Monteneveit

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Monteneveit
Monteneveit und zugehörige Phasen: mnv – Monteneveit; mag – Magnetit; ocr – Oxycalcioroméit; ttr – Tetraedrit-(Fe); sp – Sphalerit; ccp – Chalkopyrit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2018-060[1]

IMA-Symbol

Mtv[2]

Andere Namen

IMA2018-060

Chemische Formel Ca3Sb5+2(Fe3+2Fe2+)O12[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Ia3d (Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230[3]
Gitterparameter a = 12,6093(2) (natürlich) Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5 – 7[3]
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,72(1)[3]
Spaltbarkeit nicht beobachtet
Bruch; Tenazität muschelig[3]
Farbe schwarz[3]
Strichfarbe bräunlich schwarz[3]
Transparenz opak[3]
Glanz Diamantglanz[3]
Magnetismus nicht magnetisch
Kristalloptik
Brechungsindex n = nicht bestimmt
Doppelbrechung δ = nicht bestimmt
Optischer Charakter nicht bestimmt
Achsenwinkel 2V = nicht bestimmt

Das Mineral Monteneveit ist ein sehr seltenes Oxid aus der Obergruppe der Granate mit der idealisierten Zusammensetzung Ca3Sb5+2(Fe3+2Fe2+)O12. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Struktur von Granat.

Monteneveit bildet schwarze, rundliche Kristalle mit Diamantglanz von maximal 0,4 mm Größe.

Bislang ist Monteneveit nur in seiner Typlokalität nachgewiesen worden, metamorphen Sulfidlagen der Schneeberg Mine am gleichnamigen Schneeberg (Südtirol) in der Provinz Südtirol in Italien.[3]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die metamorphen Sulfidvorkommen am Schneeberg wurden vermutlich schon in prähistorischer Zeit auf Kupfer abgebaut und ab dem frühen 13. Jahrhundert ist die Gewinnung von Silber historisch belegt.[4]

Im 19. Jahrhundert gelangte ein Handstück dieses alten Abbaugebietes, möglicherweise von der Bockleitner Halde, nach Schweden. Hjalmar Sjögren erwarb 1897 für 15 Goldmark ein Stück „Schneebergit“, ein eisenhaltiger Oxycalcioroméit, von der Firma Dr. F. Krantz. Rheinisches Mineralien-Kontor und 1901 wurde Sjögrens Sammlung dem Naturhistoriska riksmuseet gespendet.[3]

Bei einer Untersuchung von Mineralen der Roméitgruppe diverser Fundorte wurde knapp 120 Jahre später ein neues Ca-Sb-Fe-Oxid aus der Granatgruppe in diesem Handstück entdeckt. Es wurde nach seiner Herkunft, dem Monteneve (Schneeberg) in Südtirol benannt.[3]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die strukturelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Monteneveit zur Granat-Obergruppe, wo er formal mit Henritermierit und Holtstamit die Henritermierit-Gruppe mit 8 positiven Ladungen auf der tetraedrisch koordinierten Gitterposition bildet. Anders als diese beiden tetragonalen Minerale ist Monteneveit kubisch und enthält weder (OH)-Gruppen noch Leerstellen auf der Tetraederposition.[3]

Die seit 2001 gültige 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik führt den Monteneveit nicht auf. Er würde hier ebenso wie Yafsoanit innerhalb der Klasse der Oxide in die Abteilung C (Metall: Sauerstoff = 2:3, 3:5 und vergleichbare), Unterabteilung C. (Mit großen und mittelgroßen Kationen) eingeordnet werden.[3]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monteneveit kristallisiert mit kubischer Symmetrie in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230 mit 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Der natürliche Mischkristall aus der Typlokalität hat dem Gitterparameter a = 12,536 Å.[3]

Die Struktur ist die von Granat. Calcium (Ca2+) besetzt die dodekaedrisch von 8 Sauerstoffen umgebenen X-Positionen, Antimon (Sb5+) die oktaedrisch von 6 Sauerstoffen umgebene Y-Position und die tetraedrisch von 4 Sauerstoffen umgebenen Z-Position ist mit Eisen in zwei verschiedenen Oxidationsstufen (Fe3+, Fe2+) besetzt.[3]

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monteneveit hat die vereinfachte Zusammensetzung Ca3Sb5+2(Fe3+2Fe2+)O12 und ist der erste natürliche Granat mit einer gemischten Besetzung der Tetraederposition mit zwei- und dreiwertigen Kationen. Die gemessene Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [X](Ca2,97Mg0,03)[Y](Sb5+1,73Sn4+0,10Fe3+0,17)[Z](Fe3+2,43Fe2+0,37Zn2+0,20). Diese Zusammensetzung kann als Mischkristall von 37 mol-% Monteneveit mit 10 mol-% Dzhuluit[3]

  • [Y]Sb5+ + [Z]Fe2+ = [Y]Sn4+ + [Z]Fe3+ (Dzhuluit),

20 mol-% des Zn-Analog von Monteneveit (Ca3Sb5+2(Fe3+2Zn2+)O12)

  • [Z]Fe2+ = [Z]Zn2+

und 33 mol-% des hypothetischen Endgliedes Ca3(Sb5+1,5Fe3+0,5)Fe3+3O12

  • [Y]Sb5+ + 2[Z]Fe2+ = [Y]Fe3+ + 2[Z]Fe3+

aufgefasst werden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monteneveit ist bislang nur in seiner Typlokalität, der Lagerstätte Schneeberg in der Provinz Südtirol in Italien, nachgewiesen worden und tritt hier in metamorphen Sulfidlagen auf.[5] Er bildete sich metamorph wahrscheinlich bei Temperaturen um 800 °C und 8–10 kbar Druck zusammen mit Oxycalcioroméit beim Abbau von Tetraedrit-(Fe). Weitere Begleitminerale sind Magnetit, Sphalerit, Chalkopyrit und wahrscheinlich Calcit. Anthophyllit, Gudmundit und Genplesit treten im Handstück nicht im direkten Kontakt mit Monteneveit auf.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Andreas Karlsson, Dan Holtstam, Luca Bindi, Paola Bonazzi, Matthias Konrad-Schmolke: Adding complexity to the garnet supergroup: monteneveite,Ca3Sb5+2(Fe3+2Fe2+)O12, a new mineral from the Montenevemine, Bolzano Province, Italy. In: European Journal of Mineralogy. Band 32, 2020, S. 77–87 (researchgate.net [PDF; 5,2 MB; abgerufen am 15. Mai 2020]).
  4. V. Mair, F. Vavtar, H. Schölzhorn, D. Schölzhorn: Der Blei-Zink-Erzbergbau am Schneeberg, Südtirol. In: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft. Band 153, 2007, S. 145–180 (uibk.ac.at [PDF; 5,4 MB; abgerufen am 18. Mai 2020]).
  5. Fundortliste für Monteneveit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 15. Mai 2020.