Machbuba

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Moritz Daffinger: Machbuba, 1841, aus dem Album der Fürstin Melanie Metternich. Ehem. Privatsammlungen Wien.
Machbuba. Posthumes Gemälde um 1840. Erbengemeinschaft nach Fürst Pückler in Branitz bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz
Totenmaske von Machbuba, Nachguss nach der originalen Form von 1841. Erbengemeinschaft nach Fürst Pückler in Branitz bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

Machbuba, Geburtsname wohl Bilillee, auch als Mademoiselle Mackbuba, Mac Buba, Nursaba bezeichnet, (* um 1825 in Äthiopien, wohl Guma; † 27. Oktober 1840 in Muskau), wohl vom Volk der Oromo, war eine der nach heutigen Maßstäben minderjährigen Sklavinnen, die Fürst Hermann von Pückler-Muskau 1837 auf seiner Orientreise (1834 bis 1840) begleiteten. Er bezeichnete sie als „Maitresse[1], „Freundin“, Pflegetochter oder „ächtes Naturkind“[2]; sie fungiert als Übersetzerin, Krankenpflegerin, Kammerfrau und erledigte die Buchhaltung des Fürsten.

Brief Machbubas an „Mio caro Principe“ Pückler, 1839/40, letzte Seite. Sammlung Varnhagen, Jagiellonen-Bibliothek, Krakau.
Machbubas Grab mit Gedenkkreuz

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Machbuba oder Bilillee wurde angeblich von einem lokalen Sklavenhändler aus Guumma[3] nach Khartum gebracht, nachdem ihr Vater und ihre Brüder bei einem Kampf getötet worden waren.[4] Angeblich von einem französischen Zwischenhändler aufgekauft wurde sie 1837 als Sklavin auf dem Khartumer Sklavenmarkt angeboten, wo sie von Pückler „frei“ gekauft wurde.

Machbuba und weitere Sklaven - Ajame, Aischah, eine unbekannte Sklavin, ein verwaister Shillukjunge und Joladour (Geburtsname: Aman Te-in Joladour) - begleiteten Pückler-Muskau bei dessen Touren bis in den Sudan, dann zurück nach Kairo und nach Palästina, wo sie auf Lady Hester Stanhope trafen, der er die Sklavin Aischah schenkte. Über den Libanon und die Türkei kamen sie 1839 nach Wien, wo Pückler sie als äthiopische Prinzessin und seine „angenommene Tochter“[5] vorstellte. Joseph von Hammer-Purgstall konnte mit ihr Konversation in Arabisch betreiben, Moritz Daffinger porträtierte sie. Sie war vermutlich an Lungen-Darm-Tuberkulose erkrankt, und Pückler brachte sie zu Ärzten nach Marienbad und dann auf seinen Besitz in Muskau. Sie kam dort noch mit dem Sprachforscher Karl Tutschek zusammen, dem sie Gedichte in Oromo vortrug.[4]

Der Muskauer Superintendent Petzold verfasste – sicherlich unter Einflussnahme Pücklers – den Eintrag im Sterberegister: "Am 27. Oktober, mittags gegen 12. Uhr, starb auf dem hiesigen fürstlichen Schlosse eine abyssinische Jungfrau, namens Mackbuba, welche der Fürst Hermann von Pückler-Muskau von seinen Reisen in den Orient mitgebracht hatte. Sie war wohnständig im hohen Gebirge Abyssiniens, an den Quellen des Nils geboren, war die Tochter eines Beamten aus einem königlichen Hofe dieses Landes, und geriet in Sklaverei, als ein Nachbarvolk Krieg mit ihrem Landesfürsten führte, ihre Eltern und sechs ihrer Brüder von Feinden getötet, und sie mit ihrer Schwester fortgeführt wurde. Sie wurde zuerst nach Gondar gebracht, wo ihre Schwester verkauft wurde. Von da ward die Mackbuba nach Chartum in Sudan geführt, wo sie der Fürst in einem Alter von etwa 11 Jahren an sich kaufte und aus Erbarmen sie, als sein Pflegekind, mit sich hierhernahm. Sie verstarb im Alter von 16 Jahren an Auszehrung. Begräbnis den 29. Oktober, abends 7.00 Uhr durch die Knappschaft mit Fackeln und Lampions auf dem Stadtkirchhof durch Superintendenten Petzold"[6]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Machbuba (محبوبة / maḥbūba) bedeutet auf Arabisch Geliebte oder Liebling[4].

Grabstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Machbubas Grab ist auf dem evangelischen Kirchfriedhof in Bad Muskau erhalten geblieben. Am 23. April 2004 besuchte der äthiopische Botschafter in Deutschland Hiruy Amanuel das Grab. Im September 2017 besuchte der Schriftsteller Asfa-Wossen Asserate das Machbuba-Grab und enthüllte ein äthiopisches Gedenkkreuz.[7] Die Widmung lautet: „Ad Gloriam Dei et in Memoriam Sinceram Machbubae Compatriotae Asfa-Wossen Asserate Aethiopiae Princeps.“ (Zur Ehre Gottes und zum aufrichtigen Gedenken an die Landsmännin Machbuba von Asfa-Wossen Asserate, Prinz von Äthiopien).[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Friedrich und Simone Neuhäuser: „… und wie interessant ist es von daher zurückzukommen!“. Die Orientreise des Hermann von Pückler-Muskau und seine Rückkehr in Begleitung, in: Sehnsucht nach Konstantinopel. Fürst Pückler und der Orient (= edition branitz 14, hg. von der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz), Cottbus 2018, S. 11–31.
  • Eckart Kleßmann: Fürst Pückler und Machbuba. Rowohlt, Berlin 1998, ISBN 3-87134-270-X.
  • Johannes Paul: Machbuba. In: Abenteuerliche Lebensreise: Sieben biographische Essays. Köhler, Minden 1954, DNB 453715508, S. 237–240.
  • Ernst Probst: Machbuba. Die Sklavin und der Fürst. GRIN, München 2010, ISBN 3-640-62297-9.
  • Richard Pankhurst: Maḥbūba, in: Encyclopaedia Aethiopica, Band 3, 2005, S. 654f.
  • Kerstin Volker-Saad, Die Abessinierin im Gefolge Fürst Pücklers. Das Rätsel der Machbuba, in: Tagesspiegel, 27. Dezember 2017 (online)
  • Kerstin Volker-Saad: Mythen um Machbuba. Ein Tagungsbericht; in: Museum aktuell, Nr. 286 (2023), S. 9-13, 9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Machbuba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

https://magazin.wienmuseum.at/die-geschichte-der-afrikanerin-machbuba

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludmilla Assing: Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Eine Biographie. Zweite Hälfte. Wedekind & Schwieger, Berlin 1874 (Nachdruck: Hoffmann und Campe, Hamburg 2004, Band 1 ISBN 3-487-12029-1; Band 2 ISBN 3-487-12030-5). S. 118 f. Pückler an seine Gattin Lucie: „[…] ich bin ein Türke, leider aber ein Alter, der Maitressen dieser Art braucht, welche die blindeste Folgsamkeit mit dem Attachement der Hunde verbinden, denn daß sie in mich verliebt sein sollen, kann ich nicht mehr prätendiren. Liebe aber dieser Art dauert überhaupt nicht lange.“
  2. Fürst Pückler an Irene Prokesch von Osten nach Machbubas Tod, 30. Oktober 1840: „Ich könnte ein Buch über mein Verhältniß mit diesem ächten Naturkind, und über hundert liebliche Züge schreiben, durch die ich ihr edles Herz, ihr klarer Geist, und die wunderbare Haltung ihres Charakters bey einem so jungen Geschöpfe, sich trotz ihrer schweren Leiden immer reichliche darzustellen und schöner entwickelten“; beide: in: OeStA / HHStA SB Nl Prokesch-Osten 1-3, Kv 49.
  3. Guumma, in: Encyclopaedia Aethiopica, Band 2, 2005, S. 937f.
  4. a b c Richard Pankhurst: Maḥbūba. In: Siegbert Uhlig (Hg.): Encyclopaedia Aethiopica, vol. 3, He-N. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2007. S. 654 f.
  5. „Als ich vom Orient zurückkehrend, mit meiner braunen Maitresse nach Wien kam, die ich für ein im Krieg geraubtes abyssinisches Fürstenkind, und jetzt von mir angenommene Tochter vorstellte, glaubte kein Mensch dieses Mährchen, aber alle thaten so, um ihre Neugierde befriedigen zu können“; in: Fürst Pückler an Apollonius von Maltitz, 11. März 1860 (Vgl. Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Hermann von Pückler, hg. von Ludmilla Assing, 1873-76, Bd. 8 (Berlin), S. 41).
  6. Sterberegister der Stadtkirche Muskau, 1840, Nr. 51.
  7. LR-Online Machbuba fasziniert bis heute (abgerufen von archive.org am 30. Oktober 2022)
  8. Datei:Muskau-Kirchhof-6.jpg