Literatur von der „Achse des Bösen“

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Literatur von der „Achse des Bösen“[1] (englischer Originaltitel: Literature from the "Axis of Evil", mit dem Untertitel: Writing from Iran, Iraq, North Korea, and Other Enemy Nations; dt. etwa: Literatur aus Iran, Irak, Nordkorea und anderen feindlichen Nationen) ist eine US-amerikanische Anthologie mit übersetzten Werken von Autoren aus sieben anderen Ländern. Der Titel der Anthologie bezieht sich auf das am 29. Januar 2002 vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush in seiner Rede zur Lage der Nation geprägte politische Schlagwort.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die englischsprachige Anthologie enthält Kurzgeschichten, Gedichte und Auszüge aus Romanen von zwanzig Autoren aus sieben Ländern, die (oft zum ersten Mal) aus dem Persischen, Arabischen, Koreanischen, Spanischen, Französischen und Deutschen übersetzte Werke ins Englische übersetzt und 2006 von Words Without Borders bei The New Press veröffentlicht wurden.

Ziel der Anthologie ist den Herausgebern zufolge, den „amerikanischen Zugang zur Weltliteratur in Übersetzung“ zu verbessern. Die Herausgeber schreiben:

“This book was born in conscientious objection to the use of 'axis of evil' rhetoric and to the OFAC's apparent fear of 'free trade' in ideas and literature [...]. Our intention has never been to present a naive apology for tyrannical regimes nor to recommend any particular political solution to the problems they present both internationally and for their own people [...]. Rather, we aim simply to stimulate international conversation through literature, with all its complexity and nuanced insights into the ideas, beliefs, daily lives and articles of reference of people in other cultures, who are thinking and writing in languages other than English.”

„Dieses Buch entstand aus der gewissenhaften Ablehnung der "Achse des Bösen"-Rhetorik und der offensichtlichen Angst des OFAC vor dem "freien Handel" mit Ideen und Literatur [...]. Unsere Absicht war es nie, eine naive Entschuldigung für tyrannische Regime zu präsentieren oder eine bestimmte politische Lösung für die Probleme zu empfehlen, die sie sowohl international als auch für ihre eigene Bevölkerung darstellen [...]. Vielmehr wollen wir durch die Literatur mit all ihrer Komplexität und ihren nuancierten Einblicken in die Ideen, Überzeugungen, das tägliche Leben und die Bezugsgrößen von Menschen in anderen Kulturen, die in anderen Sprachen als Englisch denken und schreiben, ganz einfach internationale Gespräche anregen.“

Anm. der Herausgeber: in dt. Übers.[2]

Die Herausgeber haben Werke ausgewählt, die alle in der zweiten Hälfte des 20. oder zu Beginn des 21. Jahrhunderts veröffentlicht wurden und von Autoren stammen, die im Iran, Irak, Nordkorea, Syrien, Libyen, Sudan und Kuba leben oder von dort stammen. Ein kurzer Überblick über die zeitgenössische Literatur der einzelnen Länder dient dazu, die Werke in ihren jeweiligen nationalen Kontext einzuordnen.

Beteiligte Autoren und Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Daily Telegraph schrieb Ceri Radford, dass das an ein amerikanisches Publikum gerichtete Buch auf den traurigen Niedergang der Literatur in Übersetzung aufmerksam mache, die 2003 weniger als 0,5 Prozent der in den USA erhältlichen Bücher ausmachte, sowie auf die Tatsache, dass Verlage eine Lizenz benötigten, um ein Werk eines Autors aus einer „feindlichen Nation“ herauszubringen.[7]

Der indische Buchkritiker Chandrahas Choudhury vom Indian Express nahm die Anthologie ebenfalls positiv auf und stellte heraus:

„In a world where groups, nations, and – we are sometimes told, and are tempted to believe – even entire religions are locked in irresoluble conflict, it is sometimes easier to dissolve our sense of the individual and place instead a collective stamp over peoples and territories. Literature from the "Axis of Evil" seeks to combat this tendency in a way that only literature, which privileges individual experience and presents specific yet sharable human dilemmas, can.[8] / dt. In einer Welt, in der Gruppen, Nationen und sogar ganze Religionen in unlösbare Konflikte verwickelt sind, ist es manchmal leichter, unser Gefühl für das Individuum aufzulösen und stattdessen Völkern und Territorien einen kollektiven Stempel aufzudrücken. Die Literatur von der Achse des Bösen versucht, dieser Tendenz entgegenzuwirken, und zwar auf eine Weise, wie es nur die Literatur vermag, die die individuelle Erfahrung in den Vordergrund stellt und spezifische, aber dennoch teilbare menschliche Dilemmata präsentiert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • New Press, Words Without Borders: Literature from the 'Axis of Evil'. Writing from Iran, Iraq, North Korea, and Other Enemy Nations – A Words Without Borders Anthology. The New Press, New York 2006, ISBN 9781595582058 (in Teilansicht)
  • Immanuel Kim: Rewriting Revolution: Women, Sexuality, and Memory in North Korean Fiction. 2018 (in Teilansicht)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zu Übersetzung bzw. Titel, vgl. die Webseite eines der Autoren (marabout.de): „Literature from the Axis of Evil and Other Enemy Nations (Literatur von der Achse des Bösen und anderen Nationen)“.
  2. Literature from the 'Axis of Evil': Writing from Iran, Iraq, North Korea, and Other Enemy Nations, xv-xvi (Editors' Note)
  3. Das einzige ursprünglich auf Englisch geschriebene Werk der Anthologie.
  4. Eines der beiden aus dem Deutschen übersetzen Werke der Anthologie.
  5. "A Tale of Music"
  6. Eines der beiden aus dem Deutschen übersetzen Werke der Anthologie.
  7. "Literature from the Axis of Evil" (review), Ceri Radford, The Daily Telegraph, February 9, 2007
  8. "Before War Comes", Chandrahas Choudhury, The Indian Express, November 25, 2006