Oosterboschit

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Oosterboschit
Oosterboschit aus der Typlokalität, der Musonoi Mine bei Kolwezi, Katanga, Demokratische Republik Kongo (Gesamtgröße der Probe: 4,2 × 2,9 × 2,3 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1970-016[1]

IMA-Symbol

Oos[2]

Chemische Formel (Pd,Cu)7Se5[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/A.06
II/A.06-010

2.BC.10
02.16.15.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol Bitte ergänzen!
Gitterparameter a = 10,42 Å; b = 10,60 Å; c = 14,43 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Zwillingsbildung polysynthetisch
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5 (VHN100 = 340[4])
Dichte (g/cm3) berechnet: 8,48[4]
Spaltbarkeit nicht definiert
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe silbergrau,[5] auf polierten Flächen hellgelb mit cremefarbenem Stich[4]
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Oosterboschit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Pd,Cu)7Se5,[3] ist also chemisch gesehen ein Palladium-Kupfer-Selenid, wobei die beiden in den runden Klammern angegebenen Elemente sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten können (Substitution, Diadochie), jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen.

Oosterboschit konnte bisher nur in Form unregelmäßiger Körner von etwa 0,4 Millimetern Durchmesser gefunden werden. Das Mineral ist undurchsichtig und von silbergrauer, metallisch glänzender Farbe. Auf polierten Flächen erscheint die Farbe eher hellgelb mit einem Stich ins cremefarbene.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckt wurde Oosterboschit in der etwa zwei Kilometer von Kolwezi entfernten Musonoi Mine in der zur Demokratischen Republik Kongo (Zaire) gehörenden Provinz Katanga (ehemals: Shaba). Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1970 durch Z. Johan, P. Picot, R. Pierrot und T. Verbeek, die es zu Ehren des belgischen Bergbauingenieurs Robert Oosterbosch (* 1908) benannten. Oosterbosch setzte sich viele Jahre intensiv für die Entwicklung des Bergbaus in der Region Shaba/Katanga ein.

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mines ParisTech (auch École des mines de Paris, englisch National School of Mines) in Paris, Frankreich aufbewahrt.[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Oosterboschit zur Abteilung der „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“, wo er zusammen mit Chrisstanleyit, Jagüéit, Luberoit, Tischendorfit und Vasilit die unbenannte Gruppe II/A.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Oosterboschit dagegen in die Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Rhodium (Rh), Palladium (Pd), Platin (Pt) usw.“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.BC.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Oosterboschit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Rickardit in der unbenannten Gruppe 02.16.15 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit verschiedenen Formeln“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oosterboschit bildet sich in den Oxidationszonen verschiedener Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Covellin, selenhaltiger Digenit, Chrisstanleyit, Gold, Trogtalit und Verbeekit auftreten.

Als sehr selten vorkommende Mineralbildung ist Oosterboschit nur in wenigen Proben aus bisher vier Fundorten bekannt (Stand 2013).[6] Neben seiner Typlokalität Musonoi konnte das Mineral in der Demokratischen Republik Kongo nur noch in der ebenfalls nahe Kolwezi liegenden Kupfergrube „Mutoshi“ (Ruwe) gefunden werden.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die „Copper Hills“ in der Region Pilbara in Australien und die „New Rambler Mine“ im Albany County (Wyoming) in den Vereinigten Staaten.[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oosterboschit kristallisiert orthorhombisch, wobei die Raumgruppe bisher nicht näher bestimmt wurde. Die Gitterparameter lauten: a = 10,42 Å; b = 10,60 Å und c = 14,43 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Z. Johan, P. Picot, R. Pierrot, T.Verbeek: L’Oosterboschite (Pd,Cu)7Se5, une nouvelle espèce minérale, et la trogtalite cupro-palladifére de Musonoi (Katanga). In: Bulletin de la Société Française Minéralogie et de Cristallographie. Band 93, 1970, S. 476.
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 416 (Erstausgabe: 1891).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oosterboschite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 71.
  4. a b c d Oosterboschite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001. (PDF 60 kB)
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  6. a b Mindat - Oosterboschite