Michel de Bourbon-Parma

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Michel de Bourbon-Parma 2012
Michel de Bourbon-Parma 1948

Michel Marie Xavier Waldemar Georg Robert Karl Eymar de Bourbon-Parma (* 4. März 1926 in Paris; † 7. Juli 2018 in Neuilly-sur-Seine) war ein französischer Geschäftsmann, Veteran des Zweiten Weltkriegs und Automobilrennfahrer.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michel de Bourbon-Parma wurde 1926 als Sohn von René de Bourbon-Parma und Margaretha von Dänemark geboren. Seine ältere Schwester war Anna von Bourbon-Parma (1923–2016). Sein Großvater väterlicherseits war Robert I. Karl Ludwig Maria von Parma, der letzte Herzog von Parma, Piacenza und Guastalla. Seine Mutter war die Tochter des dänischen Admirals Waldemar von Dänemark, eines Sohnes des Königs Christian IX. Sie war dadurch Mitglied des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.

1951 heiratete er Yolande de Broglie-Revel, aus dem Adelsgeschlecht der Broglie.[1] Das Paar hatte fünf gemeinsame Kinder, drei Töchter und zwei Söhne, und wurde 1999 geschieden. Eine weitere Tochter wurde 1977 unehelich geboren.

2003 ehelichte er Maria Pia de Bourbon-Parma, die Tochter von Umberto II., dem letzten König Italiens, und dessen Ehefrau Marie José von Belgien. Seine zweite Frau war in erster Ehe mit Alexander von Jugoslawien verheiratet.

Emigration und Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michel de Bourbon-Parma wuchs in Paris auf. Sein Vater war in einem Unternehmen, das Tankanlagen für Propangas herstellte, beschäftigt, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich 1940 floh die Familie nach New York. Er selbst kam mit seinem Bruder in ein von Jesuiten geführtes Internat nach Montreal[2]. Schon nach kurzer Zeit kam es zu einem Zwischenfall, als er einen Jesuiten, der seinen Bruder züchtigte, niederschlug. Als die Internatsleitung ihnen daraufhin den Weihnachtsurlaub verwehrte, verließen die Brüder die Einrichtung unerlaubt und fuhren mit einem Greyhound-Fernbus nach New York. Beide kehrten nicht nach Montreal zurück.[3]

Nach einem Jahr als Angestellter in einem Import-Export-Unternehmen trat er 1943 im Alter von 17 Jahren mit der Erlaubnis seines Vaters in die United States Army ein. Im Rang eines Leutnants nahm er an der geheimen Operation Jedburgh teil und agierte dabei als Saboteur hinter den deutschen Linien in Frankreich. Er war dabei dem britischen Colonel Tommy Macpherson unterstellt. Der dritte Mann der Gruppe war der Funker Sergeant Arthur Brown.[4]

Nach der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten wurde er im August 1945 nach Indochina versetzt, um dort gegen den aufkommenden Việt Minh zu kämpfen. Bereits an seinem ersten Einsatztag wurde er gemeinsam mit fünf weiteren Franzosen gefangen genommen. Er verbrachte elf Monate in Gefangenschaft. Mehrere Ausbruchsversuche scheiterten, vier seiner Kameraden kamen während der Lagerhaft um. 1946 kam er frei. Für seine Verdienste im Krieg erhielt er verschiedene Auszeichnungen, darunter den Verdienstorden der Ehrenlegion, das Military Cross und das Croix de guerre.

Zivilleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Militärzeit war er viele Jahrzehnte für Zodiac Marine & Pool tätig, ein französisches Unternehmen, das Festrumpfschlauchboote herstellt.

Karriere im Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1960er-Jahren bestritt Michel de Bourbon-Parma einige Jahre lang Autorennen als Herrenfahrer. Seinen ersten Erfolg feierte er bei der Targa Florio 1964, wo er gemeinsam mit Claude Bourillot auf einem von der Scuderia Filipinetti gemeldeten Ferrari 250 GTO Gesamtzehnter wurde.[5] Zweimal war er beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans am Start, bei beiden Einsätzen fiel er aus. 1964 fuhren er und Robert Bouharde einen René Bonnet Aérodjet und konnten wegen eines Getriebeschadens das Rennen nicht beenden. 1966 war er Partner von Giampiero Biscaldi bei diesem 24-Stunden-Rennen. Das Duo pilotierte einen Ferrari 275 GTB, den Ed Hugus gemeldet hatte. Diesmal stoppte ein Kupplungsschaden die Ambitionen.

Sein größter Erfolg war der zweite Rang bei der Tour de France für Automobile 1964; er war dort Partner von Jean Guichet im Werks-Ferrari 250 GTO.[6]

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1964 FrankreichFrankreich Société Automobiles René Bonnet René Bonnet Aérodjet FrankreichFrankreich Robert Bouharde Ausfall Getriebeschaden
1966 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ed Hugus Ferrari 275 GTB ItalienItalien Giampiero Biscaldi Ausfall Kupplungsschaden

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
1964 Scuderia Filipinetti
Automobiles René Bonnet
Scuderia Ferrari
Ferrari 250 GTO
René Bonnet Aérodjet
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
10 DNF 2
1965 Scuderia Filipinetti Ferrari 250 GTO Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
DNF
1966 Ed Hugus Ferrari 275 GTB Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
DNF

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissedre: 24 Stunden du Mans. 1923–1992. 2 Bände. Édition d’Art J. B. Barthelemy, Besançon 1992, ISBN 2-909413-06-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Michel de Bourbon-Parma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michel di Borbone, Principe di Parma auf thepeerage.com, abgerufen am 11. September 2016.
  2. Philippe Bernier Arcand: Les Bourbon-Parme dans les institutions d’enseignement du Québec. In: Histoire Québec. Band 28, Nr. 1, 2022, ISSN 1201-4710, S. 24–28 (erudit.org [abgerufen am 18. Mai 2023]).
  3. John Nelander: French-born prince and part-time Palm Beacher Michel de Bourbon-Parme recalls adventures. In: The Shiny Sheet. 29. März 2011, abgerufen am 9. Juli 2018 (englisch).
  4. Robert Hall: Allied ‘bandits’ behind enemy lines. In: BBC. 5. Juni 2009, abgerufen am 9. Juli 2018 (englisch, Michel de Bourbon-Parma und die Operation Jedburgh).
  5. Targa Florio 1964. In: Racing Sports Cars. 26. April 1964, abgerufen am 9. Juli 2018 (englisch).
  6. Tour de France 1964. In: Racing Sports Cars. 26. April 1964, abgerufen am 9. Juli 2018 (englisch).