Mohr und die Raben von London (Roman)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mohr und die Raben von London ist ein erstmals 1962 erschienenes Jugendbuch von Ilse und Vilmos Korn.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschwister Joe und Becky Kling leben mit ihren Eltern und Geschwistern in sehr armen Verhältnissen im London in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der 13-jährige Joe und seine Mutter arbeiten in einer Textilfabrik, Becky muss unentgeltlich für die Händlerin „Quaddle“ arbeiten. Der Vater ist arbeitslos, der ältere Bruder Billy alias King ist Anführer einer Jugendbande in den Docks. Eines Tages lernen die Kinder Karl Marx kennen, der unter dem Spitznamen Mohr (wegen seiner schwarzen Kopf- und Barthaare) in London lebt und den Kindern hilfreich zur Seite steht. Weil Joe sich gegen das System in der Textilfabrik auflehnt, werden er und seine Mutter eines Diebstahls beschuldigt und ungerechtfertigt gestraft. Die Armut und die Kinderarbeit werden in dem Buch anschaulich geschildert, ebenso wie die Lebensumstände und das Familienleben des Karl Marx in London. Auch Helena Demuth, Friedrich Engels und Wilhelm Liebknecht treten in Erscheinung.

Karl Marx lebte ab 1849 in London und arbeitete dort unter anderem als Redakteur für die New York Daily Tribune. Während dieser Zeit berichtete er tatsächlich von den Lebensverhältnissen in England, insbesondere über die im Buch beschriebene Armut und die Kinderarbeit in der Textilindustrie. Die Handlung ist jedoch, von historischen Fakten abgesehen, fiktiv. Am Rande der Erzählung werden Grundzüge des Märchens Hans Röckle eingefügt, welche später als Buch und Verfilmung erschienen.

Die Geschichte endet mit einem Rückblick des gealterten Joe auf die Erfolge der Arbeiterbewegung, einer Erwähnung der Russischen Revolutionen von 1905 und 1917 sowie einem Ausblick auf die Entwicklung des sozialistischen Lagers.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch wurde in der DDR vom Kinderbuchverlag Berlin sowie dem Volk und Wissen Verlag mehrfach publiziert. Später übernahm dies die Eulenspiegel Verlagsgruppe. Außerdem erschienen belarussische, ukrainische, litauische, lettische, estnische und rumänische Versionen.

Rezeption in der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Werk wurde in der DDR im Deutschunterricht der Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule (POS) behandelt. Auszüge davon befanden sich im Lehrbuch der 6. Klassenstufe. Teilweise wurde es im Unterricht als ganzes gelesen und besprochen.

Die Intention des Buches entsprach dem anerkannten Anliegen, Kindern ein positives Verhältnis zum sozialistischen Gesellschaftsprojekt zu vermitteln. Die Auswirkungen der kapitalistischen Produktionsweise auf das Leben der Arbeiterklasse als Anlass der theoretischen Arbeit von Marx und Engels darzustellen, dient als Einstieg in und positive Einstimmung für eine spätere Befassung mit dem Konzept Marxismus-Leninismus, wie auch als Prävention gegen Antikommunismus. Der Roman transportiert daher bewusst parteiliche und agitatorische Momente des „ideologischen Klassenkampfes“.

Die Autoren wurde mit dem Theodor-Fontane-Preis für Kunst und Literatur für das Jahr 1963 geehrt, beim Preisausschreiben des Ministeriums für Kultur zur Förderung der sozialistischen Kinder- und Jugendliteratur erhielten sie 1964 seinen Sonderpreis.[1]

Das Buch wurde 1969 von der DEFA unter der Regie von Helmut Dziuba als Mohr und die Raben von London verfilmt.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vilmos und Ilse Korn: Mohr und die Raben von London. Kinderbuchverlag, Berlin 1962; Neuausgabe Eulenspiegel Kinderbuchverlag, Berlin 2018.
  • Hans-Dieter Schmidt (nach Vilmos und Ilse Korns gleichnamigem Roman): Mohr und die Raben von London. Schauspiel. Henschel, Berlin 1974.
  • Helden nach Plan, Katalog der 19. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse zur DDR-Literatur

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Editionsnotizen zur 13. Auflage, Kinderbuchverlag Berlin, Berlin 1979, S. 4
  2. Film bei DEFA-Stiftung, abgerufen am 18. September 2021