Lukas Turtur

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Lukas Turtur (2017)

Lukas Turtur (* 1984 in München) ist ein deutscher Schauspieler. Seine Bühnenkarriere führte ihn als Ensemblemitglied über das Stadttheater Bern und Münchner Residenztheater an die Berliner Schaubühne. Internationale Bekanntheit als Kinodarsteller brachte ihm seine Hauptrolle in dem österreichischen Spielfilm Kater (2016) ein.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn zweier Ärzte wuchs in Schwabing und ab dem 15. Lebensjahr in Münsing auf.[1] Er hat einen Bruder,[2] der international als DJ tätig ist.[3] In seiner Geburtsstadt besuchte Turtur die Rudolf-Steiner-Schule. Bereits als Schüler sammelte er erste Bühnenerfahrungen im Schultheater unter Schauspieler Bodo Bühling[4] sowie ab 14 Jahren[5] bei der Laienbühne Icking von Regisseur Stefan Mayer-Voigt. Erst gegen Ende der Schulzeit entwickelte sich bei ihm der Wunsch, Berufsschauspieler zu werden.[4]

Nach dem Abitur im Jahr 2003 absolvierte Turtur eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Von 2005 bis 2008 folgte ein Schauspielstudium an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule.[4]

Im Jahr 2014 stand er auf der Liste der Freien Unabhängigen Wähler (FUW), die sich bei den Kommunalwahlen in Bayern um Mandate im Kreistag bewarben.[6]

Turtur lebt in Berlin.[7] Er zählt u. a. das Wellenreiten zu seinen Hobbys.[1]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theaterarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Erfolge als Theaterschauspieler stellten sich für Turtur schon als Schauspielstudent ein. Noch während seines Studiums erhielt er erste Engagements an den Münchner Kammerspielen und wurde im Jahr 2006 mit dem O.-E.-Hasse-Preis als bester Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet. Laudator Klaus Völker lobte ihn für seinen „Stilwillen, Humor und Witz“.[8] Im Werkraum der Kammerspiele war Turtur in Stefan Ottenis Inszenierung Der Wolf ist tot als Schupo Alfons zu sehen. Das Stück nach den Brüdern Grimm gewann den Ensemble-Preis der Bayerischen Theatertage sowie des Schauspielschultreffens in Salzburg (2007).[4]

In den Jahren 2007 und 2008 war Turtur als Gast am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (Das Decamerone, Regie: Stefan Otteni), an den Münchner Kammerspielen und am Schauspielhaus Zürich zu sehen. Von 2009 bis 2011 war er zunächst Gast und wurde dann Ensemblemitglied am Stadttheater Bern.[4] Kritikerlob erhielt er dort für seine Darstellung des Grafen vom Strahl in Erich Siedlers Inszenierung von Das Käthchen von Heilbronn (2010).[9]

Von 2011 bis 2016 war Turtur Ensemblemitglied am Münchner Residenztheater,[10] wo er für seine Vielseitigkeit Anerkennung fand.[1] Dort erschien er u. a. als Vergewaltiger in Franz Xaver Kroetz’ Stück Du hast gewackelt. Requiem für ein liebes Kind nach dem Pascal-Prozess und als Trofimow in Calixto Bieitos Inszenierung von Der Kirschgarten (beide 2012). Lob seitens der Kritiker erhielt er für seine Mitwirkung im Ensemble der Gruselkomödie Call Me God (2012), die von den Beltway Sniper Attacks inspiriert wurde und in der er zwischen verschiedenen Rollen wie Polizist, Arzt oder Opfer changierte.[11][1][12] Ebenfalls hervorgehoben wurden seine Darstellungen des Algernon in Bunbury[13], sein Iwagin in Zement (beide 2013)[14] und die Rolle des Mayer in Lehman Brothers. Aufstieg und Fall einer Dynastie (2016).[15]

Zur Spielzeit 2016/17 wechselte Turtur nach Berlin zur Schaubühne.[10] Dort gab er unter der Regie Thomas Ostermeiers mit dem Part des Dr. Löwenstein in Professor Bernhardi seinen Einstand als neues Ensemblemitglied. 2017 war er als übergriffiger Reality-TV-Redakteur Tom in Marius von Mayenburgs neuer Komödie Peng zu sehen. Der Fachkritik fiel er im selben Jahr als sadistischer Protokollchef und Tschekist in Milo Raus Lenin (2017)[16][17][18] sowie ein Jahr später als Entertainer in Rainald Goetz’ Stück Jeff Koons (2018) auf.[19][20] 2019 war er in acht verschiedenen Rollen in Ostermeiers Inszenierung von Ödön von Horváths Jugend ohne Gott bei den Salzburger Festspielen zu sehen, darunter die als Richter.[21]

Erfolg als Filmschauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parallel zu seiner Theaterkarriere tritt Turtur seit 2007 auch als Film- und Fernsehschauspieler in Erscheinung. Im Kino debütierte er mit Nebenrollen in drei Filmen von Marcus H. Rosenmüller (Beste Zeit, Beste Gegend, Räuber Kneißl). Im Jahr 2009 gehörte er zum Ensemble von Bettina Oberlis Krimidrama Tannöd. Den internationalen Durchbruch als Filmschauspieler ebnete ihm 2016 seine erste Hauptrolle in dem österreichischen Kinofilm Kater. In dem Beziehungsdrama agierte Turtur gemeinsam mit Philipp Hochmair freizügig als langjähriges Liebespaar, das durch einen unerhörten Vorfall aus der Bahn geworfen wird. Regisseur Händl Klaus hatte aufgrund der dargestellten Nacktheit lange suchen müssen, um die Rollen besetzen zu können.[22] Turtur war bereits 2010 in Bern in seinem Stück Gruppe Junger Hund aufgetreten,[23] Regisseur Stefan Otteni hatte ihn weiterempfohlen.[2] Kater wurde auf der Berlinale 2016 mit dem Teddy Award ausgezeichnet und für den Österreichischen Filmpreis nominiert, während Turtur und Hochmair für ihre Leistung großes Lob seitens der Filmkritik erhielten.[24]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Michael Stadler: Surfer im düsteren Meer. In: Abendzeitung, 22. Juni 2013, S. 21.
  2. a b Egbert Tholl: Ein wahrer Mensch. In: Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2016, S. R18.
  3. Die Woche von Lukas Turtur. In: SZ Extra, 2. April 2015, S. 6.
  4. a b c d e Bettina Sewald: Schauspieler statt Mediziner. In: merkur.de, 11. Juli 2014 (abgerufen am 13. Mai 2021).
  5. Barbara Szymanski: Draußen die Welt. In: Süddeutsche Zeitung, 1. März 2007, S. R2.
  6. Die Kandidaten. In: Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2014, S. R10.
  7. Lukas Turtur. In: sandrarudorff.de (abgerufen am 14. Mai 2021).
  8. Nachwuchs mit Witz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Februar 2007, Nr. 35, S. 37.
  9. Beatrice Eichmann-Leutenegger: Bedingungslos. In: Neue Zürcher Zeitung, 22. Februar 2010, S. 32.
  10. a b Lukas Turtur. In: schaubuehne.de (abgerufen am 13. Mai 2021).
  11. Wolfgang Höbel: Herbst der Heckenschützen. In: Der Spiegel, 3. Dezember 2012, Nr. 49, S. 158.
  12. Teresa Grenzmann: Der Heckenschütze tötet vierfach. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. November 2012, Nr. 272, S. 30.
  13. Barbara Reitter-Welter: Im Bann der Hallodris. In: Welt am Sonntag, 8. Dezember 2013, Nr. 49, S. BY7.
  14. Andreas Montag: Die vergessene Revolution. In: Mitteldeutsche Zeitung, 6. Mai 2014, S. 22.
  15. Petra Hallmayer: Es waren einmal drei Brüder. In: Neue Zürcher Zeitung 2. Juli 2016, Nr. 152, S. 46.
  16. Ulrich Seidler: Einbalsamiert. In: Berliner Zeitung, 21. Oktober 2017, S. 27.
  17. Barbara Behrendt: Was von Lenin übrig blieb. In: die tageszeitung, 23. Oktober 2017, S. 24.
  18. Mark Siemons: Weltrevolution – und das Telefon funktioniert nicht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Oktober 2017, Nr. 245, S. 13.
  19. Anke Dürr: "Sie tun es, sie machen's". In: Spiegel Online, 8. Juni 2018 (abgerufen am 14. Mai 2021).
  20. Zwischen Sex und Liebe, Exzess und Wahrhaftigkeit. In: Berliner Morgenpost, 9. Juni 2018, Nr. 154, S. 17.
  21. Jugend ohne Gott. In: schaubuehne.de (abgerufen am 14. Mai 2021).
  22. Nora Bruckmüller: "Viele hatten Angst vor der Nacktheit". In: Oberösterreichische Nachrichten, 5. November 2016, S. 3.
  23. Kritik Händl Klaus: "Gruppe junger Hund". In: SDA – Basisdienst Deutsch, 9. Oktober 2010 Samstag 12:43 PM CET (abgerufen via Pressedatenbank Nexis Uni).
  24. Julia Teichmann: Kater. In: film-dienst 24/2016 (abgerufen via Munzinger Online).