Nationalratswahlkreis Zürich-Ost

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Nationalratswahlkreis Zürich-Ost war ein Wahlkreis bei Wahlen in den Schweizer Nationalrat. Er bestand von 1848 bis 1919 (Einführung des heute üblichen Proporzwahlrechts) und umfasste den östlichen Teil des Kantons Zürich.

Von 1869 bis 1893 stellten mit Ausnahme eines nur zwei Wochen im Amt gewesenen Liberalen ausschliesslich Mitglieder der Demokraten die Vertreter des Bezirks in Winterthur. Diese waren in der Region Winterthur historisch sehr stark und erreichten unter anderem 1874 die Totalrevision der Bundesverfassung und Einführung des Referendumsrecht. Der Einfluss Winterthurs auf die nationale Politik jener Zeit prägte den Begriff der «École de Winterthour».

Wahlverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hierbei handelte es sich um einen Pluralwahlkreis. Dies bedeutet, dass zwar mehrere Sitze zu verteilen waren, jedoch das Majorzwahlrecht zur Anwendung gelangte. Im Sinne der romanischen Mehrheitswahl benötigte ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden. Zur Verteilung aller Sitze waren unter Umständen mehrere Wahlgänge notwendig. Jeder Wähler hatte so viele Stimmen, wie Sitze zu vergeben waren.

Bezeichnung und Sitzzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlkreise Kanton Zürich 1848–1881
Wahlkreise Kanton Zürich 1881–1902
Wahlkreise Kanton Zürich 1902–1911
Wahlkreise Kanton Zürich 1911–1919

Zürich-Ost ist eine inoffizielle geographische Bezeichnung. Im amtlichen Gebrauch üblich war eine über die gesamte Schweiz angewendete fortlaufende Nummerierung, geordnet nach der Reihenfolge der Kantone in der schweizerischen Bundesverfassung. Aufgrund der wechselnden Anzahl im Laufe der Jahre erhielten manche Wahlkreise mehrmals eine neue Nummer. Zürich-Ost trug ab 1851 (erstmalige Anwendung eines einheitlichen Bundesgesetzes) die Nummer 3, ab 1911 die Nummer 4.

Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl erhielt Zürich-Ost bei Wahlkreisrevisionen mehrmals eine höhere Anzahl Sitze zugesprochen.

  • 1848 bis 1878: 3 Sitze
  • 1881 bis 1899: 4 Sitze
  • ab 1902: 5 Sitze

Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet des Wahlkreises wurde am 21. Dezember 1850 mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes» erstmals verbindlich festgelegt, wobei man den bereits 1848 von der Zürcher Kantonsregierung geschaffenen Wahlkreis unverändert übernahm.[1] Er umfasste:

Mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath» vom 3. Mai 1881 erfolgte eine Vergrösserung, als die übrigen Gemeinden des Bezirks Winterthur vom Wahlkreis Zürich-Nord abgetrennt und Zürich-Ost hinzugefügt wurden.[2] Der Wahlkreis Zürich-Ost umfasste neu:

  • den Bezirk Pfäffikon
  • den Bezirk Uster
  • den Bezirk Winterthur

1919 wurden die fünf Zürcher Wahlkreise zum heute noch bestehenden Nationalratswahlkreis Zürich zusammengelegt, in welchem das Proporzwahlrecht gilt.

Nationalräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G = Gesamterneuerungswahl
  • E = Ersatzwahl bei Vakanzen
  • Demokratische Linke (DL), Demokratische Partei (DP)
  • Freisinnige Linke (FL), Freisinnig-Demokratische Partei (FDP)
  • Liberale Mitte (LM)
  • Sozialdemokratische Partei (SP)
  • Datum Wahl Gewählte Partei
    15.10.1848
    22.10.1848
    29.10.1848
    G   Heinrich Homberger DL
      Johann Jakob Müller, Heinrich Rüegg FL
    16.03.1851 E   Rudolf Wäffler FL
    26.10.1851 G   Heinrich Rüegg, Rudolf Wäffler, Hans Heinrich Zangger FL
    29.10.1854 G   Heinrich Rüegg, Rudolf Wäffler, Hans Heinrich Zangger FL
    25.10.1857 G   Heinrich Rüegg, Rudolf Wäffler, Hans Heinrich Zangger FL
    28.10.1860 G   Heinrich Rüegg, Rudolf Wäffler, Hans Heinrich Zangger LM
    28.10.1863 G   Heinrich Grunholzer, Eduard Suter, Rudolf Wäffler LM
    28.10.1866 G   Johann Jakob Sulzer DL
      Heinrich Grunholzer, Eduard Suter LM
    31.10.1869 G   Salomon Bleuler, Johann Jakob Spörri, Hans Rudolf Zangger DP
    15.10.1871
    29.10.1871
    E   Gottlieb Ziegler DP
    27.10.1872 G   Salomon Bleuler, Hans Rudolf Zangger, Gottlieb Ziegler DP
    31.10.1875 G   Salomon Bleuler, Friedrich Salomon Vögelin, Gottlieb Ziegler DP
    13.05.1877
    27.05.1877
    E   Heinrich Bosshard LM
    27.10.1878 G   Salomon Bleuler, Johannes Stössel, Friedrich Salomon Vögelin DP
    30.10.1881 G   Salomon Bleuler, Ludwig Forrer, Johannes Stössel, Friedrich Salomon Vögelin DP
    13.05.1877
    24.02.1884
    E   Rudolf Geilinger DP
    26.10.1884 G   Ludwig Forrer, Rudolf Geilinger, Johannes Stössel, Friedrich Salomon Vögelin DP
    30.10.1887 G   Ludwig Forrer, Rudolf Geilinger, Johannes Stössel, Friedrich Salomon Vögelin DP
    25.11.1888 E   Albert Locher DP
    26.10.1890 G   Ludwig Forrer, Rudolf Geilinger, Albert Locher, Johannes Stössel DP
    18.10.1891 E   Albert Kündig DP
    26.10.1893 G   Ludwig Forrer, Rudolf Geilinger, Albert Kündig, Albert Locher DP
    11.02.1894 E   Emil Stadler sr. FDP
    25.10.1896 G   Ludwig Forrer, Rudolf Geilinger, Albert Kündig, Emil Stadler sr. FDP
    29.10.1899 G   Albert Kündig DP
      Ludwig Forrer, Rudolf Geilinger, Emil Stadler sr. FDP
    04.11.1900 E   Eduard Sulzer FDP
    26.10.1902 G   Rudolf Geilinger, Albert Kündig, Emil Stadler sr., Eduard Sulzer FDP
      Friedrich Studer SP
    29.10.1905 G   Rudolf Geilinger, Albert Kündig, Friedrich Ottiker, Emil Stadler sr., Eduard Sulzer FDP
    25.10.1908 G   Rudolf Geilinger, Friedrich Ottiker, Emil Stadler sr., Eduard Sulzer FDP
      Friedrich Studer SP
    14.08.1910
    09.09.1910
    E   Julius Gujer FDP
    05.03.1911 E   Hans Sträuli FDP
    29.10.1911 G   Julius Gujer, Friedrich Ottiker, Hans Sträuli, Eduard Sulzer FDP
      Friedrich Studer SP
    04.05.1913
    18.05.1913
    E   Hans Schenkel SP
    25.10.1914 G   Julius Gujer, Friedrich Ottiker, Hans Sträuli FDP
      Hans Schenkel, Friedrich Studer SP
    28.10.1917
    25.11.1917
    G   Carl Bertschinger, Emil Hardmeier, Hans Sträuli, Carl Jakob Sulzer FDP
      Friedrich Studer SP

    Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes (vom 21. Dezember 1850). (PDF, 676 kB) In: Bundesblatt Nr. 61 vom 28. Dezember 1850. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 28. Oktober 2014.
    2. Bundesgesetz betreffend die Wahlen in den Nationalrath (vom 3. Mai 1881). (PDF, 288 kB) In: Bundesblatt Nr. 20 vom 10. Mai 1881. admin.ch, 21. Mai 2013, abgerufen am 28. Oktober 2014.