Palenzonait

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Palenzonait
Palenzonait aus der Molinello-Mine (Typlokalität)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1986-011[1]

IMA-Symbol

Plz[2]

Andere Namen

IMA1986-011

Chemische Formel Ca2+2Na+Mn2+2V5+3O12[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

7/A.08-50
VII/A.08-050

8.AC.25
38.2.1.3
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Ia3d (Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230
Gitterparameter a = 12,573 (synthetisches Endglied)
12,543 (natürlicher Mischkristall) Å[4]
Formeleinheiten Z = 8[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 5,5
Dichte (g/cm3) natürlicher Mischkristall: 3,69 (gemessen),[3] 3,77 (berechnet)[4]
Spaltbarkeit nicht beobachtet[3]
Bruch; Tenazität muschelig[3]
Farbe weinrot[3]
Strichfarbe braun-rot[3]
Transparenz Bitte ergänzen!
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,965 (natürlicher Mischkristall)[3]
Doppelbrechung isotrop[3]

Das Mineral Palenzonait ist ein sehr seltenes Vanadat aus der Granatgruppe und hat die idealisierte chemische Zusammensetzung Ca2+2Na+Mn2+2V5+3O12. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Struktur von Granat.[3]

Palenzonait tritt in Form weinroter, diamantglänzender Kristalle von bis zu 6 Millimeter Größe auf. Die Kristallform wird dominiert vom Rhombendodekaeder {110}.[3]

Gebildet wird Palenzonait bei der Metamorphose von Manganlagerstätten. Die Typlokalität ist die für ihre seltenen Manganminerale bekannte Molinello-Mine im Graveglia Tal im Ligurischen Apennin bei Ne in der Metropolitanstadt Genua, Ligurien, Italien.[3]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschrieben wurde Palenzonait 1987 von Riccardo Basso, nach dem das Mineral Bassoit benannt wurde. Basso benannte das neue Mineral der Berzeliit-Gruppe nach dem Amateurmineralogen und Professor für Chemie an der Universität Genua, Andrea Palenzona, der es in der Molinello Manganmine in Ligurien entdeckte.[3]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Palenzonait zur Granat-Obergruppe, wo er zusammen mit Berzeliit, Manganberzeliit und Schäferit die Berzeliitgruppe mit 15 positiven Ladungen auf der tetraedrisch koordinierten Gitterposition bildet.[5]

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Palenzonait zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate [PO4]3−, ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Berzeliit, Chladniit, Fillowit, Galileiit, Johnsomervilleit, Manganberzeliit, Schäferit, Storneseit-(Y) und Xenophyllit die unbenannte Gruppe VII/A.08 bildet.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Palenzonait ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung C „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es mit Berzeliit, Manganberzeliit und Schäferit die Berzeliitgruppe 8.AC.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Palenzonait in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Berzeliit, Manganberzeliit und Schäferit in der Berzeleiitgruppe Systematik der Minerale nach Dana/Phosphate, Arsenate, Vanadate#38.02.01 Berzeliitgruppe innerhalb der Unterabteilung „38.02 Wasserfreie Phosphate etc., (A+B2+)5(XO4)3“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palenzonait mit der idealisierten Zusammensetzung [X](Na+Ca2+2)[Y]Mn2+2[Z]V5+3O12 ist das Mangan-Analog von Schäferit ([X](Na+Ca2+2)[Y]Mg2+2[Z]V5+3O12) bzw. das Vanadium-Analog von Berzeliit ([X](Na+Ca2+2)[Y]Mg2+2[Z]As5+3O12).[3]

Für Palenzonait aus der Typlokalität werden folgende Zusammensetzungen angegeben: - [X](Ca2+2,374Na+0,616)[Y]Mn2+1,994[Z](V5+2,430As5+0,251Si4+0,310)O12[3] - [X](Ca2+2,25Na+0,78)[Y](Mn2+1,84Ni2+0,01V3+0,11)[Z](V5+2,64As5+0,17Si4+0,19)O12[4]

Es besteht zumindest eine teilweise Mischbarkeit mit Berzeliit entsprechend der Austauschreaktion - [Z]V5+ = [Z]As5+

Die Calciumgehalte auf der X-Position können deutlich über den maximal für Granate dieser Gruppe zu erwartenden Wert liegen. Der Ladungsausgleich erfolgt durch Si-Einbau auf der Tetraederposition entsprechend einer Austauschreaktion - [X]Na+ + [Z]V5+ = [X]Ca2+ + [Z]Si4+

Die Zusammensetzung, die von Nagashima und Armbruster angegeben wird, kann als Mischkristallbildung mit Goldmanit interpretiert werden: - [Y]Mn2+ + [Z]V5+ = [Y]V3+ + [Z]Si4+

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palenzonait kristallisiert mit kubischer Symmetrie in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230 mit 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Der natürliche Mischkristall aus der Typlokalität hat dem Gitterparameter a = 12,543 Å. Der Gitterparameter von synthetischem, reinem Palenzonait ist etwas größer: a = 12,573 Å.[4]

Die Struktur ist die von Granat. Natrium (Na+) und Calcium (Ca2+) besetzten die dodekaedrisch von 8 Sauerstoffionen umgebene X-Position, Mangan (Mn2+) die oktaedrisch von 6 Sauerstoffionen umgebene Y-Position und die tetraedrisch von 4 Sauerstoffionen umgebenen Z-Position ist ausschließlich mit Vanadium (V5+) besetzt.[3][4]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natürlicher Palenzonait bildet sich sekundär unter oxidierenden Bedingungen bei niedriggradiger Metamorphose in Manganlagerstätten.[3][4]

Die Typlokalität ist die Molinello-Manganmine im Graveglia-Tal im Ligurischen Apennin bei Ne in der Metropolitanstadt Genua, Ligurien, Italien. Palenzonait tritt hier in kleinen Gängen zusammen mit Calcit, Braunit, Saneroit, Ganophyllit und Axinit auf.[3][6] Diese Manganlagerstätte ist Typlokalität zahlreicher weiterer, seltener Minerale, namentlich Arsenmedait, Bassoit, Cortesognoit, Medait, Molinelloit, Paseroit, Piemontit-(Sr), Tiragalloit und Vanadiokarpholith.[7]

Auch in anderen Manganminen des Graveglia-Tals konnte Palenzonait nachgewiesen werden. Weitere italienische Vorkommen liegen im Piemont in der Provinz Cuneo.[7]

Außerhalb Italiens wurde Palenzonait noch in der Schweiz im Ferreratal in Graubünden gefunden, wo er zusammen mit Medait, Saneroit, Pyrobelonit, Fianelit, Parsettensit, Rhodochrosit, Kutnohorit, Aegirin und Quarz auftritt.[6][7]

Außerhalb Europas wurde Palenzonait in der Yamato Mine auf der Insel Amami-Ōshima in der Präfektur Kagoshima, Kyūshū, Japan dokumentiert.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q John L. Jambor, Kenneth W. Bladh, T. Scott Ercit, Joel D. Grice, Edward S. Grew: New Mineral Names: Palenzonaite. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 927–935 (rruff.info [PDF; 900 kB; abgerufen am 23. März 2018]).
  4. a b c d e f M. Nagashima, and T. Armbruster: Palenzonaite, berzeliite, and manganberzeliite:(As5+,V5+,Si4+)O4 tetrahedra in garnet structures. In: Mineralogical Magazine. Band 76, 2012, S. 1081–1097 (rruff.info [PDF; 379 kB; abgerufen am 23. März 2018]).
  5. Edward S. Grew, Andrew J. Locock, Stuart J. Mills, Irina O. Galuskina, Evgeny V. Galuskin and Ulf Hålenius: IMA Report – Nomenclature of the garnet supergroup. In: American Mineralogist. Band 98, 2013, S. 785–811 (main.jp [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 8. Juli 2017]).
  6. a b J. W. Anthony, R. A. Bideaux, K. W. Bladh and M. C. Nichols: Palenzonaite. In: Handbook of Mineralogy. 1990 (rruff.info [PDF; 64 kB; abgerufen am 26. März 2018]).
  7. a b c d Fundortliste für Palenzonait beim Mineralienatlas und bei Mindat