Omnibus (Musik)

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Omnibus ist der Name eines musikalischen Satzmodells, das verwandt ist mit der sogenannten Teufelsmühle bzw. dem Voglerschen Tonkreis. Verbreitet wurde der Begriff durch ein Buch von Victor Fell Yellin, das 1998 veröffentlicht wurde.[1] Dort äußert Yellin allerdings die Vermutung, dass die Bezeichnung aus der französischen Musikpädagogik stamme.[2]

Grundlage des Modells ist ein Stimmtausch zwischen dem Grund- und dem Terzton eines Dominantseptakkordes, an dem der Bass beteiligt ist. Die Terzsprünge in Gegenbewegung, die dabei entstehen, werden durch Halbtonschritte ausgefüllt, während die anderen Stimmen liegenbleiben. Dies ergibt eine Folge von fünf Durchgangsakkorden, die den Dominantseptakkord diminuieren und auf diese Weise verlängern (prolongieren):


\new PianoStaff <<
  \new Staff {
  \key c \major
  \time 5/1
\override Staff.TimeSignature.transparent = ##t
    \new Voice = "right" {
      \relative c' { \clef treble <fis a c d>1 s s s <d a' c fis> \bar "||" <d a' c fis> s s s <fis a c d> \bar "||"
      }
    }
  }
  \new Staff {
\key c \major
  \time 5/1
\override Staff.TimeSignature.transparent = ##t
    \new Voice = "left" {
      \relative c' { \clef treble <fis a c d>1 <f a c dis> <e a c e> <es a c f> <d a' c fis> \bar "||" <d a' c fis> <dis a' c f> <e a c e> <f a c es> <fis a c d> \bar "||"
      }
    }
  }
  \new FiguredBass {
    \figuremode { <6 5>1 <6+ 5> <6 4> <2> <7 _+> <7 _+> <7 _> <6 4> <7- _> <6 5>
    }
  }
>>

Werden diese Akkorde isoliert betrachtet, sind sie potenziell mehrdeutig. So können im Notenbeispiel die Töne dis auch als es aufgefasst werden und umgekehrt. Auf diese Weise würden Dominantseptakkorde zu übermäßigen Quintsextakkorden (und vice versa), wodurch sich die betreffenden Akkorde anderen Tonarten zuordnen lassen. Dies eröffnet andere Fortschreitungsmöglichkeiten, mit denen aus dem Stimmtauschmodell ausgebrochen werden kann.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Marie-Agnes Dittrich: „Teufelsmühle“ und „Omnibus“. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie. Bd. 4, Nr. 1/2, 2007, ISSN 1862-6742, S. 107–121.
  • Paula J. Telesco: Enharmonicism and the Omnibus Progression in Classical-Era Music. In: Music Theory Spectrum. Bd. 20, Nr. 2, 1998, S. 242–279, doi:10.2307/746049.
  • Robert W. Wason: Viennese Harmonic Theory from Albrechtsberger to Schenker and Schoenberg (= Studies in Musicology. Bd. 80). UMI Research Press, Ann Arbor, Michigan, 1985, ISBN 0-8357-1586-8 (Zugleich: New Haven CT, University, Dissertation, 1981: Fundamental Bass Theory in Nineteenth Century Vienna.).
  • Victor Fell Yellin: The Omnibus Idea (= Detroit Monographs in Musicology, Studies in Music. 22). Harmonie Park Press, Warren, Michigan, 1998, ISBN 0-89990-081-X.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auf einen unveröffentlichten Aufsatz von Yellin zu diesem Thema aus dem Jahr 1976 bezog sich 1985 bereits Robert Wason. Siehe Wason 1985, S. 16ff.
  2. Yellin 1998, S. 97.