Oberleitungsbus Kaiserslautern

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Oberleitungsbus Kaiserslautern
Obus 115 vom Typ HS 160 OSL-G im Januar 1979
Obus 115 vom Typ HS 160 OSL-G im Januar 1979
Streckenlänge:11,1 km
Vogelweh
Homburger Straße
Am Belzappel
Bahnheim West
Bahnheim
Neue Brücke
Pfälzische Ludwigsbahn
Lothringer Eck
Lautertalbahn
Waldstraße
Klinikum Haupteingang
Kammgarnstraße
Pfaffplatz
Marienkirche
Fackelwoogstraße
Fackelbrunnen
Schillerplatz
Synagogenplatz
Apostelkirche
Rathaus
Stiftsplatz
Kennedyplatz
Messeplatz
Altenwoogstraße
Bahnstrecke Kaiserslautern–Enkenbach
Donnersbergstraße
Depot Stiftswaldstraße
Friedhof
23er Kaserne
Stiftswaldstraße
Warmfreibad
Daennerkaserne
Real-Multi-Markt
Abzweig Autobahn
Panzerkaserne West
Panzerkaserne Ost

Der Oberleitungsbus Kaiserslautern verkehrte von 1949 bis 1985 in der rheinland-pfälzischen Stadt Kaiserslautern. Betreibergesellschaft waren die Stadtwerke Kaiserslautern – Verkehrsbetriebe (SWK).

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kaiserslautern wurde der öffentliche Personennahverkehr zunächst von der 1916 eröffneten Straßenbahn Kaiserslautern bedient, die auf insgesamt drei Linien verkehrte. Am 1. Juli 1935 ersetzte die Stadt Kaiserslautern die Straßenbahn jedoch durch ein Netz von fünf Omnibus-Linien. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stieg das Verkehrsbedürfnis erheblich an und konnte mit dem Dieselbus nicht mehr befriedigt werden. Ein elektrischer Oberleitungsbus-Betrieb (Obus) – auch mit Busanhängern – sollte daher den öffentlichen Personennahverkehr auf der Ost-West-Hauptachse leistungsfähiger machen. Damit wollte man den Anforderungen einer Stadt von der Größe Kaiserslauterns, welches damals circa 60.000 Einwohner hatte, besser gerecht werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. Oktober 1949 eröffneten die Stadtwerke die 7,5 Kilometer lange Obuslinie 1. Sie bediente als Durchmesserlinie die Hauptachse des Kaiserslauterer Nahverkehrs und führte vom westlichen Stadtteil Vogelweh kommend durch das Stadtzentrum bis zur 23er Kaserne im Osten der Stadt. Am Endpunkt Vogelweh entstand eine kreuzungsfreie Wendeschleife.[1] Im folgenden Jahr konnte die Linie um 2,5 Kilometer bis zur Panzerkaserne am östlichen Stadtrand Kaiserslauterns verlängert werden. 1970 kam noch eine 600 Meter lange Zweigstrecke von der 23er Kaserne zum Warmfreibad hinzu. Diese wurde zunächst unter dem Liniensignal 3 bedient, später dann ebenfalls als Linie 1. Inklusive der 500 Meter langen Betriebsstrecke zum Depot war so eine gesamte Netzlänge von 11,1 Kilometern erreicht worden. Das Obus-Depot befand sich östlich der Strecke an der Stiftswaldstraße und diente zusätzlich auch den städtischen Omnibussen. Die Anlage besteht bis heute als Busdepot.

Niedergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach mehr als drei Jahrzehnten wurde die grundlegende Erneuerung von Oberleitungsanlagen und Fahrzeugen immer dringlicher, dennoch zeigte die Stadt Kaiserslautern nur geringes Interesse am Weiterbetrieb des Verkehrsmittels O-Bus. Als problematisch erwies sich insbesondere der überalterte und damit sehr wartungsintensive Fuhrpark. Zudem war der Wagenpark sehr inhomogen, dies verursachte eine aufwändige Ersatzteilbevorratung. Erschwerend kam hinzu, dass auf dem deutschen Markt damals mangels Bedarf keine serienmäßig hergestellten Oberleitungsbusse erhältlich waren, eine Ersatzbeschaffung wäre nur aus dem Ausland möglich gewesen. Damit wiederum wäre aber keine gemeinsame Ersatzteilbevorratung mit den auf den übrigen Stadtverkehrslinien eingesetzten Standard-Bussen möglich gewesen.

Ebenfalls ungünstig wirkte sich der Umsteigezwang für Fahrgäste von und nach Einsiedlerhof beziehungsweise Hohenecken aus. Bereits in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre prüfte man deshalb kurzzeitig den Einsatz von Duo-Bussen, sie sollten auf den Teilabschnitten Vogelweh–Einsiedlerhof (circa sechs Kilometer) und Vogelweh–Hohenecken (circa vier Kilometer) ohne Fahrleitung zum Einsatz kommen. Hierzu wurde der allererste Duo-Bus-Prototyp von Mercedes-Benz einen Tag lang in Kaiserslautern erprobt.[2] Das Fahrzeug des Typs OE 302 war für Batterie- und Fahrleitungsbetrieb ausgerüstet und wurde von 1975 bis 1978 beim Oberleitungsbus Esslingen am Neckar getestet. In Kaiserslautern wurde das Konzept jedoch nicht weiterverfolgt. Anfang der 1980er-Jahre begann schließlich der Niedergang des Kaiserslauterer Oberleitungsbusses, ab diesem Zeitpunkt wurde der schwächere Wochenendverkehr komplett mit Dieselbussen abgewickelt.[3]

Einstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. November 1985 beschloss der Kaiserslauterer Stadtrat mit 28 Stimmen von SPD und Grünen gegen 24 Stimmen der CDU die Abkehr vom Obus. Als Gründe für die Abschaffung wurden vor allem die höheren Kosten des elektrischen Betriebs genannt, aber auch die ausgereiftere Dieseltechnologie und die höhere Flexibilität von Dieselbussen.

Noch am Tag, an welchem der Stadtrat die Betriebseinstellung beschloss, wurden die älteren Fahrzeuge abgestellt. Doch auch die neueren wurden schon zuvor nicht mehr instand gehalten, in den letzten Betriebsmonaten konnten deshalb auch wochentags nicht mehr alle neun Kurse der Linie 1 elektrisch bedient werden. Fehlende Oberleitungsbusse wurden vorzeitig durch Dieselbusse ersetzt. Letzter Betriebstag war Samstag, der 30. November 1985. An diesem Tag erfolgte auch die Abschaltung der Oberleitung, seither verkehren in Kaiserslautern ausschließlich Dieselbusse. Darunter in der Anfangszeit auch geliehene Fahrzeuge aus anderen Städten, weil aufgrund der kurzfristigen Umstellung noch nicht genug eigene Dieselbusse zur Verfügung standen.

Der Oberleitungsbus Kaiserslautern konnte sich dabei im Vergleich zu den anderen westdeutschen Betrieben jedoch vergleichsweise lange halten. Neben den Betrieben in Esslingen am Neckar und in Solingen, die auch heute noch fahren, war Kaiserslautern von einstmals über sechzig parallel existierenden Unternehmen der drittletzte klassische Obus-Betrieb in der alten Bundesrepublik Deutschland. Hinzu kommt Eberswalde in Brandenburg. Darüber hinaus existierte von 1983 bis 1995 ein Duo-Bus-Versuchsbetrieb in Essen.

Überreste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einigen Straßenzügen, insbesondere entlang der Pariser Straße und Berliner Straße, sowie im Bereich der Gartenschau sind heute nach wie vor die Fahrleitungsmasten zu sehen. An ihnen ist nun die Straßenbeleuchtung befestigt.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschaffungen im Laufe der Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte der 1950er-Jahre waren elf O-Busse verschiedener Hersteller und neun Anhänger der Kässbohrer Fahrzeugwerke im Einsatz. Als die Benutzung von Anhängern zum 1. Juli 1960 gemäß StVZO gesetzlich verboten wurde, beschafften die Stadtwerke 1962 erstmals einen Gelenkwagen vom Typ Henschel 160 OSL-G. Dieser Fahrzeugtyp war als neuer Standardtyp vorgesehen, jedoch beendete Henschel 1963 kurzfristig die Produktion von Oberleitungsbussen, so dass dieser Plan nicht verwirklicht werden konnte. Stattdessen beschaffte man etwas später Gebrauchtfahrzeuge von den aufgelassenen Betrieben in Gießen (1968), Trier (1970), vom Oberleitungsbus Bonn (1971), vom Oberleitungsbus Offenbach am Main (1973) und vom Oberleitungsbus Aachen (1974).

Dennoch folgten 1974 noch zwei fabrikneue Gelenkwagen des Typs MAN SG 192, sie waren die ersten Oberleitungsbusse auf Basis des Standard-Busses überhaupt.

Weil damals in Deutschland keine serienmäßigen O-Busse erhältlich waren, entschloss man sich Ende der 1970er Jahre zu einer Notlösung. 1978 entstand in den eigenen Werkstätten der Stadtwerke Kaiserslautern O-Bus 135, Spenderfahrzeug war der bereits 1970 beschaffte konventionelle Omnibus mit der Betriebsnummer 65 des Typs Mercedes-Benz O 305. Dieser Wagen entstand somit, noch bevor Mercedes-Benz ab 1979 selbst Oberleitungsbusse auf Basis des Standard-Busses herstellte. Es blieb jedoch bei diesem einen Umbau, weitere Fahrzeuge wurden nicht umgerüstet.

An Dienstfahrzeugen existierte zum einen ein Turmwagen mit der Betriebsnummer 310 (Typ S3500, Baujahr 1955, Fahrgestellnummer 190306/14) von Magirus-Deutz, dieses Fahrzeug diente für Revisionsarbeiten an der Oberleitung. Zum anderen ein etwas modernerer Magirus-Deutz-LKW der als Fahrleitungs-Enteisungswagen verwendet wurde (mit eigens hierfür angebrachten Stromabnehmern), ansonsten diente er als Abschleppwagen für liegengebliebene O-Busse.

In der folgenden Tabelle sind alle jemals in Kaiserslautern vorhandenen O-Busse (ohne Anhänger) aufgeführt.[4] Noch erhaltene Wagen sind grau hinterlegt:

Nr. Hersteller Elektrik Baujahr Typ Art Bemerkungen
101 Daimler-Benz SSW 1948 O 5000 O Solo ausgemustert am 17. November 1969, heute Museumsfahrzeug der Stadtwerke Kaiserslautern
102 Daimler-Benz SSW 1949 O 5000 O Solo
103 MAN SSW 1949 MKE 1 Solo
104 MAN SSW 1949 MKE 1 Solo
105 MAN SSW 1951 MKE 1 Solo
106 MAN / Kässbohrer SSW 1951 MKE 2 Solo
107 Daimler-Benz SSW 1953 O 6600 T Solo 1980 zum HSM
108 Henschel / Uerdingen Kiepe 1953 ÜHIIIs Solo
109 MAN / Rathgeber SSW 1953 HEC 1 Solo
110 Henschel / Uerdingen Kiepe 1955 ÜHIIIs Solo zunächst zum HSM, später verschrottet
111 Henschel / Uerdingen SSW 1956 ÜHIIIs Solo 1977 zum HSM
112 Henschel / Kässbohrer SSW 1959 562e Gelenk
113 Henschel / Kässbohrer Kiepe 1961 562e Gelenk
114 Henschel / Kässbohrer Kiepe 1961 562e Gelenk
115 Henschel Kiepe 1962 HS 160 OSL-G Gelenk 1985 verschrottet
116 Büssing / Emmelmann SSW 1964 Präsident Gelenk zunächst als weiterer Kaiserslauterer Museumswagen vorgesehen, 1998 an einen Schrotthändler verkauft
117 Büssing / Emmelmann SSW 1964 Präsident Gelenk
118 Büssing / Emmelmann SSW 1966 Präsident Gelenk zunächst zum HSM, später verschrottet
119 Büssing / Emmelmann SSW 1966 Präsident Gelenk
120 Büssing / Emmelmann SSW 1963 Präsident Gelenk 1968 von Gießen (ex 25), 1985 oder 1986 zum HSM
121 Büssing / Emmelmann SSW 1963 Präsident Gelenk 1968 von Gießen (ex 26), 1986 zum Oberleitungsbus Kapfenberg, dort als Ersatzteilspender verschrottet
122 MAN / Vetter Kiepe 1974 SG 192 Gelenk
123 MAN / Vetter Kiepe 1974 SG 192 Gelenk
124 MAN / Kässbohrer Kiepe 1959 610 FEC 1 Gelenk 1972 von den Stadtwerken Trier (ex 22), 1976 abgestellt
125 MAN / Kässbohrer Kiepe 1959 610 FEC 1 Gelenk 1972 von den Stadtwerken Trier (ex 23; ex 25 – diente für die Fahrzeuge 124 und 125 als Ersatzteilspender), 1976 abgestellt
126 Büssing / Ludewig Kiepe 1963 Präsident 14 R Solo 1973 von Offenbach (ex 55), 1985 zurück nach Offenbach, heute im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main
127 Büssing / Ludewig Kiepe 1964 Präsident 14 R Solo 1973 von Offenbach (ex 56), 1985 verschrottet
128 Büssing / Uerdingen Kiepe 1958 ÜB IV s Solo 1973 von Offenbach (ex 68)
129 Büssing / Vetter Kiepe 1963 Senator 13 R Gelenk 1973 von Offenbach (ex 88)
130 Büssing / Vetter Kiepe 1963 Senator 13 R Gelenk 1973 von Offenbach (ex 89)
131 Büssing / Vetter Kiepe 1964 Senator 13 R Gelenk 1973 von Offenbach (ex 90)
132 Henschel Kiepe 1961 HS 160 OSL-G Gelenk 1974 von Aachen (ex 35), 1968 von Siegen (ex 67)
133 Henschel Kiepe 1961 HS 160 OSL-G Gelenk 1974 von Aachen (ex 36), 1968 von Siegen (ex 68)
134 Henschel Kiepe 1961 HS 160 OSL-G Gelenk 1974 von Aachen (ex 37), 1968 von Siegen (ex 69)
135 Daimler-Benz Kiepe 1970 O 305 T Solo 1978 Eigenumbau zum Obus,
1985 zum East Anglia Transport Museum
136 Daimler-Benz BBC-Sécheron 1982 O 305 GT Gelenk im April 1986 zum Trolleybus Basel (neu 921),
im Februar 2000 nach Brașov (921), 2003 ausgemustert, 2005 verschrottet
137 Daimler-Benz BBC-Sécheron 1983 O 305 GT Gelenk im April 1986 zum Trolleybus Basel (neu 922),
im Februar 2000 nach Brașov (922), im November 2009 ausgemustert[5]

Außerdem gab der 1971 eingestellte Obus-Betrieb in Bonn schon 1970 seine beiden Wagen 221 und 222 nach Kaiserslautern ab. Die beiden Fahrzeuge vom Typ ÜHIIIs dienten als Ersatzteilspender für die gleichartigen Wagen 108, 110 und 111.

Verbleib der Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ehemalige Obus 126 (ex Offenbach 55) im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main
Der Museumswagen von oben
Der ehemalige Obus 137 in Basler Lackierung in Brașov

Nach der Betriebseinstellung konnten lediglich die beiden neuwertigen Wagen 136 und 137 – damals gerade einmal drei beziehungsweise zwei Jahre alt – verkauft werden, sie gingen an die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Die beiden Gelenkwagen wurden am 2. April 1986 auf die Eisenbahn verladen und wurden ab Herbst 1986 in Basel eingesetzt. Von dort aus gelangten sie im Februar 2000 nach Brașov in Rumänien. Wagen 136 wurde dort Anfang 2005 ausgemustert und mittlerweile verschrottet, während Wagen 137 als letzter Kaiserslauterer Obus bis 2009 im planmäßigen Einsatz stand.[6] Ferner konnte Wagen 121 an die Mürztaler Verkehrs Gesellschaft als Ersatzteilspender abgegeben werden.

Neun weitere Wagen blieben zunächst museal erhalten, davon sind sechs bis heute vorhanden, der Rest wurde hingegen verschrottet. Darüber hinaus wurde dem O-Bus Museum Solingen e. V. im Frühjahr 2002 der ehemalige Turmwagen als Dauerleihgabe überlassen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Stock: Obus-Anlagen in Deutschland, Bielefeld 1987, ISBN 3-926882-00-X
  • Herbert Hofmann: Aus der Verkehrsgeschichte der Stadt Kaiserslautern in der Zeitschrift „Stadtverkehr“ 1958, S. 74 ff.
  • Thomas Dittemer: Vergleich Obus/Dieselbus, Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Verkehrswesen, Kaiserslautern 1985

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Oberleitungsbus Kaiserslautern auf www.bahnen.de (Memento vom 19. Juli 2006 im Internet Archive)
  2. Presseauszüge auf www.obus-es.de (Memento vom 2. August 2019 im Internet Archive)
  3. Fahrgastzeitung von PRO BAHN Hessen, Ausgabe Nummer 70 (Memento vom 16. September 2012 im Internet Archive) (PDF; 543 kB)
  4. Private Fahrzeugliste von Dieter Mosbach (Memento vom 16. Mai 2016 im Internet Archive)
  5. R.A.T.Bv. - Troleibuze
  6. Mattis Schindler: Brasov [RO] – Weitere gebrauchte Obusse übernommen, Netzveränderungen. In: trolleymotion.eu. 15. November 2006, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 20. Juli 2015.