Marcus van Blankenstein

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Marcus van Blankenstein (* 13. Juni 1880 in Ouderkerk; † 18. September 1964 in Den Haag) war ein niederländischer Journalist.

Leben und Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und frühe Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Van Blankenstein entstammte einer orthodox-jüdischen Familie. Er war ein Sohn des Heijman van Blankenstein, eines Fleischers, und seiner Frau Judith, geb. Bekkers.

Nach dem Schulbesuch studierte van Blankenstein von 1902 bis 1906 vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Leiden. Anschließend setzte er sein Studium mit Hilfe eines Stipendiums an der Universität Kopenhagen fort. Während dieser Zeit begann er als Korrespondent Artikel für die in Rotterdam erscheinende Zeitung Nieuwe Rotterdamse Courant (NRC), eine der meistgelesenen Tageszeitungen der Niederlande, zu verfassen, in denen er über wichtige Geschehnisse in der dänischen Hauptstadt berichtete.

Aufgrund ihrer Zufriedenheit mit den von Blankenstein gelieferten Berichten aus Dänemark bot die Redaktion der NRC ihm 1909 die Stelle ihres ständigen Korrespondenten in Berlin an. Er nahm dieses Angebot an und berichtete fortan aus der Hauptstadt des deutschen Reiches. Nebenbei arbeitete er an seiner Dissertation, die er 1911 fertigstellte, so dass er in diesem Jahr den Doktorgrad der Universität Leiden erhielt. Eine ihm angebotene Dozentenstelle lehnte er ab, um sich stattdessen endgültig dem Journalismus zuzuwenden.

Van Blankenstein verblieb insgesamt elf Jahre lang, bis 1920, auf dem Posten des Berliner Korrespondenten der NRC. In dieser Eigenschaft berichtete er insbesondere über die Ereignisse in der Reichshauptstadt während des Ersten Weltkrieges.

Tätigkeit in den 1930er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1931 erhielt van Blankenstein die Stellung des leitenden Auslandsredakteurs der NRC. In dieser Eigenschaft verfasste er einen Großteil der außenpolitischen Kommentare für sein Blatt. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung, vor allem aber wegen seiner kritischen Artikel über die im Deutschen Reich seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten bestehenden Verhältnisse sowie über die Politik der NS-Regierung – insbesondere über zahlreiche unter ihrer Ägide im Inland verübten Gräuel an Minderheiten und Dissidenten sowie über den zunehmend aggressiv werdenden außenpolitischen Kurs der deutschen Staatsführung – zog van Blankenstein sich im Laufe der 1930er Jahre die Feindschaft von Joseph Goebbels, Leiter des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda sowie anderer deutscher Regierungsstellen zu. Das deutsche Propagandaministerium drohte der NRC wiederholt mit einem Anzeigenboykott für den Fall, dass sie ihren Redakteur nicht dazu veranlassen würde, seine antideutschen Kommentare einzustellen. Nachdem darauf keine Reaktion erfolgt war, wurden im ersten Halbjahr 1936 die bisherigen deutschen Tourismusannoncen der NRC entzogen.

Nach zusätzlichen Konflikten mit dem designierten Chefredakteur Swart wurde van Blankenstein, obwohl damals einer der angesehensten Journalisten der Niederlande, Ende 1936 von der Geschäftsleitung der NRC entlassen. Er wurde 1937 stellvertretender Chefredakteur der Wochenschrift Haagse Post, musste jedoch auf Druck der deutschen Regierung auch diese Stellung 1939 aufgeben.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der deutschen Besetzung der Niederlande gelang es van Blankenstein nach Großbritannien zu entkommen. Dort übernahm er die Stellung des Herausgebers der Exilantenzeitschrift Vrij Nederland.

Nachdem van Blankenstein bereits seit längerem eine Zielscheibe der NS-Propaganda gewesen war, geriet er spätestens 1940 auch ins Visier der nationalsozialistischen Polizeiorgane, die ihn als wichtige Zielperson einstuften: Im Frühjahr 1940 setzte ihn das Reichssicherheitshauptamt in Berlin auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die der NS-Überwachungsapparat als besonders gefährlich oder wichtig ansah, weshalb sie im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln durch die Wehrmacht von den den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[1]

Nach dem Krieg betätigte van Blankenstein sich u. a. als freier Korrespondent der Tageszeitung Het Parool.

Familie und Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Van Blankenstein war seit dem 29. Mai 1908 mit Nelly Lohr (1883–1947) verheiratet, mit der er einen Sohn und zwei Töchter hatte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Encyclopeadia Judaica, Bd. 3, 2007, S. 740.
  • Elisabeth van Blankenstein: Dr. M van Blankenstein. Een Nederlandse dagbladdiplomaat, 1880-1964, 1999.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Stoop: Niederländische Presse unter Druck: deutsche auswärtige Pressepolitik und die Niederlande 1933-1940, 1987, S. 35.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu van Blankenstein auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London)