Nele Pollatschek

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Nele Pollatschek, 2023

Nele Rahel Pollatschek (* 15. März 1988 in Ost-Berlin[1]) ist eine deutsche Schriftstellerin, Publizistin und Journalistin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nele Pollatschek ist Jüdin.[2] Einige Angehörige ihrer Familie wurden im Holocaust von den Nationalsozialisten ermordet.[2]

Pollatschek studierte von 2008 bis 2012 Englische Literatur und Philosophie an den Universitäten Heidelberg und Cambridge, bevor sie für ihr Masterstudium in Englischer Literatur 2012 an die Universität Oxford wechselte. Ab 2013 arbeitete sie dort an ihrer Dissertation, die sich mit der Theodizeefrage im viktorianischen Roman beschäftigt. Promoviert wurde Pollatschek 2018.[3] Sie wurde vom jüdischen Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk gefördert.[2]

Während ihres Promotionsprojekts veröffentlichte sie ihren Debütroman Das Unglück anderer Leute, der 2017 mit dem Friedrich-Hölderlin-Förderpreis der Stadt Bad Homburg und 2019 mit dem Grimmelshausen-Förderpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahre 2020 erschien Dear Oxbridge: Liebesbrief an England, in dem sie ihre Erfahrungen an den Universitäten Oxford und Cambridge beschreibt. Des Weiteren moderierte sie vom Sommer 2019 bis zum Frühling 2020 die wöchentliche Hörfunkglosse Pollatscheks Kanon: Weltliteratur zum Mitreden bei hr2-kultur.[4] Im Mai 2021 wurde sie für die Dauer eines Monats als Stadtschreiberin in Ansbach ausgezeichnet.[5] Sie schreibt für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.[6]

Nele Pollatschek bei den 50. Römerberggesprächen am 6. November 2021 zur Gender-Debatte

Selbstbezeichnung im generischen Maskulinum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2020 veröffentlichte Pollatschek im Tagesspiegel den Artikel Deutschland ist besessen von Genitalien – Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer, der auf dem Kapitel They: Gendern auf Englisch in ihrem im gleichen Jahr veröffentlichten Buch Dear Oxbridge basiert. Darin wendet sie sich gegen eine unnötige „Sichtbarmachung“ von Geschlechtlichem in einer gendergerechten Sprache: „Wenn wir im Deutschen gendern, dann sagen wir damit: Diese Information ist so wichtig, dass sie immer mitgesagt werden muss. Und wir sagen: Nur diese Information muss immer mitgesagt werden.“ Dagegen blieben Persönlichkeitsmerkmale wie Religion oder Hautfarbe sprachlich unberücksichtigt, würden also von der geschlechtergerechten Sprachpraxis „diskriminiert“. Pollatschek bevorzugt für sich die generische Maskulinform „Schriftsteller“, bei der kein natürliches Geschlecht (Sexus) sichtbar wäre; durch die weibliche Berufsbezeichnung „Schriftstellerin“ fühlt sie sich auf ihr Geschlecht reduziert: „Wer aus meinem ‚Schriftsteller‘ ein ‚Schriftstellerin‘ macht, kann auch gleich ‚Vagina!‘ rufen.“[7][8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Writing against theodicy. Evil, secular ethics, and Victorian realism with particular reference to J.A. Froude, A.H. Clough, and George Eliot. University of Oxford, Oxford 2018 (englisch, Dissertation; D.Phil. University of Oxford 2019 Humanities Division Faculty of English Language and Literature Somerville College; Manuskript, 265 Seiten, Bodleian Library, Oxford).
  • Das Unglück anderer Leute. Galiani, Berlin/Köln 2016, ISBN 978-3-86971-137-9.
  • Dear Oxbridge: Liebesbrief an England. Galiani, Berlin/Köln 2020, ISBN 978-3-86971-203-1.
  • Kleine Probleme. Galiani, Berlin/Köln 2023, ISBN 978-3-86971-240-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nele Pollatschek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nele Pollatschek: „Das Unglück anderer Leute“. Spießertum als Rebellion. Deutschlandfunk Kultur, Sendung Lesart, 19. August 2016.
  2. a b c »Wir müssen es jetzt ausbaden«, Jüdische Allgemeine, 26. September 2016, abgerufen am 23. August 2023.
  3. Verlagsübersicht: Nele Pollatschek. In: KiWi-Verlag.de. 2022, abgerufen am 8. Mai 2022.
  4. Suchergebnisse: Pollatscheks Kanon – Weltliteratur zum Mitreden. In: hr2.de. 2022, abgerufen am 8. Mai 2022.
  5. a b Mitteilung: Nele Pollatschek ist die erste Ansbacher Stadtschreiberin – Literatur im Rahmen des Stadtjubiläums. In: Ansbach.de. 1. Mai 2021, abgerufen am 8. Mai 2022.
  6. Nele Pollatschek - Süddeutsche Zeitung. 12. Februar 2024, abgerufen am 18. Februar 2024.
  7. Nele Pollatschek: Deutschland ist besessen von Genitalien: Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer. In: Tagesspiegel.de. 30. August 2020, abgerufen am 8. Mai 2022.
  8. Johannes Herwig-Lempp: Systemische Sozialarbeit: Haltungen und Handeln in der Praxis. Vandenhoeck & Ruprecht, 2022, ISBN 978-3-647-40783-8, S. 24, doi:10.13109/9783666407833 (google.de [abgerufen am 24. Januar 2023]).
  9. Hölderlin Gesellschaft – Hölderlin-Preise. Abgerufen am 8. März 2020.
  10. Stadt Gelnhausen – Stiftungen & Preise. Grimmelshausen-Preis/Förderpreis. Abgerufen am 8. März 2020.
  11. Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor | Stadt Kassel, abgerufen am 14. Dezember 2023.