Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – 200 m (Männer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Olympische Ringe
Leichtathletik
Sportart Leichtathletik
Disziplin 200-Meter-Lauf
Geschlecht Männer
Ort White City Stadium
Teilnehmer 43 Athleten aus 15 Ländern
Wettkampfphase 21. bis 23. Juli 1908
Medaillengewinner
Gold Gold Robert Kerr (Kanada 1868 CAN)
Silbermedaillen Silber Robert Cloughen (Vereinigte Staaten 46 USA)
Bronzemedaillen Bronze Nate Cartmell (Vereinigte Staaten 46 USA)

Der 200-Meter-Lauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1908 in London wurde am 23. Juli 1908 im White City Stadium entschieden.

Olympisches Gold gewann der Kanadier Robert Kerr. Er siegte vor den beiden US-Amerikanern Robert Cloughen und Nate Cartmell.

An den beiden Tagen zuvor gab es Vor- und Zwischenläufe zur Ermittlung des Finalfeldes. Die deutlich zu große Anzahl von Vorläufen ist nur dadurch zu erklären, dass zahlreiche gemeldete Läufer nicht antraten. In zwei Fällen blieb nur ein einziger Läufer übrig. Ob diese beiden Vorläufe dann tatsächlich ausgetragen wurden oder die Teilnehmer kampflos das Halbfinale erreichten, ist nicht ganz klar.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der hier angegebene Weltrekord wurde in einem Rennen über 220 Yards aufgestellt das entspricht 201,168 Metern. Weltrekorde waren damals noch inoffiziell.

Weltrekord 21,2 s Bernard Wefers Vereinigte Staaten 44 USA New York (USA), 30. Mai 1896
John Maybury Vereinigte Staaten 44 USA Chicago (USA), 5. Juni 1897
Bernard Wefers Vereinigte Staaten 44 USA Toronto (Kanada), 25. September 1897
Dan Kelly Vereinigte Staaten 45 USA Spokane (USA), 23. Juni 1906[1]
Olympischer Rekord 21,6 s Archie Hahn Vereinigte Staaten 45 USA Finale von St. Louis (USA), 31. August 1904

Anmerkung zum Weltrekord durch Dan Kelly von 1906:
Dan Kelly war auf einer geraden Bahn ohne Kurve gelaufen.

Der olympische Rekord blieb bei diesen Spielen ungefährdet. Olympiasieger Robert Kerr blieb im schnellsten Rennen, dem elften Vorlauf, mit 22,2 s um sechs Zehntelsekunden über dem bestehenden Rekord.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 21. Juli 1908

Für das Halbfinale qualifizierten sich nur die Vorlaufsieger – hellgrün hinterlegt.

Bei den in Klammern aufgeführten Zeiten handelt es sich um Schätzwerte.

1. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 John George Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 23,4
2 Victor Henny Niederlande Niederlande k. A.

John George gewann den Vorlauf deutlich mit zehn Yards Vorsprung.

2. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Harold Huff Vereinigte Staaten 46 USA 22,8
2 Edward Duffy Vereinigtes Konigreich 1801 Südafrika (23,2)
3 Henk van der Wal Niederlande Niederlande k. A.
4 Knut Stenborg Schweden Schweden

Edward Duffy hatte einen Rückstand von eineinhalb Yards.

3. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Patrick Roche Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 22,8
2 Lawson Robertson Vereinigte Staaten 46 USA (23,0)
3 Frank Lukeman Kanada 1868 Kanada k. A.
4 Evert Koops Niederlande Niederlande

Patrick Roche gewann mit einem Yard Vorsprung.

4. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vilmos Rácz – ausgeschieden als Zweiter des vierten Vorlaufs
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Nate Cartmell Vereinigte Staaten 46 USA 23,0
2 Vilmos Rácz Ungarn 1867 Ungarn (23,3)
3 Ragnar Stenberg Finnland Großfurstentum 1883 Finnland k. A.

Der Olympiazweite von 1904 Nate Cartmell gewann seinen Vorlauf mit zwei Yards Vorsprung.

5. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Georges Malfait Dritte Französische Republik Frankreich 22,6
2 Robert Duncan Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (23,1)

Zwischen beiden Läufern Georges Malfait und Robert Duncan lag ein Abstand von vier Yards.

6. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Sven Låftman Schweden Schweden 23,8
2 Frigyes Mezei Ungarn 1867 Ungarn (24,0)
3 Ernestus Greven Niederlande Niederlande k. A.

Sven Låftman lag zwei Yards vor Frigyes Mezei. Als einziger Vorlaufsieger verzichtete der Schwede später auf die Teilnahme am Halbfinale.

7. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Károly Radóczy Ungarn 1867 Ungarn im Alleingang

8. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Cloughen Vereinigte Staaten 46 USA 23,4
2 Umberto Barozzi Italien 1861 Italien (24,1)

Zwischen beiden Läufern lag ein Abstand von sechs Yards.

9. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Samuel Hurdsfield Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 23,6
2 Michail Paschalidis Königreich Griechenland Griechenland (24,0)

Zwischen beiden Läufern lag ein Abstand von anderthalb Yards.

10. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 William Hamilton Vereinigte Staaten 46 USA 22,4
2 Lou Sebert Kanada 1868 Kanada (22,8)
3 Henry Pankhurst Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
4 Pál Simon Ungarn 1867 Ungarn
5 Fernand Halbart Belgien Belgien

William Hamilton siegte mit einem Vorsprung von drei Yards.

11. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Knut Lindberg – ausgeschieden als Vierter des elften Vorlaufs
Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Kerr Kanada 1868 Kanada 22,2
2 William W. May Vereinigte Staaten 46 USA (22,7)
3 James P. Stark Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
4 Knut Lindberg Schweden Schweden
5 Emilio Brambilla Italien 1861 Italien

Robert Kerr siegte im schnellsten 200-Meter-Rennen bei diesen Spielen mit zweieinhalb Yards Vorsprung.

12. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Nathaniel Sherman Vereinigte Staaten 46 USA 22,8
2 Jack Morton Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (23,1)
3 Eduard Schönecker Osterreich Cisleithanien Österreich k. A.
4 Cornelis den Held Niederlande Niederlande

Nathaniel Sherman gewann mit einem Vorsprung von zwei Yards.

13. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Lionel Reed Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 23,2
2 Arthur Hoffmann Deutsches Reich Deutschland (23,5)

Zwischen den beiden Läufern lagen zweieinhalb Yards.

14. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Oscar Guttormsen Norwegen Norwegen im Alleingang

15. Vorlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 George Hawkins Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 22,8
2 Henri Meslot Dritte Französische Republik Frankreich (23,2)
3 Jacobus Hoogveld Niederlande Niederlande k. A.

George Hawkins siegte mit drei Yards Vorsprung.

Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 22. Juli

Für das Finale qualifizierten sich nur die Halbfinalsieger – hellgrün hinterlegt.

Die Siegzeiten waren in allen vier Halbfinalrennen mit 22,6 s identisch. Auch im Finale erzielte der Sieger diese Zeit.

Bei den in Klammern aufgeführten Zeiten handelt es sich um Schätzwerte.

1. Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Kerr Kanada 1868 Kanada 22,6
2 William Hamilton Vereinigte Staaten 46 USA (22,7)
3 Károly Radóczy Ungarn 1867 Ungarn k. A.
4 Oscar Guttormsen Norwegen Norwegen

Die beiden schnellsten Vorlaufsieger trafen direkt aufeinander, so dass einer von beiden das Finale verpassen musste. Robert Kerr setzte sich durch, Károly Radóczy wurde Dritter mit geringem Abstand auf den zweitplatzierten William Hamilton.

2. Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Nate Cartmell Vereinigte Staaten 46 USA 22,6
2 Nathaniel Sherman Vereinigte Staaten 46 USA (22,9)
3 Harold Huff Vereinigte Staaten 46 USA k. A.

Nate Cartmell gewann mit eineinhalb Yards Vorsprung auf die dicht beieinander hinter ihm liegenden Konkurrenten.

3. Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Cloughen Vereinigte Staaten 46 USA 22,6
2 Lionel Reed Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (22,8)
3 John George Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.
4 Samuel Hurdsfield Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien

Robert Cloughen gewann mit einem Yard Vorsprung.

4. Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 George Hawkins Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 22,6
2 Patrick Roche Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien (22,6)
3 Georges Malfait Dritte Französische Republik Frankreich k. A.

George Hawkins hatte im Ziel nur einen Fuß Vorsprung.

Im Halbfinale ausgeschiedene Sprinter:

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 23. Juli

Platz Athlet Land Zeit (s)
1 Robert Kerr Kanada 1868 Kanada 22,6
2 Robert Cloughen Vereinigte Staaten 46 USA k. A.
3 Nate Cartmell Vereinigte Staaten 46 USA k. A.
4 George Hawkins Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.

Der Kanadier Robert Kerr brachte sich mit einem schnellen Kurvenlauf nach hundert Metern deutlich in Führung. Auf der zweiten Streckenhälfte kamen seine Gegner auf. Vor allem Robert Cloughen, der auf seinen Halbfinallauf über 100 Meter verzichtet hatte, um ausgeruht in das 200-Meter-Rennen zu gehen, war auf der Zielgeraden sehr schnell und warf sich mit einem Sprung ins Ziel. Doch es reichte nicht mehr, Kerr blieb hauchdünn vorn. Über Gold und Silber entschied ein Abstand von zwei Fuß.

Der Olympiasieger hatte wie auch der Silbermedaillengewinner irische Wurzeln. 1896 war Robert Kerr im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern auf eine Farm nach Hamilton in Kanada ausgewandert. Robert Cloughen, geboren in New York City, gehörte nicht einmal dem offiziellen US-Team an. Sein Verband, der Irish-American AC, dem Einwanderer mit irischen Vorfahrern angehörten, hatte ihn zu den Sprintwettbewerben angemeldet – eine Besonderheit, die in den frühen Jahren der olympischen Geschichte noch möglich war.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 72
  2. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 71f