Linzer Domfenster

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Die Linzer Domfenster befinden sich im Neuen Linzer Dom und stellen einen Bilderzyklus mit 77 Fenstern dar, deren Farbigkeit dem Kircheninneren einen besonderen Charakter verleiht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten, vom Dombauverein finanzierten Gemäldefenster wurden von Johann Klein entworfen und 1868 in der Votivkapelle eingesetzt.[1]

Im Jahr 1910 befasste sich das Dombaukomittee mit der Beschaffung der Fenster für das Lang- und Querschiff des Domes.[2] Bischof Rudolph Hittmair äußerte in einem Rundschreiben im September 1910 den Wunsch, dass die Fenster-Gemälde Personen, Orte und Landschaften Oberösterreichs darstellen sollten.[2] Die 44 Fenster im Lang- und Querschiff wurden meist von Förderern aus dem Großbürgertum und Adel oder von Vereinen finanziert. Sie wurden in den Jahren 1913 bis 1916 angefertigt, wegen der kriegsbedingten Bauverzögerungen aber erst 1922 bis 1924 eingesetzt.[3] Die dreizehn Meter hohen und acht Meter breiten Rosetten über den beiden Seitenportalen und hinter der Rudigierorgel wurden 1917 bei der Tiroler Glasmalerwerkstätte in Auftrag gegeben.[3]

Während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Fenster beschädigt. Die größten Schäden verursachte der Bombenangriff vom 20. Jänner 1945, der die Glasgemäldefenster im Kapellenkranz völlig zerstörte.

Bei der Instandsetzung der Fenster nach Kriegsende sind den Ausführenden einige Irrtümer unterlaufen:

  • im Fenster der Geburt Christi wurden die zwei mittleren Detailfenster mit den Gewändern und Beinen der Hirten (in der dritten Reihe von unten) irrtümlich vertauscht
  • im Fenster „Der zwölfjährige Jesus im Tempel und die Hochzeit zu Kana“ befinden sich in der untersten Reihe zwei Widmungen, die ins Fenster der Geburt Christi gehören und also mit den zwei Wappen in der untersten Reihe vertauscht wurden

Im Jahr 1994 wurden die Fenster im Kapellenkranz eingesetzt.[1] Während der im Mai 2019 begonnenen, etwa 10 Jahre langen Domrenovierung werden auch die Domfenster saniert.

Gemäldefenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Linzer Fenster
Linzer Fenster – Zentrum

Die meisten Glasgemälde zeigen sakrale Themen (Mariä Empfängnis, Verkündigung und Krönung; Werke der Tugend, sieben Hauptsünden) und Ereignisse rund um den Dombau (Grundsteinlegung 1862, Versehgang zu Bischof Franz Joseph Rudigier 1884, Pilgerzüge nach Jerusalem 1900 und 1910, Glockenweihe 1902, Bischofsweihe von Dr. Rudolph Hittmair 1909, Domweihe).

Von hohem geschichtlichen Interesse ist das sogenannte Linzer Fenster mit folgenden Persönlichkeiten:[4]

Es gibt viele Darstellungen aus Oberösterreich:[5]

Dargestellte europäische Wallfahrtsziele:

Darstellungen aus dem Heiligen Land:

Neue Fenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neue Domfenster (links vorne)
Neue Domfenster (rechts vorne)

Die Fenster im Kapellenkranz, die während des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört worden waren, wurden im Herbst 1994 durch moderne Fenster nach Entwürfen von Karl-Martin Hartmann aus Wiesbaden ersetzt.[1]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Details der Glasgemälde mit ihren hunderten Figuren, Symbolen, Wappen und Inschriften sind vom entfernten Betrachter am Boden teils schwierig zu erkennen. Das gilt im Besonderen für die Hochschifffenster. Etliche Texte sind zeitgebunden, zum Beispiel „Für Kaiser und Vaterland“ im Fenster des Volksvereins.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Florian Oberchristl: Die neuen Gemäldefenster des Linzer Doms. Verlag der Christlichen Kunstblätter, Linz 1924 (landesbibliothek.at).
  • Gottfried Schicklberger: Die großen Glasgemälde des Maria-Empfängnis-Domes zu Linz. Mit einem kunsthistorischen Beitrag von Dr. Bernhard Prokisch. Diözesanverein zum Dombau (Hrsg.), Kunstverlag Foto Baumgartner, Linz 1995.
  • Walter Frodl: Die kirchlichen Kunstdenkmäler der Stadt Linz. In: Österreichische Kunsttopographie. Band 36, Wien 1964.
  • Markus Kristan: Die monumentale Glasmalerei der Romantik, des Historismus und des Jugendstils in Österreich. Diplomarbeit. Wien 1986.
  • Bernhard Prokisch: Studien zur kirchlichen Kunst Oberösterreichs im 19. Jahrhundert. 3 Bände. Dissertation. Wien 1984.
  • Hans Kral: Die Gemäldefenster des Neuen Domes – ihre Darstellungen und Stifter. In: Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz. 1986, S. 212–222 (ooegeschichte.at [PDF]).
  • Margarete Böhm, Miriam Windsheimer, Marcel Peda (Fotos), Gregor Peda (Fotos): Linz. Die Glasfenster im Maria-Empfängnis-Dom. Kunstverlag Peda Gregor, Passau 2009, ISBN 978-3896437440.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stained glass windows in Neuer Dom (Linz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Die Glasfenster mit dem Seitentitel „Botschaft der alten Domfenster“ auf dioezese-linz.at.
  2. a b Oberchristl 1924, S. 1.
  3. a b Schicklberger 1995, S. 9.
  4. Commons: Linz window – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  5. Oberchristl 1924, S. 9: Grundriss des Domes mit der Reihenzahl und Benennung der Fenster.