Liwenskoje (Kaliningrad)

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Siedlung
Liwenskoje
Galbrasten (Dreifurt) mit Kragelischken (Kragelingen)

Ливенское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Frühere Namen I. Gallbrasten (nach 1736),
Galbrasten (bis 1938),
Dreifurt (1938–1945)
II. Kragelischken (bis 1938),
Kragelingen (1938–1945)
Bevölkerung 74 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40164
Postleitzahl 238732
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 000 026
Geographische Lage
Koordinaten 55° 0′ N, 22° 19′ OKoordinaten: 54° 59′ 46″ N, 22° 19′ 22″ O
Liwenskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Liwenskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Liwenskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Liwenskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Liwenskoje (russisch Ливенское, deutsch Galbrasten, 1938 bis 1945 Dreifurt mit Kragelischken, 1938 bis 1945 Kragelingen, litauisch Galbrasčiai sowie: Krageliškiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Krasnosnamensk im Rajon Krasnosnamensk. Die Ortsstelle Kragelischken/Kragelingen ist verlassen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liwenskoje liegt am Nordufer der Scheschuppe (1938 bis 1945: Ostfluss), 18 Kilometer südöstlich der früheren Kreisstadt Neman (Ragnit) und 13 Kilometer nordwestlich der heutigen Rajonstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg). Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galbrasten war im 18. Jahrhundert ein königliches Bauerndorf,[2] das aus vielen sehr verstreut liegenden großen und kleinen Höfen bestand.[3] Im Jahr 1874 wurde die Landgemeinde Galbrasten namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk im Kreis Ragnit.[4] Zu Galbrasten gehörte auch der Wohnplatz Kragelischken, der aus nur einem Anwesen bestand (55° 0′ 44″ N, 22° 19′ 21″ O). Seit 1909 gehörte die Landgemeinde Galbrasten zum Amtsbezirk Wedereitischken. Im Jahr 1929 wurden die beiden Förstereien Fuchswinkel (55° 0′ 45″ N, 22° 17′ 57″ O) und Torfhaus (54° 59′ 40″ N, 22° 20′ 43″ O, nicht mehr existent) eingemeindet. 1938 wurde Galbrasten in Dreifurt umbenannt. Der Wohnplatz Kragelischken erhielt den neuen Namen Kragelingen.

Im Jahr 1945 wurde das Dorf in Folge des Zweiten Weltkriegs mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen der Sowjetunion überstellt. Im Jahr 1947 erhielt es den russischen Namen Liwenskoje und wurde gleichzeitig Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Krasnosnamensk.[5] Die Umbenennung des Ortes erfolgte nach der Herkunft der Neusiedler aus dem Rajon Liwny in der russischen Oblast Orjol. Im Jahr 1954 gelangte der Ort in den Timofejewski selski Sowet. Im Ortsverzeichnis der Oblast Kaliningrad von 1976 wurde auch der ehemalige Wohnplatz Kragelischken/Kragelingen zu Liwenskoje gezählt.[6] Diese Ortsstelle ist inzwischen verlassen. Die ehemalige Försterei Fuchswinkel, direkt an der Szeszuppe gelegen, wurde zu einem Ferienlager für Kinder umgewidmet, genannt Sokol (dt. Falke). Von 2008 bis 2015 gehörte Liwenskoje zur Landgemeinde Alexejewskoje selskoje posselenije, von 2016 bis 2021 zum Stadtkreis Krasnosnamensk und seither zum Munizipalkreis Krasnosnamensk.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[7] 637
1871[7] 584
1885[8] 634 Davon in Kragelischken: 6
1905[9] 559 Davon in Kragelischken: 5
1910[10] 537
1933[11] 572
1939[12] 541
1984[13] ~ 130
2002[14] 76
2010[15] 93
2021[16] 74

Amtsbezirk Galbrasten (1874–1909)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1874 und 1909 bestand der Amtsbezirk Galbrasten im Kreis Ragnit, zu dem vier Gemeinden gehörten:[4]

Name Änderungsname
von 1938
Russischer Name
nach 1945
Alt Krauleidszen
1936–38: Alt Krauleidschen
Hohenflur (Ostpr.) (Chworostjanka)
Aszen seit 1936: Aschen Chworostjanka
Galbrasten Dreifurt Liwenskoje
Giewerlauken Hirschflur Nikolskoje

Liwenski selski Sowet 1947–1954[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfsowjet Liwenski selski Sowet (ru. Ливенский сельский Совет) wurde im Juni 1947 im Rajon Krasnosnamensk eingerichtet.[5] Im Jahr 1954 wurde er wieder aufgelöst und an den Timofejewski selski Sowet angeschlossen.[17]

Ortsname Name bis 1947/50 Jahr der Umbenennung
Krassawino (Красавино) Birkalnis, 1938–1945: „Birkendell“ 1950
Lagernoje (Лагерное) Lenken 1947
Liwenskoje (Ливенское) Galbrasten 1938–1945: „Dreifurt“ 1947
Nikolskoje (Никольское) Giewerlauken, 1938–1945: „Hirschflur“ 1947
Werchowoje (Верховое) Schacken 1947

Dr.-Rosenkrantz-Brücke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galbrasten war vor allem durch seine Brücke über die Scheschuppe in Richtung Wedereitischken (1938 bis 1945: Sandkirchen, jetzt: Timofejewo) bedeutend.[18] Sie wurde im Jahre 1923 aus Holz errichtet, musste jedoch jedes Jahr im Herbst wieder abgebaut werden, weil sie sonst bei Hochwasser sowie Eisgang im Frühjahr in Gefahr geriet. Im Sommer 1926 brach sie bei Instandsetzungsmaßnahmen aus ungeklärten Gründen zusammen. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Die Kreisregierung sah sich veranlasst, nunmehr eine solide Betonbrücke zu bauen. Sie wurde 1928 eingeweiht und erhielt die Bezeichnung Dr.-Rosenkrantz-Brücke. Auf ihren Grundpfeilern ruht noch die heutige Brücke[19].

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galbrasten resp. Dreifurt und Kragelischken resp. Kragelingen waren vor 1945 aufgrund ihrer fast ausnahmslos evangelischen Bevölkerung in das Kirchspiel der Kirche Wedereitischken (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Sandkirchen, heute russisch: Timofejewo) eingepfarrt. Diese war Teil der Diözese Ragnit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Liwenskoje im weitläufigen Einzugsgebiet der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 bis 1946 Lesgwangen), die zur Propstei Kaliningrad[20] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört.

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Jurkschat (1852–1915), evangelisch-lutherischer Pfarrer, Verfasser und Herausgeber von Sammlungen litauischer Märchen und Erzählungen sowie einer deutschen Sprachlehre für preußische und russische Litauer
  • Ilse Willers (1912–2010), Malerin und Grafikerin

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 38.
  3. Dietrich Lange, geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Dreifurt
  4. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Galbrasten/Wedereitischken/Sandkirchen
  5. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  6. Населенные пункты Калининградской области: краткий справочник. / Ред. В.П. Ассоров, В.В. Гаврилова, Н.Е. Макаренко, Э.М. Медведева, Н.Н. Семушина. - Калининград: Калининградское книжное издательство, 1976
  7. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  8. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  9. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  10. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  11. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  12. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Sowjetische Topographische Karte 100k--n34-045
  14. Allrussische Volkszählung von 2002
  15. Allrussische Volkszählung von 2010
  16. Allrussische Volkszählung von 2021
  17. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  18. Liwenskoje - Galbrasten/Dreifurt bei ostpreussen.net
  19. Die Scheschuppe-Brücke bei Galbrasten/Liwenskoje im Jahre 2009
  20. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info