Nora Kräutle

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Nora Kräutle (* 1891 in Stuttgart; † 1981 in Frankfurt am Main), verheiratete Gramberg, war die erste Frau, die an der Technischen Hochschule Stuttgart ein Studium absolvierte sowie deutschlandweit die erste Frau, die an einer Technischen Hochschule im Fach Chemie promovierte. Zudem war sie eine der ersten Chemikerinnen bei Hoechst.

Lebenslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nora Kräutle wurde 1891 in Stuttgart als Eleonore Kräutle geboren. Ihr Vater war Baurat, später Oberbaurat bei der Königlich württembergischen Staatseisenbahn. Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule bis zur sechsten Klasse besuchte sie von 1904 bis 1910 das Königin-Charlotte-Gymnasium in Stuttgart. In dieser Zeit änderte sie ihren Namen in Nora, in dieser Form erschien er von da an in allen Dokumenten.

Nach dem Abitur im Sommer 1910 begann sie an der Technischen Hochschule Stuttgart Chemie zu studieren. Nach ihrer Diplomvorprüfung im Herbst 1912 bestand Kräutle am 28. Januar 1914 die Diplomhauptprüfung für Chemie.[1] Sie war damit die erste Diplom-Ingenieurin der TH Stuttgart. In Chemie vergaben die Technischen Hochschulen bis 1939 ausschließlich den Grad Diplom-Ingenieur.[2]

Kräutle begann daraufhin mit der Ausarbeitung ihrer Doktorarbeit bei Alexander Gutbier im elektrochemischen Laboratorium der TH Stuttgart. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs arbeitete sie zunächst als Helferin beim Roten Kreuz und dann beim Stuttgarter Nahrungsmittelamt.[3] Am 29. Juli 1915 promovierte sie mit Auszeichnung und war damit die erste promovierte Chemikerin an einer Technischen Hochschule des Deutschen Reiches.

Von Januar bis Dezember 1916 war Kräutle im technisch-wissenschaftlichen Privatlaboratorium von Max Buchner, dem späteren ACHEMA-Gründer, in Heidelberg tätig. Aufgrund des Umzugs von Buchner nach Hannover wechselte Kräutle im Januar 1917 zur Firma Meister, Lucius & Brüning (später Hoechst) in Mannheim und war dort eine der ersten Chemikerinnen.[4]

1919 heiratete Nora Kräutle Anton Gramberg (1875–1966), der ebenfalls seit 1917 bei Hoechst arbeitete und dort rasch aufstieg. Damit endete ihre Berufstätigkeit. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Erich und Hilde.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 30. Januar 2014 feierte die Universität Stuttgart das 100-jährige Jubiläum des Diplomabschlusses ihrer ersten Absolventin. Aus diesem Anlass verlieh die Universität Stuttgart erstmals den Prima!-Preis zur Ehrung herausragender Abschlussarbeiten von Absolventinnen der Uni Stuttgart.

Am 29. Juli 1915 wurde Dipl.-Ing. Nora Kräutle als erste Frau an der Technischen Hochschule Stuttgart promoviert. Fast genau 75 Jahre später, am 11. Juli 1990, beschloss der Senat der Universität Stuttgart die Einrichtung einer Senatskommission für Frauenförderung, die sich im November 1990 konstituierte. Diese beiden Jubiläen waren Anlass für eine Festveranstaltung der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Stuttgart, die unter dem Titel „1915 - 1990 - 2015. Meilensteine der Gleichstellung an der Universität Stuttgart“ am 9. Dezember 2015 an der Uni Stuttgart stattfand.[5]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nora Kräutle: Kolloidchemische Untersuchung über den Salepschleim. Dissertation. Technische Hochschule Stuttgart, 1917, DNB 570480043.
  • Nora Kräutle: Kolloidchemische Untersuchung über den Salepschleim. Dissertation. Technische Hochschule Stuttgart, 1917, als PDF.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Petra Mayerhofer: „Es gibt Leute, die stellen sich unter einer Studentin ein ganz merkwürdiges Ungetüm vor“. Die Anfänge des Frauenstudiums an der Technischen Hochschule Stuttgart. In: Gabriele Hardtmann, Nicola Hille (Hrsg.): Die Anfänge des Frauenstudiums in Württemberg. Erste Absolventinnen der TH Stuttgart. Steiner, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-515-10656-6, S. 39–93.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gabriele Hardtmann, Nicola Hille: Vor hundert Jahren: Die Universität Stuttgart feiert ihre erste Diplom-Ingenieurin (1914-2014). In: Gabriele Hardtmann, Nicola Hille (Hrsg.): Die Anfänge des Frauenstudiums in Württemberg. Erste Absolventinnen der TH Stuttgart. Steiner, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-515-10656-6, S. 9.
  2. Christine Roloff: Von der Schmiegsamkeit zur Einmischung. Professionalisierung der Chemikerinnen und Informatikerinnen. (Aktuelle Frauenforschung Bd. 3). Centaurus, Pfaffenweiler 1989, S. 29.
  3. Margot Felsch: Fräulein Doktor war wirklich die Beste. Nora Gramberg feiert ihr Ingenieurs-Jubiläum. Erinnerung an ein bewegtes Leben. In: Frankfurter Rundschau. 28. Juli 1965.
  4. Mirjam Wiemeler: Die Chemikerin Emma Pilgrim (1890–1989). In: Gilla Dölle, Silke Mehrwald, Tanja Paulitz (Hrsg.): Reibung und Widerstand. Zu Forschung und Praxis in Naturwissenschaft und Technik. (Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte Bd. 41). Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel 2002, S. 51–55.
  5. Meilensteine der Gleichstellung – Jubiläumsveranstaltung