Beisein seiner Frau sowie den Kindern, Julius, Leopold und Karoline, kam der Fürst im Automobil aus Detmold und nahm an den Feierlichkeiten mit Kurkapelle, Abendessen und Feuerwerk teil.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sommer 1910 wurde die Quelle mit einem Rundtempel überbaut.

Der Entwurf des Bielefelder Architekten Bernhard Kramer[4], in Anlehnung an griechisch-römische Vorbilder und barocke Schlosspavillons wie der Antikentempel in Sanssouci oder der Temple de l’Amour in Versailles sowie die Quellentempel in Homburg, Karlsbad, Marienbad oder Pyrmont, erhielt acht kannelierte Säulen aus Stahlbeton und eine kupfergedeckte Kuppel auf einem Stufenpodest.

Geologie und Hydrogeologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Salzufler Quellen dienten ursprünglich der Salzgewinnung und sind heute mit noch neun vorhandenen Quellen und Brunnen ein wesentlicher Bestandteil des Kur- und Bäderbetriebes der Stadt. Sie sind an ein tektonisches Störungssystem im Salzetal gebunden. Die Gegend gehört regionalgeologisch zum tektonisch stark gestörten Randbereich des Westfälisch-Lippischen-Keuper-Berglandes. Entlang der Tiefenstörungen dringen mobilisierte Tiefengrundwässer an die Oberfläche. Im Untergrund löst Kohlensäure, das aus einem erkalteten tertiärzeitlichen Magma stammt, salinare Gesteine des Zechsteins, Röts und Mittlerem Muschelkalk und transportiert die Lösungsfrachten entlang der tiefreichenden Störungen. Bei einigen Quellen vermischt sich das salinare Tiefengrundwasser mit Süßwasser, so dass die Quellen durch unterschiedliche hydrogeochemische Charakteristik gekennzeichnet sind.[5]

Schichtenverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die über 530 Meter tiefe Bohrung des Leopoldsprudels wurde folgendes Schichtenverzeichnis belegt:

bis −1,2 Meter Alluvium
bis −9,0 Meter Diluvium
bis −228,0 Meter Mittlerer Keuper
bis −288,0 Meter Unterer Keuper
bis −321,0 Meter Oberer Muschelkalk
bis −407,0 Meter Mittlerer Muschelkalk
bis −525,0 Meter Unterer Muschelkalk
bis −534,5 Meter Oberer Buntsandstein

Schon in den Schichten des Keupers hatten sich bedeutende Quellzuflüsse gezeigt, im unteren Muschelkalk erfolgte eine gewaltige Zunahme an Schüttung, Salzgehalt, Wärme und freier Kohlensäure.[6]

Sole[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wasser, das mindestens 14 Gramm gelöster Stoffe pro Liter enthält, wird als „Sole“ (aus spätmittelhochdeutsch sul, sol für „Salzbrühe“) bezeichnet. Wenn Sole mit mehr als 20 °C an die Erdoberfläche gelangt, wird sie als „Thermalsole“ bezeichnet.[7][8]

Beim Leopoldsprudel sprudeln aus einer Tiefe von 534 Metern durchschnittlich 1500 bis 2000 Liter Sole pro Stunde. Diese kohlensäurehaltige Thermalquelle hat eine Auslauftemperatur von 21,7 °C, 7,1 Prozent Mineralgehalt und 1298 Milligramm pro Kilogramm Kohlendioxid-Gehalt.

Mineralgehalt des Leopoldsprudels[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Angaben in Gramm je Liter gemäß Analyse um 1925[9]

Chlorsalze Chlornatrium Chlorkalium Chlorlithium Chlormagnesium Chlorkalzium
59,7616 52,5095 1,6853 0,0164 3,0500 2,5004
Nebenbestandteile schwefelsaures
Kalzium
doppeltkohlensaures
Kalzium
doppeltkohlensaures
Magnesium
doppeltkohlensaures
Eisenoxydul
doppeltkohlensaures
Manganoxydul
6,7200 4,5825 1,8944 0,0960 0,1250 0,0031

Alle Angaben in Milligramm je Liter gemäß Analyse im Jahr 1955[10]

Anionen Brom Chlorid Fluorid Hydrogencarbonat Jodid Nitrat Nitrit Sulfat
1955 32,55 39.458 k. A. 1.616,5 1,35 0,5 0 2.959,6
Kationen Aluminium Ammonium Calcium Eisen Kalium Lithium Magnesium Mangan Natrium Strontium
1955 3,88 2,44 3.020 38,44 313 1,75 532,6 0,11 23.175 45,5

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sole des Leopoldsprudels wird heute für medizinische Bäder genutzt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans-Joachim Bindszus: Die Mineralquellen von Bad Salzuflen in Vergangenheit und Gegenwart. In: „Heimatland Lippe“ – Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe. Band 4. Detmold 1969, S. 135 ff.
  • Dr. Rainer Lübking (Hrsg.): Sole in Bad Salzuflen – Interessantes und Wissenswertes zum Schatz aus der Tiefe. Bergmann.Druck, Bad Salzuflen-Schötmar 2014, ISBN 978-3-00-043444-0.
  • Monica und Günter Rau: Fürstliches Sol-Thermal-Bad Salzuflen. MR Verlag, Bad Salzuflen 1898, ISBN 3-9802027-0-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leopoldsprudel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Prof. Dr. phil. A. Mestwerdt: Die Heilquellen von Bad Salzuflen und ihre geologische Entstehung. In: Führer von Bad Salzuflen, Berlin, um 1925, Seite 13.
  2. Werner Käß, Hanna Käß: Deutsches Bäderbuch. Hrsg.: Vereinigung für Bäder und Klimakunde e.V. 2. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2008, ISBN 978-3-510-65241-9, S. 855 – 862.
  3. Eduard Liefländer: Festschrift zur Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens der katholischen Pfarrgemeinde Bad Salzuflen in Lippe am 1. Oktober 1926. Bonifatius-Druckerei, Paderborn 1926, Kapitel 2: Bad Salzuflen seit 1818, S. 37.
  4. Stadtgeschichte(n): Das „ungebaute“ Bad Salzuflen. In: Salzstreuner. 17. April 2018, abgerufen am 19. Mai 2022.
  5. Gerd Michel: Würdigung der Heilquellen von Bad Salzuflen aus geologischer Sicht. In: Heilquelle und Kurort. Band 40. Flöttmann, Gütersloh, S. 264 – 269.
  6. Prof. Dr. phil. A. Mestwerdt: Die Heilquellen von Bad Salzuflen und ihre geologische Entstehung. In: Führer von Bad Salzuflen, Berlin, um 1925, Seite 16.
  7. Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. 12., überarb. und erw. Auflage. Spektrum, Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-1810-4, S. 154.
  8. Deutscher Heilbäderverband e. V.: Begriffsbestimmungen: Qualitätsstandards für die Prädikarisierung von Kurorten, Erholungsorten und Heilbrunnen. 12. Aufl., Bonn, 2005
  9. Prof. Dr. phil. A. Mestwerdt: Die Heilquellen von Bad Salzuflen und ihre geologische Entstehung. In: Führer von Bad Salzuflen, Berlin, um 1925, Seite 16.
  10. Andreas Thurner: Hydrogeologie, Seite 17; 1955

Koordinaten: 52° 5′ 17,2″ N, 8° 45′ 8″ O