Liste der Motetten von Anton Bruckner

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Anton Bruckner komponierte im Laufe seines Lebens etwa 40 Motetten. Als früheste Vertonung schuf er das Pange lingua ca. 1835, als letzte Vexilla regis im Jahr 1892.

Jugendwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 1841 wurde als einziges Werk eine Motette von Bruckner komponiert.

Die wenigen anderen Werke aus dieser Zeit in Grasbergers Katalog[4] sind entweder offensichtlich nicht von Bruckner oder von zweifelhafter Authentizität. Domine, ad adjuvandum me festina, WAB 136 ist eine Komposition von Johann Baptist Weiß.[5] Die fünf Präludien in Es-Dur für Orgel (WAB 127 und 128) und die andere Orgelwerke in Bruckners Präludienbuch sind vermutlich Transkriptionen von Werken Johann Baptist Weiß’ oder anderer Komponisten.[6][7]

Windhaag und Kronstorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seines Aufenthalts als Lehrerassistent in Windhaag (3. Oktober 1841 – 23. Januar 1843) und Kronstorf (23. Januar 1843 – 23. September 1845) komponierte Bruckner die drei frühen Messen Windhaager Messe, Kronstorfer Messe und Messe für den Gründonnerstag. Während seines Aufenthalts in Kronstorf komponierte er auch seine erste Kantate Vergißmeinnicht und einige Motetten:[8]

Sankt Florian[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen dem 23. September 1845 und dem 24. Dezember 1855 war er während seines Aufenthalts als Organist im Stift Sankt Florian komponierte Bruckner das Magnificat, das Requiem, die Missa solemnis, Psalmen 22 und 114 und vier Namenstagskantaten Entsagen, die Arneth-Kantate, die Mayer-Kantate und der Festgesang, sowie folgende Motetten:

  • O Du liebes Jesu-Kind (WAB 145): Diese Motette von 16 Takten in F-Dur für Solist und Orgel ist von ungewisser Urheberschaft. Wenn tatsächlich von Bruckner, vermutlich 1845/1846 komponiert.[21][22]
  • Herz Jesu-Lied (WAB 144): Auch diese 24-taktige Motette B-Dur für Chor und Orgel ist von ungewisser Urheberschaft. Wenn tatsächlich von Bruckner, vermutlich 1845/1846 komponiert.[23][24]
  • Vier Tantum ergo (WAB 41):[25]
    • Erste Fassung: Diese vier Tantum ergo von 24 Takten (Nr. 1: 25 Takte) plus einem 2- oder 3-taktigen Amen: B-Dur, As-Dur, Es-Dur und C-Dur, für Chor und Orgel ad libitum wurden 1846 komponiert.[23]
    • Zweite Fassung: 1888 nahm Bruckner eine leichte Überarbeitung der vier Tantum ergo vor, die er dann für Chor a cappella komponierte.[3]
  • Tantum ergo D-Dur (WAB 42)[25]
    • Erste Fassung: Dieses fünfte Tantum ergo von 36 Takten in D-Dur für 5-stimmigen Chor (SSATB) und Orgel wurde am 9. Juni 1846 komponiert.[23]
    • Zweite Fassung: 1888 nahm Bruckner auch eine Überarbeitung vor. Die Komposition wurde gekürzt (8 Takte entfernt) und ein 3-taktiges Amen hinzugefügt.[3]
  • In jener letzten der Nächte (WAB 17): eine Passion Choral zum Gründonnerstag von 22 Takten in f-Moll, komponiert in ca. 1848. Zwei Einstellungen:[26][27]
    • Erste Besetzung: für Solist und Orgel,
    • Zweite Besetzung: für Chor a cappella.
  • Zwei Totenlieder: diese zwei Elegien für Chor a cappella wurden 1852 für das Begräbnis von Josef Seiberl komponiert[26][28]
    • Totenlied (WAB 47): 10 Takte, Es-Dur
    • Totenlied (WAB 48): 19 Takte, F-Dur
  • Libera me (WAB 22): Dieses Werk von 94 Takten in f-Moll für 5-stimmigen Chor (SSATB), Orgel, 3 Posaunen und Generalbass (Orgel, Violoncello und Kontrabass) wurde am 28. März 1854 als Absolution für das Begräbnis von Prälat Michael Arneth[26][29] komponiert.
  • Tantum ergo B-Dur (WAB 44): Diese achte Vertonung von 29 Takten in B-Dur für Chor, 2 Trompeten, 2 Violinen und Orgel entstand ca. 1854.[26][30]

Verwandte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Außerdem komponierte Bruckner im Januar 1847 für das Begräbnis seiner Tante Rosalia Mayrhofer zwei Aequale (WAB 114 und 149) in c-Moll für 3 Posaunen.[31][32]
  • Für Arneths Begräbnis komponierte Bruckner auch Vor Arneths Grab (WAB 53), eine 28-taktige Elegie f-Moll für Männerchor (TTBB) und 3 Posaunen.[33][34]

Linz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen dem 24. Dezember 1855 und dem 1. Oktober 1868 hielt sich Bruckner in Linz auf. Während Sechters Unterricht (von Mitte 1855 bis zum 26. März 1861) vollendete Bruckner den Psalm 146, den er während seines Aufenthalts in Sankt Florian verfasst hatte, und komponierte nur wenige kleine Werke, darunter eine einzige Motette:

  • Ave Maria (WAB 5): 52-taktiges Werk; das erste von drei Ave Maria in F-Dur für Chor, Sopran und Altsolisten, Orgel und Violoncello entstand am 24. Juli 1856 als Geschenk an Ignaz Traumihler, den Chorleiter von Sankt Florian.[35][36]

Nach dem Ende von Sechters Unterricht komponierte Bruckner zwei Motetten:

  • Ave Maria (WAB 6): Ein 51-taktiges Werk, das zweite von drei Ave Maria in F-Dur für 7-stimmigen Chor a cappella, das Bruckner im Mai 1861 komponierte, um das Ende von Sechters Unterricht zu feiern.[35][37]
  • Afferentur regi (WAB 1): Ein 38-taktiges Offertorium in F-Dur für Chor und 3 Posaunen ad libitum, komponiert am 7. November 1861.[38][39]

Bis zum 10. Juli 1863 studierte Bruckner weiter bei Otto Kitzler. In dieser Zeit komponierte er das Streichquartett c-Moll, seine ersten Orchesterkompositionen (die Vier Orchesterstücke, die Ouvertüre in g-Moll und die Symphonie in f-Moll) und einige andere Werke wie die Festkantate Preiset den Herrn, der Psalm 112 und Germanenzug. Nach dem Ende von Unterricht komponierte Bruckner nacheinander die Messen Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 3 und seine Erste Symphonie.

Nach dem Ende von Kitzlers Unterricht komponierte Bruckner auch einige Motetten:

  • Pange lingua (WAB 33): Ein 38-taktiges Pange lingua und Tantum ergo im phrygischen Modus, komponiert am 31. Januar 1868.[40][1]
  • Inveni David (WAB 19): Ein 46-taktiges Offertorium in f-Moll für Männerchor und 4 Posaunen, komponiert am 21. April 1868.[40][41]
  • Iam lucis orto sidere (WAB 18)[42]
    • Erste Fassung: Eine 24-taktige Motette in e-Moll (phrygischer Modus), die Bruckner Mitte 1868 komponierte. Zwei Varianten:
      • Erste Besetzung: für Chor a cappella,[40]
      • Zweite Besetzung: für Chor und Orgel.[40]
    • Zweite Fassung: leicht überarbeitet (23 Takte) in g-Moll für Männerchor, 1886.[43]

Verwandte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am Grabe, WAB 2: Eine überarbeitete a-cappella-Version von Vor Arneths Grab, wurde gegen Ende von Sechters Unterricht komponiert, das bei der Beerdigung von Josephine Hafferl aufgeführt werden sollte.[44][45]

Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen dem 1. Oktober 1868 und dem 11. Oktober 1896, während der „Wiener Periode“, widmete Bruckner die meiste Zeit seinen Symphonien, wobei zwischen den Sinfonien Nr. 5 und Nr. 6 das Streichquintett F-Dur, zwischen den Sinfonien Nr. 6 und Nr. 7, dem Te Deum, und zwischen den Symphonien Nr. 8 und Nr. 9, Psalm 150 und die weltliche Kantate Helgoland.

Dazwischen komponierte Bruckner folgende Motetten:

Verwandte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Musik von Franz Joseph Aumann war im 19. Jahrhundert ein großer Teil des Repertoires von St. Florian. Bruckner, der Aumanns Farbharmonik mochte, fügte 1879 eine Begleitung durch drei Posaunen zu seinen Vertonungen von Karfreitags Ecce quomodo moritur justus und Karmetter Tenebrae factae sunt hinzu.[64]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Motetten, wie Locus iste und drei weitere Gradualien, und das Ave Maria WAB 6, sind sehr beliebt und werden oft auf LPs / CDs zusammen mit religiösen Werken mehrerer Komponisten oder als Extras eines größeren religiösen Werkes veröffentlicht ( Messe Nr. 2). Frieder Bernius, Matthew Best, Uwe Gronostay, Simon Halsey, Philippe Herreweghe und Stephen Layton haben jeweils 5 bis 10 der beliebtesten Motetten eingespielt, manchmal mit den beiden Aequali.[65]

Andere Dirigenten haben LPs / CDs speziell Bruckners Motetten gewidmet, manchmal mit den beiden Aequali, den frühen Messen oder anderen „vergessenen“ Werken, wie der Missa solemnis, das Magnificat, die früheren Psalmen 22, 114 und 112: Eugen Jochum (1966), Hubert Günther ca. 1976, Hans Zanotelli (1979), Johannes Fuchs (1984), Martin Flämig (1985), Robert Jones (1994), Rupert Gottfried Frieberger (1995 und 2007), Jonathan Brown (1997), Petr Fiala (2006), Erwin Ortner (2008), Thomas Kerbl (2009 und 2011), Duncan Ferguson (2010) und Philipp von Steinäcker (2014).[65]

Es gibt noch kein kommerzielles Album mit allen Motetten. Eine Zusammenstellung in chronologischer Reihenfolge der Band XXI der Gesamtausgabe wurde von Hans Roelofs herausgegeben: CD-Set DutchDragon HR 815-817.[66]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Bruckner - Sämtliche Werke, Band XXI: Kleine Kirchenmusikwerke (1835-1892). Hrsg. Hans Bauernfeind und Leopold Nowak. Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Wien 1984/2001.
  • Uwe Harten: Anton Bruckner. Ein Handbuch. Residenz Verlag, Salzburg 1996, ISBN 3-7017-1030-9.
  • Cornelis van Zwol: Anton Bruckner 1824-1896 - Leven en werken. Hrsg. Thoth. Bussum 2012, ISBN 978-90-6868-590-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b U. Harten, S. 329.
  2. C. van Zwol, S. 699–670.
  3. a b c d C. van Zwol, S. 709.
  4. Renate Grasberger: Werkverzeichnis Anton Bruckner (WAB). Publikationen des Instituts für österreichische Musikdokumentation. Hans Schneider, Tutzing 1977, ISBN 3-7952-0232-9.
  5. U. Harten, S. 132.
  6. C. van Zwol, S. 680–681.
  7. U. Harten, S. 339.
  8. C. van Zwol, S. 49.
  9. a b c d e f C. van Zwol, S. 700.
  10. U. Harten, S. 253–254.
  11. U. Harten, S. 261.
  12. a b U. Harten, S. 374
  13. U. Harten, S. 64.
  14. U. Harten, S. 63.
  15. U. Harten, S. 63–64.
  16. C. van Zwol, S. 700–701.
  17. U. Harten, S. 436.
  18. C. van Zwol, S. 701.
  19. U. Harten, S. 437–438.
  20. U. Harten, S. 128.
  21. C. van Zwol, S. 701–702.
  22. U. Harten, S. 315.
  23. a b c C. van Zwol, S. 702.
  24. U. Harten, S. 197–198.
  25. a b U. Harten, S. 437.
  26. a b c d C. van Zwol, S. 703.
  27. U. Harten, S. 211.
  28. U. Harten, S. 447.
  29. U. Harten, S. 254.
  30. U. Harten, S. 438.
  31. C. van Zwol, S. 702–703.
  32. U. Harten, S. 44–45.
  33. C. van Zwol, S. 722.
  34. U. Harten, S. 471.
  35. a b C. van Zwol, S. 704.
  36. U. Harten, S. 75–76.
  37. U. Harten, S. 76.
  38. C. van Zwol, S. 704–705.
  39. U. Harten, S. 45.
  40. a b c d C. van Zwol, S. 705.
  41. a b U. Harten, S. 221.
  42. U. Harten, S. 211–212.
  43. C. van Zwol, S. 708–709.
  44. C. van Zwol, S. 723.
  45. U. Harten, S. 50.
  46. C. van Zwol, S. 705–706.
  47. U. Harten, S. 261–262.
  48. a b C. van Zwol, S. 706.
  49. a b U. Harten, S. 120.
  50. U. Harten, S. 281-282.
  51. U. Harten, S. 446–447.
  52. C. van Zwol, S. 706–707.
  53. U. Harten, S. 326–327.
  54. a b C. van Zwol, S. 707.
  55. U. Harten, S. 76–77.
  56. C. van Zwol, S. 707–708.
  57. a b c C. van Zwol, S. 708.
  58. U. Harten, S. 463.
  59. U. Harten, S. 139–140.
  60. U. Harten, S. 467–468.
  61. U. Harten, S. 77.
  62. C. van Zwol, S. 709–710.
  63. U. Harten, S. 466–467.
  64. U. Harten, S. 69.
  65. a b Die Bruckner-Diskografie seit 1971 von Hans Roelofs
  66. CD-Set Kleine Kirchenmusikwerke