Maria Teresa de Filippis

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Maria Teresa de Filippis
Maria Teresa de Filippis 1949
Nation: Italien Italien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Belgien 1958
Letzter Start: Großer Preis von Italien 1958
Konstrukteure
1958 MaseratiScuderia Centro Sud
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
3
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
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Maria Teresa de Filippis (* 11. November 1926 in Neapel; † 9. Januar 2016 in Scanzorosciate[1]) war eine italienische Automobilrennfahrerin. Die auch „Pilotino“ (kleiner Rennfahrer)[2] genannte de Filippis war die erste Frau, die bei einem Lauf zur Automobil-Weltmeisterschaft startete, die heutzutage als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge: Straßen- und Sportwagenrennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

De Filippis stammte aus einer Industriellenfamilie[2] und begann im Alter von 22 Jahren, Automobilrennen zu fahren. Diese Entscheidung war nach ihrer eigenen Darstellung auf eine Wette mit ihren Brüdern zurückzuführen, die nicht glauben wollten, dass ihre Schwester schnell Auto fahren könne.[3] Sie gewann bereits ihr erstes Automobilrennen, ein zehn Kilometer langes Straßenrennen zwischen Salerno und Cava de’ Tirreni, das sie mit einem Fiat 500 bestritt. 1954 wurde De Filippis Zweite der Italienischen Sportwagenmeisterschaft. Im darauf folgenden Jahr fuhr sie Sportwagen für Maseratis Werksteam.

Formel 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1958: Maserati[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maserati 250F

Nachdem de Filippis zahlreiche Berg- und Langstreckenrennen für Maserati bestritten hatte, ergab sich 1958 die Möglichkeit, bei Formel-1-Rennen zu starten. Zwar hatte Maserati sein Werksteam bereits mit Ablauf des Vorjahrs aus der Formel 1 zurückgezogen, das Unternehmen stellte aber weiterhin privaten Fahrern die erfolgreichen Rennwagen 250F, mit denen Juan Manuel Fangio 1957 die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen hatte, zur Verfügung und betreute diese auch. Nachdem de Filippis beim nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Großen Preis von Syrakus mit einem 250F den fünften Platz erzielt hatte, konnte sie auch in vier Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft auf einen solchen Wagen zurückgreifen.

Den ersten Versuch unternahm sie mit einem von ihrem eigenen Team gemeldeten Wagen beim Großen Preis von Monaco 1958, zu dem lediglich 16 Fahrer startberechtigt waren. De Filippis scheiterte hier – ebenso wie unter anderem Bernie Ecclestone – bereits an der Qualifikation; zu der Rundenzeit, die für eine Rennteilnahme nötig war, fehlten ihr fünf Sekunden. Zum ersten Formel-1-Einsatz kam es einen Monat später beim Großen Preis von Belgien. Sie beendete das Rennen als Zehnte. Beim Großen Preis von Portugal im Spätsommer 1958 fuhr de Filippis ausnahmsweise für die Scuderia Centro Sud, ein gut organisiertes Privatteam aus Modena. Sie ging als 15. und letzte ins Rennen, das sie nach sechs Runden infolge eines Motorschadens beenden musste. Bei ihrem Heimrennen in Italien fuhr sie schließlich wieder einen selbst gemeldeten Maserati. Hier schied sie nach 22 Runden wiederum infolge eines Motorschadens aus.

1959: Porsche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Automobil-Weltmeisterschaft 1959 trat sie für das Porsche-Werksteam zum Großen Preis von Monaco an. Der von ihr eingesetzte Behra-Porsche war ein für die Formel 2 konstruiertes Fahrzeug mit 1,5 Litern Hubraum, das im Vergleich zu den regulären Formel-1-Fahrzeugen, bei denen ein Hubraum von bis zu 2,5 Litern zugelassen war, untermotorisiert war. Während ihrem Teamkollegen Wolfgang Graf Berghe von Trips in einem Porsche 718 die Qualifikation für den 12. Startplatz gelang, scheiterte de Filippis im Zeittraining. Auf die Qualifikation fehlten ihr drei Sekunden. Außerdem nahm sie in diesem Jahr für die Scuderia Ugolini mit einem Maserati 250F an der BRDC International Trophy teil, einem Formel-1-Rennen, das nicht zur Weltmeisterschaft zählte. Hier schied sie nach 40 von 50 Runden mit defekter Kraftübertragung aus.

Nach dem Unfalltod ihres guten Freundes Jean Behra bei einem Sportwagenrennen im Rahmenprogramm des Großen Preises von Deutschland 1959 auf der AVUS beendete sie im August 1959 ihre Karriere.[3]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach ihrem Rückzug aus dem Motorsport heiratete de Filippis. Sie wurde Mutter einer Tochter. Erst 1979 nahm sie wieder Kontakt zum Motorsport auf, als sie dem International Club of Former F1 Grand Prix Drivers beitrat, dessen Vizepräsidentin sie von 1997 bis 2011 war.[4]

De Filippis über Frauen im Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maria Teresa de Filippis war eine von nur fünf Rennfahrerinnen, die sich in einem Zeitraum von 65 Jahren an Weltmeisterschaftsläufen der Formel 1 beteiligten. Nach ihrem Rückzug dauerte es 15 Jahre, bis mit Lella Lombardi wieder eine Frau ein Formel-1-Rennen bestritt. Wenig später traten vorübergehend Divina Galica und Desiré Wilson in der Formel 1 an, und Giovanna Amatis Engagement für Brabham in der Saison 1992 war bis 2016 die letzte Rennfahrerin im Grand-Prix-Sport.

In einem Interview mit der britischen Zeitschrift The Observer aus dem Jahr 2006 führte sie aus, dass die körperliche Stärke, die für die Teilnahme an einem Formel-1-Rennen erforderlich sei, „nicht typisch weiblich“ sei. Dennoch seien Frauen in der Lage, erfolgreich an Formel-1-Rennen teilzunehmen: „Frauen können alles, was auch Männer können“.[2] Ihnen fehle allerdings vielfach die notwendige Unterstützung. Viele Sponsoren seien der Auffassung, dass Frauen es ohnehin nicht schaffen würden; daher würden sie ihr Geld nicht in eine Rennfahrerin investieren.[3]

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1958 Maria Teresa de Filippis Maserati 250F Maserati 2.5 L6 2 NC
Scuderia Centro Sud Maserati 250F Maserati 2.5 L6 1
Gesamt 3

Einzelergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1958
DNQ 10 DNF DNF
1959
DNQ
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6
1955 Maserati Maserati A6GCS Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR
DNF 9
1956 Maserati A6GCS Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Schweden KRI
DNF
1958 Osca TN1500 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
DNF

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maria Teresa de Filippis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Simone Valtieri: Addio a Maria Teresa di Filippis, la prima Donna pilota. FormulaPassion.it, 9. Januar 2016.
  2. a b c Filippo Cataldo: Pionierin mit Lederkappe. Zum Tod von Maria Teresa De Filippis. Süddeutsche.de, 9. Januar 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Januar 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. a b c James Eve: Maria Teresa De Filippis: Even the great Fangio thought she drove too fast. The Observer, 5. März 2006, abgerufen am 10. Januar 2016 (englisch).
  4. Maria Teresa de Filippis auf der Internetseite des Grand Prix Drivers Club (abgerufen am 10. Januar 2016).