Manfred Kastner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Manfred Kastner (* 5. April 1943 in Gießhübel/Nordböhmen; † 3. Juni 1988 bei Juliusruh, Rügen) war ein Stralsunder Maler und Bildhauer des Surrealismus in der DDR.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manfred Kastner begann 1958 eine Lehre als Dreher und arbeitete anschließend bis 1962 auf der Volkswerft Stralsund. Er wirkte danach bis 1970 als Präparator am Stralsunder Meeresmuseum und von 1970 bis 1974 als Ausstattungsleiter und Bühnenbildner am Stralsunder Theater. Von 1974 bis 1976 arbeitete er als Restaurator und danach freischaffend als Maler und Grafiker, erst in Datzow, ab 1985 in Juliusruh. Seine Arbeiten signierte er mit „Beerkast“. Ab 1986 schuf er auch figürliche Arbeiten in Sandstein.

Kastner war 1963 als Inoffizieller Mitarbeiter mit dem Decknamen „Möwe“ vom Ministerium für Staatssicherheit verpflichtet worden. 1970 ließ er sich aus religiösen und Gewissensgründen entpflichten. Anschließend wurden er und seine Familienangehörigen bis an sein Lebensende von der Staatssicherheit observiert.

Mit seinen nicht dem offiziellen Kunststil des sozialistischen Realismus entsprechenden Werken löste Kastner kontroverse Diskussionen bis in höchste Ebenen der DDR-Kulturpolitik und der Staatssicherheit aus. Er wurde als „sozialismusfeindlich“ eingestuft, schikaniert und verfolgt. Mehrere Anträge auf Aufnahme in den Verband Bildender Künstler (VBK)-Rostock wurden zunächst abgelehnt. In der Begründung hieß es: Die vorgelegten Arbeiten zeigen keinerlei Beziehung zur Gesellschaft. Gravierend ist die Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Trostlosigkeit. Es ist eine ausgedachte Einsamkeit – hier wird sie zur geistigen Konzeption.[1] 1976 fällte der Zentralvorstand des VBK der DDR unter Leitung von Willi Sitte dann die Entscheidung, Kastner als Kandidat in den Verband aufzunehmen. Seit 1978 war er dann Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Er hatte in der DDR und im Ausland eine bedeutende Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. war er von 1977 bis 1988 auf der VIII. bis X. Kunstausstellung der DDR in Dresden vertreten. 1977 wurde dort sein Gemälde Landschaft am Kanal von 1976 gezeigt. Bei einer Ausstellung im März 1979 in Rostock (zusammen mit Peter Sylvester) wurde die Grafik Conditio Humaine abgehängt.[1] Vom 16. März bis 24. April 1988 zeigte die Kunsthalle Rostock Kastners Werke in einer Einzelausstellung. Wenige Wochen später starb er bei einem Autounfall.

Kastners Gemälde Die Begegnung wurde 2009 in der neuen Nationalgalerie Berlin in unmittelbarer Nachbarschaft zu Werken der Maler  Dalí, Bellmer, Pollock, Newman, Miro, Ernst und Rauch gezeigt.[2] Nach ihm ist in Stralsund eine Straße benannt.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landschaft am Kanal (Tafelbild, Öl; 1976; ausgestellt 1977/1978 auf der VIII. Kunstausstellung der DDR)[3]
  • Die Stadt (Tafelbild, Öl; ausgestellt 1982/1983 auf der IX. Kunstausstellung der DDR)[4]
  • Straße (Tafelbild, Öl und Tempera; 1986/1987; im Bestand der Berliner Nationalgalerie)[4]

Einzelausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1976: Berlin, Kleine Galerie Pankow (Malerei, Zeichnungen und Collagen)
  • 1980: Greifswald, Greifengalerie
  • 1981: Dresden, Galerie Mitte[1]
  • 1982: Stralsund, Kulturhistorisches Museum
  • 1982: Suhl, Galerie im Steinweg
  • 1983: Einzelausstellungen in Zinnowitz und Schloss Bernburg[1]
  • 1984: Einzelausstellung im Museum Schloss Moritzburg[1]
  • 1985: Karl-Marx-Stadt, Galerie Schmidt-Rottluff
  • 1985: Einzelausstellung in der Galerie im Alten Museum, Berlin[1]
  • 1988: Einzelausstellung in der Kunsthalle Rostock[1]
  • 2008: Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität (Gedenkausstellung zum 20. Todestag)
  • 2009: Neue Nationalgalerie Berlin[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kastner, Manfred. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-282-9, S. 222.
  • Klaus J. Albert (Hrsg.): Manfred Kastner – Grafik 1977–1988. Verlag Stock und Stein, Schwerin, 1997. ISBN 3-932370-25-2
  • Thomas Wageringel (Hrsg.): Manfred Kastner. Malerei 1965–1988. Kunstverein Wiligrad, Lübsdorf, 2000
  • Sylviane Schrenke (Hrsg.): Manfred Kastner (1943–1988): sein Werk. Print & Copy Paradies, Kiel, 2003
  • Beatrice Vierneisel: Der Stralsunder Maler Manfred Kastner und der Bezirksverband bildender Künstler Rostock in den siebziger Jahren. In: Zeitgeschichte Regional, 2004, Heft 2, S. 29–40
  • Birgit Dahlenburg: Künstlerisch bewundert und von der Staatssicherheit verfolgt – der Surrealist Manfred Kastner (1943–1988). Greifswald 2008. (Band 2 der Ausstellungsreihe der Kustodie der Universität Greifswald). ISBN 3-86006-314-6; 9783860063149
  • Kastner, Manfred. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 422

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Manfred Kastner | Beatrice Vierneisel. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  2. a b Gemälde, Hommage a Delvaux. Abgerufen am 8. Januar 2023.
  3. Bildindex der Kunst & Architektur; Abbildung in: Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; S. 278
  4. a b Bildindex der Kunst & Architektur