Opel Grand Prix Rennwagen

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Einer der Opel Grand Prix Rennwagen 1976 in der Südkehre des Nürburgrings
Rennwagen 2014 auf einer Demonstrationsfahrt
Friedrich Opel (l.) und Carl Jörns beim Großen Preis von Frankreich 1914 vor einem der Wagen
Jörns während des Rennens

Der Opel Grand Prix Rennwagen war ein Rennwagen, der vom deutschen Automobilhersteller Opel in den Jahren 1913 und 1914 eingesetzt wurde.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grand-Prix-Rennwagen des Baujahres 1913 war der erste ausschließlich für Renneinsätze gebaute Opel. Er wurde speziell auf den Start beim Großen Preis von Frankreich, dem damals prestigeträchtigsten Automobilrennen der Welt, ausgelegt und bestand aufgrund des dort geforderten Maximalgewichtes von 1000 kg aus möglichst vielen Leichtbauteilen. Der Wagen hatte einen Vierzylinder-Reihenmotor mit obenliegender Nockenwelle, vier Ventilen pro Zylinder und 3970 cm³ Hubraum, der 110 PS[1] (teilweise nennen Quellen auch 90 PS[2]) leistete. Dieser Motor war das erste Opel-Aggregat mit vier Ventilen pro Zylinder.[3]

Für die Rennsaison 1914 wurde der Hubraum auf 4500 cm³ vergrößert, wodurch die Leistung auf 132 PS stieg. Die 1913 noch ungebremste Vorderachse hatte nun Trommelbremsen.[4]

Renneinsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grand-Prix-Rennwagen wurde 1913 beim Großen Preis von Frankreich auf dem Circuit de Picardie bei Amiens eingesetzt und von Carl Jörns gefahren. Jörns schied mit Motorschaden bereits in der Frühphase des Rennens aus.

Zum Großen Preis von Frankreich 1914 am Vorabend des Ersten Weltkrieges trat das Opel-Werksteam mit drei Fahrzeugen und den Fahrern Carl Jörns, Franz Breckheimer und Emil Erndtmann an. Während Erndtmann und Breckheimer in der neunten Runde des bei großer Hitze über 20 Umläufe und somit etwa 750 km führenden Rennens wegen Unfall bzw. Defekt ausschieden[5], wurde Jörns nach großer Aufholjagd Zehnter. Das Rennen, das im Nachhinein oft als der größte Grand Prix aller Zeiten bezeichnet wurde, endete mit einem Dreifachsieg der Mercedes-Fahrer Christian Lautenschlager, Louis Wagner und Otto Salzer.

Im August 1914 wurden zwei Fahrzeuge für ein Rennen auf der Brooklands-Bahn nach England verschifft. Das dritte war beim Grand Prix von Frankreich so stark beschädigt worden, dass es im Werk in Rüsselsheim repariert werden musste. Als die beiden Fahrzeuge in England ankamen, hatte das Deutsche Kaiserreich bereits seine Truppen mobilisiert. Die Opel-Mannschaft floh in die Heimat und die beiden Rennwagen wurden als Kriegsbeute beschlagnahmt. Die Fahrzeuge wurden später von englischen Fahrern eingesetzt und fuhren in den 1920er Jahren in Brooklands, Yorkshire und London mehrere Siege ein.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer der Wagen wurde 1990 vom Opel-Händler Richard Wiens aus Billerbeck erworben. Ein weiterer, mutmaßlich das Einsatzfahrzeug von Carl Jörns, befand sich im Besitz des Engländers John Bentley. Das dritte Fahrzeug – das 1914 zur Reparatur im Werk verbliebene – ist bis heute Teil der historischen Sammlung der Adam Opel AG.

Im Jahr 2004 wurden die drei Fahrzeuge anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Gordon-Bennett-Cups in Bad Homburg vor der Höhe erstmals wieder vereint.

Vom 1. bis 3. Mai 2014 waren alle drei Wagen an der Jubiläumsfahrt zum Großen Preis von Frankreich 1914 in Brignais beteiligt.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kenngrößen Daten
Jahr 1913
Stückzahl 3
Motor
Bauart Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor
Zylinderkopf / Motorblock Querstromzylinderkopf aus Gusseisen, Kurbelgehäuse aus Aluminium
Hubraum 3970 cm³
Bohrung × Hub 90 × 156 mm
Leistung 110 PS[1]
Ventilsteuerung eine obenliegende Nockenwelle, Königswelle mit Kegeltrieb
Anzahl der Ventile je zwei Ansaug- und Auslassventile pro Zylinder
Schmierung Ölsumpf
Gemischbildung Opel-Vergaser mit Zusatz-Luftventilen
Kühlung Wasserkühlung mit Zentrifugalpumpe und Ventilator
Zündung / Bordspannung magnetelektrische Hochspannungszündung
Kraftübertragung
Kupplung, Bauart Lederkonuskupplung und Kupplungsgelenk
Getriebe, Bauart, Gänge unsynchronisiertes 4-Gang-Getriebe
Schaltung außenliegende Kulissenschaltung
Radantrieb, Bauart Hinterradantrieb, Kardanwelle
Karosserie / Fahrwerk
Aufbau Zweisitzer, Rennwagenkarosserie
Aufbau- / Chassis-Konstruktion U-förmige Längsträger, Holz- / Stahlaufbau
Vorderradaufhängung Starrachse, I-förmig geschmiedet
Vorderradfederung / -dämpfung 3/4-Elliptikfedern
Hinterradaufhängung Starrachse
Hinterradfederung / -dämpfung 3/4-Elliptikfedern
Räder, Bauart Rudge-Whitworth-Drahtspeichenräder
Reifen, Dimension 8.20 × 1.20
Lenkung / Bremsen
Lenkung, Bauart Schneckensegmentlenkung
Fußbremse Innenbackenbremse, auf das Getriebe
Hinterradbremse Innenbackenbremse
Handbremse auf die Hinterräder
Maße / Gewichte / Fahrleistungen
Länge / Breite / Höhe 4000 × 1650 × 1290 mm
Radstand 2850 mm
Spurweite vorn / hinten 1330 / 1300 mm
Leergewicht 1000 kg
Tankinhalt 90 l
Höchstgeschwindigkeit ca. 170 km/h

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Opel Grand Prix Rennwagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Opel Grand Prix Rennwagen (1913). www.traumautoarchiv.de, abgerufen am 12. März 2021.
  2. Opel Grand Prix-Rennwagen 1913. alt-opel.eu, abgerufen am 12. März 2021.
  3. Opel-Klassiker: 110 PS Rennwagen (1913). historieundzukunft.wordpress.com, abgerufen am 12. März 2021.
  4. Opel Grand Prix Rennwagen (1914). www.traumautoarchiv.de, abgerufen am 12. März 2021.
  5. Opel Kaiserpreis-Grand Prix-Rennen. www.kfz-auskunft.de, 6. Juni 2007, abgerufen am 12. März 2021 (englisch).