Oskar Deutsch

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Oskar Deutsch bei der Signierung eines seiner Bücher auf der Buch Wien 17

Oskar Deutsch (* 25. April 1963 in Wien)[1] ist ein österreichischer Unternehmer und seit 2012 Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sowie des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch besuchte die American International School in Wien und studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nachdem er in verschiedenen Positionen in der in Familienbesitz befindlichen Kaffeehandelsgesellschaft Alvorada in Vösendorf gearbeitet hatte, war er zuletzt Geschäftsführer.[3][4]

Seit 1993 ist Deutsch Mitglied des Kultusrats der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. 1997 war er gemeinsam mit Ariel Muzicant Mitbegründer der Wahlliste Atid („Jüdische Zukunft“).[4] 1999 wurde er Vizepräsident der Kultusgemeinde. Daneben ist er Vorsitzender des Sportclubs Maccabi Wien und war 2011 Leiter des Organisationskomitees der 13. Europäischen Makkabiade in Wien.

Nachdem Oskar Deutsch am 21. Februar 2012 als Nachfolger des zurückgetretenen Ariel Muzicant zum Präsidenten der IKG gewählt worden war, erfolgte die Bestätigung am 29. November 2012 durch den neu gewählten Kultusvorstand der IKG.[5] Überschattet wurde die Wahl Deutschs vom Hausverbot gegen Ronald Lauder vom World Jewish Congress, nachdem dieser angeblich den Gegnern Deutschs mit einer Geldspritze an die Macht verhelfen wollte. Am 13. Jänner 2013 wurde nach einer Aussöhnung zwischen Lauder und Deutsch das Hausverbot aufgehoben.[6]

Deutsch ist in seiner Präsidentschaft die Öffnung der Gemeinde hin zur nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft ein Anliegen. Er setzt sich gegenüber der Politik zudem für den Kampf gegen Antisemitismus und die Absicherung jüdischen Lebens in Wien ein. Seit 2020 beschäftigt die Gemeindeführung die andauernde Coronakrise. IKG-Präsident Deutsch und der Kultusvorstand bemühen sich hier einerseits durch die Einrichtung von unbürokratischen Hilfsfonds um die finanzielle Unterstützung von Gemeindemitgliedern, die durch die Lockdowns in existenzielle Probleme gekommen waren, andererseits um rasche Impfmöglichkeiten vor allem für ältere und vulnerable Gemeindemitglieder.[7]

Darüber hinaus ist die IKG seit Beginn des Krieges in der Ukraine sehr aktiv in der Hilfe für jüdische Geflüchtete.[8]

Am 11. Jänner 2023 wurde Oskar Deutsch mit 95,7 Prozent erneut zum Präsidenten der IKG gewählt.[9]

Politische Stellungnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Amnesty International[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Amnesty International Israel in einem Bericht vom Februar 2022 Apartheid gegenüber den Palästinensern in den besetzten Gebieten und gegenüber den Palästinensern in Israel selbst vorgeworfen hatte,[10] erklärte Deutsch, der Aparheid-Vorwurf sei »so falsch wie die Brunnenvergifter-Lügen im Mittelalter« und Amnesty International verbreite damit »israelbezogenen Antisemitismus«.[11]

Zu antisemitischen Protesten in Wien 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 kam es auch in Wien zu Demonstrationen mit antisemitischen Parolen. Deutsch forderte, dass Demonstrationen, bei denen die Auslöschung Israels gefordert wird, untersagt werden. Juden und Jüdinnen in Österreich seien angesichts des wachsenden Antisemitismus sehr besorgt, „aber wir werden uns nicht einschüchtern lassen“, betonte er in der ORF-„Pressestunde“ im Oktober 2023. Manche hätten auch Angst, weil „ein bisschen“ versucht werde, den Krieg nach Europa und die ganze Welt zu bringen, berichtete der IKG-Präsident. Aber das jüdische Leben funktioniere mittlerweile auch dank der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen wieder relativ normal, sagte Deutsch. Angesichts des derzeit lautesten Antisemitismus von muslimischer Seite mahnte Deutsch, den traditionellen rechten Antisemitismus in Österreich nicht zu vergessen. Scharfe Kritik übte er auch an der Grazer KPÖ. Deren Forderung nach Verhältnismäßigkeit könne Israel nur nachkommen, wenn es sein Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ abschalten würde, damit es in Israel durch den Raketenbeschuss der Hamas genau so viele Opfer gebe wie in Gaza. Das beste Mittel gegen Antisemitismus sei jüdisches Leben und dessen Förderung. Die Bemühungen der Regierung im Kampf gegen den Antisemitismus begrüßte der IKG-Chef. Schärfere Strafen für antisemitische Vorfälle wie das Herunterreißen der israelischen Fahne würde er durchaus begrüßen.[12]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oskar Deutsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Standard: Ein Kaffeeröster führt die jüdische Gemeinde, 21. Februar 2012
  2. Israelitische Kultusgemeinde Wien: Oskar Deutsch ist neuer Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. APA-Meldung vom 21. Februar 2012, abgerufen am 10. Mai 2015.
  3. Deutsch folgt Muzicant als Chef der Kultusgemeinde Die Presse vom 22. Februar 2012
  4. a b Israelitische Kultusgemeinde Wien/APA: Oskar Deutsch – Präsidium IKG Wien
  5. Israelitische Kultusgemeinde Wien: Leitung (Memento des Originals vom 24. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ikg-wien.at; abgerufen am 17. November 2017
  6. ORF: Konflikt zwischen Kultusgemeinde und Lauder gelöst; abgerufen am 17. November 2017
  7. Die IKG Wien :: Israelitische Kultusgemeinde Wien. Abgerufen am 27. Mai 2022.
  8. Wie die Kultusgemeinde Geflüchtete unterstützt :: Israelitische Kultusgemeinde Wien. Abgerufen am 27. Mai 2022.
  9. Oskar Deutsch mit 95,7% zum IKG-Präsidenten wiedergewählt. Abgerufen am 12. Januar 2023.
  10. Hagar Shezaf, Jonathan Lis, Jack Khoury: Amnesty Report Accuses Israel of Apartheid Against Palestinians, Including Its Own Citizens. In: Haaretz, 1. Februar 2022; Anshel Pfeffer: Israel’s Hysterical Response to Amnesty’s ‘Apartheid’ Report. In: Haaretz, 1. Februar 2022.
  11. Ben Dagan: Amnesty International droht Glaubwürdigkeit als Menschenrechtsorganisation zu verlieren APA-OTS (Israelitische Kultusgemeinde), 1. Februar 2022; Amnesty wirft Israel Apartheid vor Die Presse, 1. Februar 2022; Martina Paul: Massive Kritik an neuem Israel-Bericht von Amnesty Mena-Watch, 3. Februar 2022; Raimund Löw: Mahmoud Abbas, der Holocaust und Palästina Falter, 19. August 2022.
  12. orf.at ORF: IKG-Präsident für strikteren Umgang mit Pro-Palästinenser-Demos vom 29. Oktober 2023.