Otto Jülich

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Otto Jülich (* 10. Juni 1878 in Siegburg; † 29. Mai 1936 in Wien) war ein deutscher Komiker. Er war von den 1910er- und 1920er-Jahre ein Komiker. Am 7. Januar 1933 verhinderte er ein Attentat auf den ehemaligen Reichskanzler Franz von Papen. Er starb 1936 als Emigrant in Österreich.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jülich kam 1878 als Sohn einer jüdischen Familie zur Welt. Er erlernte das Schneiderhandwerk und einen kaufmännischen Beruf. Nachdem er sich 1907 in Köln niedergelassen hatte, begann er sich allmählich einer künstlerischen Betätigung zuzuwenden. Ab 1913 wirkte er dort als Künstler.[1] In den 1910er- und 1920er-Jahren war Jülich als Komiker im Rheinland und Berlin künstlerisch recht erfolgreich, lebte aber die meiste Zeit in bedrängten materiellen Verhältnissen.

Am 7. Januar 1933 hörte Jülich während einer Bahnfahrt nach Dortmund, wie einige nationalsozialistisch gesinnte Personen, die in seiner Nähe saßen, sich über einen von ihnen geplanten Mordanschlag auf einen anderen Fahrgast im Zug, den ehemaligen Reichskanzler von Papen, unterhielten, der am Dortmunder Bahnhof ausgeführt werden sollte. Jülich suchte daraufhin Papen, der in einer besseren Wagenklasse saß, auf und warnte ihn vor dem bevorstehenden Attentat. Papen wurde nach der Ankunft in Dortmund unter Bedeckung von alarmierten Polizeikräften durch einen Nebenausgang aus dem Bahnhof geschafft, so dass das Attentat verhindert wurde. Papen wurde anschließend zum Haus des Industriellen Fritz Springorum gefahren, wo er sich mit einigen Industriellen traf, denen er über sein Treffen mit Adolf Hitler in Köln am 4. Januar 1933 berichtete, bei dem beide Männer den Grundstein für die am 30. Januar 1933 folgende gemeinsame Regierungsbildung legten.

Jülich geriet nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten aufgrund seiner Zuordnung zum Judentum in Bedrängnis. Er ging 1934 in die Emigration und lebte zeitweise in Frankreich und den Niederlanden, bis es ihn nach Wien verschlug, wo er und seine Lebensgefährtin 1936 durch Suizid aus dem Leben schieden.

Jülichs Sohn, Hermann Jülich (* 25. Dezember 1903; † 29. November 2000),[2] war als Jude und Kommunist ab 1936 in Gefängnissen und ab 1938 im KZ Buchenwald inhaftiert.[3]

Jülichs Leben und seine verhindernde Verstrickung in das geplante Attentat auf Papen wurden 2023 von seiner Enkelin, der emeritierten israelischen Professorin für Germanistik, Elischewa German, umfassend rekonstruiert.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. German, S. 14.
  2. Vorstellung des Buches von Elischewa German: „Wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen“.
  3. https://collections.arolsen-archives.org/de/archive/1-1-5-3_01010503-001-218-074
  4. Elischewa German: Ein Emigrant der Dreissiger Jahre: Die Verstrickung eines Komikers in Anschläge jener Zeit. 2023. ISBN 978-3-7578-5416-4.