Martin Flossmann

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Martin Flossmann, auch: Martin Flossmann-Harell,[1] (* 16. Februar 1937 in Linz als Horst Karl Heinrich Flossmann; † 28. Dezember 1999 in Baden bei Wien) war ein österreichischer Schauspieler, Theaterautor und Kabarettist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der studierte Jurist[2] und ausgebildete Schauspieler kam 1969 als Leiter des Kabarettensembles Der bunte Wagen nach drei Wanderjahren in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit seiner Künstlertruppe fix an das Theater beim Palais Auersperg.[3] Für den ORF gestaltete und inszenierte er in den 1970er Jahren Kabarettrevuen unter dem Titel cabaret cabaret, in denen Stars wie Ossi Kolmann und Max Böhm auftraten. 1974 wurde er mit der Übernahme des Kabaretts Simpl, dessen Teilinhaber und künstlerischer Leiter er wurde, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Diese Kabarettspielstätte befand sich seit dem Tod des früheren „Prinzipals“ Karl Farkas 1971 in einer Krise. Flossmann tauschte das alte Ensemble um Hugo Wiener und Maxi Böhm vollständig aus.

Grab von Martin Flossmann

Mit seinem neuen Ensemble, dem Louis Strasser, Tamara Stadnikow, Kurt Sobotka und später auch Edith Leyrer angehörten, inszenierte er ganz der Tradition des Simpl verpflichtete musikalische Revuen. Das erste Programm, das er bereits im Theater beim Auersperg zur Aufführung gebracht hatte, trug den Titel Der bunte Wagen und wurde auch als Schallplatte ein Bestseller. Flossmann trat als Conférencier vor dem Markenzeichen des Simpl, dem Roten Vorhang, auf. Dort kamen im sonst eher unpolitischen Umfeld auch tagespolitische Anspielungen zur Sprache. Insgesamt gestaltete er für das Simpl 19 Programme, darunter aufwändige, operettenhafte Gesangsinszenierungen. Eines der bekanntesten trug den Titel Zuständ' wie im alten Rom – Flossmann übersetzte dieses ursprünglich am Grauman’s Theatre in Los Angeles aufgeführte Stück aus dem Englischen.[4] (Als Die spinnen, die Römer! 1987 im Simpl, sowie 2011/12 an der Wiener Volksoper uraufgeführt.)

Mit seinem letzten Programm Bulli packt aus![5] verabschiedete sich Flossmann in der Saison 1992/93 aus Wien. Dieses Programm nahm Bezug auf das Wappentier des Hauses und die Gründung des Simpl, die sich 1992 zum achtzigsten Mal jährte.

Flossmann verkaufte das Simpl an seinen Geschäftsführer Albert Schmidleitner und übergab die künstlerische Leitung dem damals noch jungen, 1989 für eine Saison an die Bühne gekommenen Michael Niavarani.[6] Flossmann ging nach Berlin, wo er am Friedrichstadtpalast tätig war. Da seine Projekte der Berliner Theaterkrise[7] zum Opfer fielen, kehrte er schon nach kurzer Zeit wieder nach Österreich zurück. Anfang März 1996 inszenierte er am Stadttheater Baden Emmerich Kálmáns Operette Die Faschingsfee, die Flossmann komplett neu bearbeitet hatte und in der er (unter anderem neben Louis Strasser und Franz Suhrada) den Herzog Ottokar gab.[8]

In den letzten Jahren lebte er weitestgehend zurückgezogen in Niederösterreich. Er starb an Lymphdrüsenkrebs.[9][10] Er ist als Dr. Horst-Martin Flossmann in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Grinzinger Friedhof (Gruppe 8, Reihe 3, Nummer 3) beerdigt.[11]

Flossmann war mit der Tochter von Ossy Kolmann verheiratet.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marlene – ein Mythos mit Musik.[12] (Marlene in der Wiener Bühnenversion: Edith Leyrer.)

Literatur, Multimedia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Julia Sobieszek: Zum Lachen in den Keller. Der Simpl von 1912 bis heute. Amalthea, Wien 2007, ISBN 978-3-85002-610-9.
  • 100 Jahre Simpl. Teile 14–15, 16–18: Martin Flossmann. DVD-Videos. Hoanzl, Wien 2013.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Flossmann-Harell: Zum Thema „Kabarett im Fernsehen“. Vor allem Unterhaltung. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Juni 1969, S. 7.
  2. Das größenwahnsinnig gewordene Nudelbrett (Memento vom 22. August 2015 im Internet Archive)
  3. Zum Thema Kabarett im Fernsehen. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Juni 1969, S. 7.
  4. Zuständ’ wie im alten Rom. Eine musikalische Komödie (Memento vom 15. Februar 2008 im Internet Archive)
  5. Bestandsnachweis Österreichischer Bibliothekenverbund
  6. Wolfgang Kralicek: Let Him Entertain You. Porträt über Albert Schmidleitner im Falter, 41/09, 7. Oktober 2009, S. 25–27.
  7. Nachruf in Ö1 Mittagsjournal, 29. Dezember 1999 (Memento vom 15. November 2018 im Internet Archive), Österreichische Mediathek, abgerufen am 15. November 2018.
  8. „Faschingsfee“ auf der Bühne des Stadttheaters zum Leben erweckt! Voller Erfolg für Inszenierung der „Faschingsfee“. In: Badener Zeitung. 7. März 1996.
  9. Geschichte des Kabarett Simpl (Memento vom 22. August 2015 im Internet Archive)
  10. Martin Flossmann 1937-1999 (Memento vom 23. Mai 2009 im Internet Archive) Nachruf aus dem Standard
  11. Hedwig Abraham (Red.): Flossmann Horst Martin, Dr. In: viennatouristguide.at, abgerufen am 3. Oktober 2015.
  12. Katalog des Deutschen Komponistenarchivs (Memento vom 4. Oktober 2015 im Internet Archive);
    UK Intellectual Property Office (Trade Marks Decisions).