Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1905
Sitz Bad Liebenwerda, Deutschland
Leitung Markus Voigt (Betriebsleitung; A-Kirchenmusiker, Orgelbaumeister)
Branche Musikinstrumentenbau
Website www.orgelbau.de

Der Mitteldeutsche Orgelbau A. Voigt ist ein Orgelbauunternehmen mit Sitz in Bad Liebenwerda.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Ausbildung bei Rühlmann (Zörbig), Geissler (Eilenburg) und Schlag & Söhne (Schweidnitz) gründete Arno Voigt (1876–1930) im Jahr 1905 aus dem Nachlass seines Onkels, des Orgelbauers Christian Friedrich Raspe (1822–1892), einen Orgelbaubetrieb in Liebenwerda. Er leitete den Betrieb bis 1930. In dieser Epoche wurden ausschließlich Orgeln mit pneumatischen Kegelladen produziert. Es kam zu einem Ausbau der Werkstätten und einer Erhöhung der Mitarbeiterzahl auf bis zu 25 Personen in Spitzenzeiten. Wegen hervorragender Leistungen wurde dem Unternehmen 1914 eine Goldmedaille durch die „Allgemeine Industrie- und Gewerbeausstellung“ in Liebenwerda verliehen. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte jedoch beinahe eine Unterbrechung der Werktätigkeit mit sich. In der Nachkriegs- und Inflationszeit konnten einige Projekte trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage dennoch errungen und ausgeführt werden. Arno Voigts Sohn Arno Voigt jun. (1903–1986) lernte während der Kriegszeit im familiären Orgelbetrieb und begann ein Musikstudium am Konservatorium in Dresden. Die Verbindung von Orgelbau und Kirchenmusik bildet schon seit Beginn des Unternehmens bis in die heutige Zeit (vierte Generation) eine ausgeprägte Tradition. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam es wieder nahezu zum Erliegen des Unternehmens.

Die beiden Söhne, Dieter Voigt (* 1935) und Gisbert Voigt (* 1940), erhielten Klavier- und Orgelunterricht sowie eine Ausbildung im Orgelbau. Dieter Voigt studierte von 1953 bis 1958 Kirchenmusik in Halle (Saale) und schloss mit einem A-Examen ab. Seit 1970 ist Dieter Orgelbaumeister. Gisbert legte 1961 die Tischlermeister- und 1966 die Orgelbaumeisterprüfung ab. Die dritte Generation übernahm 1961 das Unternehmen des Vaters mit der Leitung durch beide Söhne. Fortan fertigten sie ausschließlich Orgeln mit Schleifladen und mechanischer Tontraktur.

Der drohenden Verstaatlichung von Orgelbaubetrieben in den 1970er Jahren konnte das Unternehmen entgehen. Für seine Leistungen erhielt der Betrieb 1978 einen Titel als „Anerkannter Kunsthandwerker“ – zu jener Zeit für einen privaten Handwerksbetrieb eine durchaus ungewöhnliche Auszeichnung.

Eine Ausnahme zu DDR-Zeiten stellte das Unternehmen mit der 1986 beginnenden Produktion von eigenen Lingualstimmen dar. Alle anderen Betriebe mussten die Zungenregister fast ausnahmslos aus Göttingen importierten.

Die Übernahme des Unternehmens durch die vierte Generation 1996 brachte eine Umwandlung zur GmbH mit sich. In den 1990er Jahren wurden vor allem Rekonstruktions- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Aber auch viele bedeutende Instrumente mit erheblichen technischen Neuerungen sowie auch die größten der bis dato produzierten Voigt-Orgeln (Berlin-Charlottenburg mit III/55, St. Nikolai-Kirche Bad Liebenwerda mit III/41) entstanden in dieser Zeit.

2005 wurden die Werkstätten um eine eigenständige Metallpfeifenwerkstatt erweitert.

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Opus Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1905 1 Annahütte Ev. Henrietten-Kirche
II/P 10 1921 von Gustav Heinze (Sorau) aufgestellt
1913 26 Klettwitz Kath. Herz-Jesu-Kirche
II/P 8
1914 Mühlberg Klosterkirche
III/P 32
1919 40 Ortrand Stadtkirche St. Barbara
II/P 19
1921 Doberlug-Kirchhain Ev. Stadtkirche III/P 33
1925 Rügenwalde
III/P 38
1959 Wiesbaden Neuapostolische Kirche III/P 37
1964 Halle (Saale) Evangelische Hochschule für Kirchenmusik I/P 5 Orgel geteilte Schleifen, 1964 für die Moritzkirche erbaut, seit 2004 in der EHK
1972 Lauchhammer-Mitte Christus-König-Kirche II/P 14 [1]
1973 Doberlug-Kirchhain Klosterkirche (Kapelle) I/P 7 [2]
1975 Warnemünde Ev. Kirche
II/P 22 [3]
1982 Giebichenstein Diakonissen-Mutterhaus, Saal I 4 Orgel
1985 Berlin-Biesdorf Dorfkirche
II/P 21
1985 Weißenfels Schloss Neu-Augustusburg, Schlosskirche
II/P 32 Teilrekonstruktion und Erweiterung der Orgel von Christian Förner (1673) unter Verwendung des alten Gehäuses und noch vorhandenen Pfeifen von Johann Friedrich Schulze (1839)
1986 Teupitz Dorfkirche
II/P 16 Der Barock-Prospekt stammt noch von der ersten Orgel 1694.[4]
1987–1990 Erfurt Andreaskirche
II/P 25 [5]
1989 Bernau Stadtkirche
II/P 29 als Ersatz für eine Vorgängerorgel von Sauer III/40, Orgel
1989/1990 Zwickau-Weißenborn Johanniskirche II/P 14 erbaut unter Verwendung von Teilen des Vorgängerprospektes[6]Orgel
1993/1994 Bad Liebenwerda St. Nikolai
III/P 41
1995 Berlin-Westend Epiphanienkirche
III/P 55 1995/1996 erweitert von Voigt[7]Orgel
2000 Eilenburg Marienkirche
II/P 22 Orgel 1864 von Conrad Geißler mit mechanischen Trakturen erbaut, nahezu original erhalten, nach langem Verfall im Jahr 2000 restauriert[8]
2005 Pirna Klosterkirche Pirna
II/P 14
2008/2009 Hanau-Kesselstadt Ev. Friedenskirche
II/P 25 Neubau hinter Prospekt von Johann Georg Zinck (1756) und Ratzmann (1906) unter Einbeziehung eines Großteils der vorhandenen Register[9]
2011 Petzow Dorfkirche
II/P 12 [10]
2014 Fulda Dietrich-Bonhoeffer-Haus II/P 17
2013/2018 Camburg St. Trinitatis
III/P 35 Neubau in neuem Prospekt unter Einbeziehung eines Großteils der vorhandenen Register der Orgel von Poppe/Ladegast/Schenke
2018 Walldorf (Meiningen) Kirchenburg
II/P 19 Neubau

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Felix Friedrich, Dieter Voigt, Markus Voigt (Hrsg.): Beiträge zum Orgelbau im östlichen Mitteldeutschland aus Anlass der Juliläen 2005: 100 Jahre Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt Bad Liebenwerda und 150 Jahre Orgelbau in Bad Liebenwerda. Kunstblatt-Verlag, Dresden 2005, ISBN 3-938706-00-7.
  • Förderverein Evangelische Kirchenmusik Gersfeld e.V. (Hrsg.): Die Orgel in der Barockkirche zu Gersfeld / Rhön. Gersfeld, 2006 (Memento vom 4. Oktober 2009 im Internet Archive)
  • Markus Voigt: Orgelbewegung in der DDR – Betrachtung eines konträren wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Umfeldes von 1945 bis 1990 (= Studien zur Musikwissenschaft Band 17). Kovač, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4627-1 (zugleich Diss., Universität Halle [Saale] 2008)[11][12][13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Orgel der Kirche auf der Homepage der Pfarrgemeinde „St. Hedwig“ (Memento des Originals vom 15. November 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sthedwig-lauchhammer.de
  2. Orgel
  3. Orgel
  4. Orgel
  5. Orgel
  6. Orgel
  7. Orgel
  8. kirchenmusik-eilenburg – Geißler-Orgel. Abgerufen am 16. September 2020.
  9. Krystian Skoczowski: Die Orgelbauerfamilie Zinck. Ein Beitrag zur Erforschung des Orgelbaus in der Wetterau und im Kinzigtal des 18. Jahrhunderts. Haag + Herchen, Hanau 2018, ISBN 978-3-89846-824-4, S. 152.
  10. Orgel
  11. https://www.verlagdrkovac.de/978-3-8300-4627-1.htm, abgerufen am 7. Februar 2021
  12. https://d-nb.info/995337012/04, abgerufen am 7. Februar 2021
  13. http://d-nb.info/995337012, abgerufen am 7. Februar 2021