Panzerkaserne (Flensburg)

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Panzerkaserne
Panzerkaserne 2017

Panzerkaserne 2017

Land Deutschland
Heute Umbau zu Wohngebäuden
Gemeinde Flensburg
Koordinaten: 54° 47′ 53″ N, 9° 25′ 17″ OKoordinaten: 54° 47′ 53″ N, 9° 25′ 17″ O
Eröffnet 1936
Panzerkaserne (Flensburg) (Schleswig-Holstein)
Panzerkaserne (Flensburg) (Schleswig-Holstein)

Lage der Panzerkaserne (Flensburg) in Schleswig-Holstein

Die Panzerkaserne[1] in Flensburg-Nordstadt wurde in den 1930er Jahren errichtet und diente bis 2015 der Bundeswehr als Gebäude. Sie gehört zu den Kulturdenkmalen der Stadt.[2]

Lage und Gestalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kaserne liegt am Rand der Nordstadt, westlich, direkt neben der Junkerhohlweg-Kaserne aus den 1890er Jahren, die jedoch schon im benachbarten Stadtteil Neustadt liegt.[3][4] Nahe den beiden Kasernen lag zudem seit dem Jahr 1877 die Duburg-Kaserne. Die Panzerkaserne besitzt zwei Straßenadressen. Sie trägt zum einen die Adresse Schwarzental Nr. 4.[2] Der Straßenname Schwarzental bezieht sich auf das Schwarzenbachtal, einem Kerbtal, an dessen bebauten Ende die Kaserne liegt.[5] Des Weiteren trägt die Kaserne auch noch die Adresse Meiereistraße Nr. 4. In der Meiereistraße, die ihren Namen 1899 offiziell erhalten hatte, befand sich die Flensburger Meierei eGmbH.[6] Der Straßenname nimmt somit Bezug auf diese Meierei, die bis zum Jahr 1959 existierte, als sie mit der Adelbyer Meierei fusionierte.[7][8]

Die Kasernenanlage besteht aus dem L-förmigen Hauptgebäude/Mannschaftsgebäude, dem Wachpavillon an der Zufahrtsstraße der Kaserne und dem auf der Westseite befindlichen Werkstattgebäude. Die im Süden gelegenen Garagen wurden 2020 abgerissen. Östlich, neben dem Hauptgebäude gelegene Lagerhallen wurden bereits abgebrochen.[9] Das Hauptgebäude der Panzerkaserne, die eigentliche Kaserne, wurde als mehrgeschossiges Backsteingebäude realisiert. Der Ostflügel beherbergt zwei Geschosse, der Südflügel drei Geschosse. Auf beiden Flügel ruht jeweils ein Walmdach. Das Gebäude wird im inneren durch durchgehende Mittelflure erschlossen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Errichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Panzerkaserne wurde 1935/36 errichtet.[2][10] Für die Verwirklichung verantwortlich war das Heeresbauamt Rendsburg.[2] In Betrieb genommen wurde die Panzerkaserne am 19. Mai 1936.[11] Die Kaserne wurde somit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg eingerichtet.[12] Sie war nicht der einzige militärische Bau, der in der NS-Zeit in Flensburg errichtet wurde. Der Stützpunkt Flensburg-Mürwik wurde seit 1933 ausgebaut. Die Grenzland-Kaserne im Norden der Stadt wurde 1937 errichtet. Der Flugplatz Flensburg-Schäferhaus wurde 1940 ausgebaut. Außerdem wurde für den Krieg die Flensburger Werft auf die Rüstungs- und Kriegsproduktion umgestellt.

Zeit der Militärischen Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Welche Einheiten in der Panzerkaserne vor und in der Zeit des Krieges stationiert waren, ist nicht ganz klar. Vermutlich war in der Kaserne nur eine Panzerabwehr-Einheit stationiert, also wohl keine Panzereinheit.[13] Panzer wurden zumindest jedoch später, in der Zeit des Kalten Krieges, in der nahgelegenen Alten Werft (vgl. Flensburger Fahrzeugbau) repariert. Gleichzeitig befanden sich in der etwas weiter nördlich gelegenen Grenzland-Kaserne auch Panzereinheiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die benachbarte Grenzlandkaserne von der Britischen Armee übernommen und nach deren Abzug 1948 für die nächsten fünf Jahre von den Norwegern bezogen.[14] Möglicherweise wurde die Panzerkaserne in dieser Zeit ebenfalls von Briten und Norwegern genutzt.[15]

Mitte der 1950er Jahre wurde die Bundeswehr gegründet. In dieser Zeit wurde die Panzerkaserne wieder vom Militär übernommen.[16] In der Kaserne richtete die Bundeswehr eine Standortverwaltung (StOV) ein, die dementsprechend für logistische Aufgaben zuständig war.[17] Die Standortverwaltung war die erste Bundeswehreinrichtung die in Flensburg eingerichtet wurde. In der Folgezeit wurden auch andere militärische Einrichtungen und Kasernen in Flensburg reaktiviert, beispielsweise die Marineschule Mürwik. Die Standortverwaltung beschäftigte in den 60er- und 70er-Jahren 1700 Arbeitnehmer und 400 Beamte. Sie war damals der größte Arbeitgeber der Region.[17] 2007 wurden bundesweit alle Standortverwaltungen in Bundeswehr-Dienstleistungszentren (BwDLZ) umgewandelt, so auch die in der Flensburger Panzerkaserne.

2011 gab es Überlegungen, das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in Husum oder in Flensburg zu schließen. Anfang November 2011 verfügte das Bundesministerium der Verteidigung in Bonn die Schließung der Kaserne in der Meiereistraße.[18][16] Gleichzeitig wurde die Auflösung des Fernmeldebereichs 91 in Mürwik beschlossen. 350 Dienstposten sollten mit beiden Maßnahmen am Bundeswehrstandort Flensburg eingespart werden.[19] Spätestens bis zum ersten Quartal 2017 sollte die Panzerkaserne geschlossen werden.[20][17] Am 1. Januar 2014 wurde das Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Flensburg außer Dienst gestellt. In der nachfolgenden Zeit der Abwicklung hieß die Einrichtung Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Husum, denn der noch weiterhin laufende Betrieb wurde von dort gesteuert. Matthias Leckel, der Präsident des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, betonte beim Festakt zur Außerdienststellung, dass die Bundesverwaltung in Flensburg bleiben werde. Einige Mitarbeiter des Bundeswehr-Dienstleistungszentrum erhielten bis zum kommenden Rentenalter reduzierte Bezüge, bei einem ruhenden Beschäftigungsverhältnis. Zehn Mitarbeiter erhielten einen neuen Arbeitsplatz beim Hauptzollamt. Auch die restlichen nicht mehr benötigten Mitarbeiter wurden in öffentlichen Dienststellen untergebracht. Dennoch verblieben knapp 300 Beschäftigte und 58 Beamte in Flensburg, Glücksburg, Hürup, Jagel und Kropp, die weiter sich um die Betreuung und Unterstützung der 2900 Soldaten und 1200 Zivilbeschäftigten der zwölf lokalen Liegenschaften der Bundeswehr kümmern sollten.[17] Schon im Dezember 2015 stand die Panzerkaserne leer.[21]

Konversion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem beschlossenen Ende des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Flensburg geriet die Panzerkaserne in die Konversion. Ende des Jahres 2015 wurde im Zuge der Flüchtlingskrise durch die Landesregierung Schleswig-Holsteins, die Einrichtung einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Panzerkaserne geprüft.[22][21] Die Erstaufnahmeeinrichtung wurde nicht realisiert. Die Stadt Flensburg nutzte ihr Vorkaufsrecht und erwarb das Kasernengelände von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zum Ende des Jahres 2015.[22][21][23]

Im Jahr 2015 begannen Planungen der Stadt Flensburg[24] für das „Wohnquartier Schwarzenbachtal“.[25] Zunächst wurde ein Architektenwettbewerb veranstaltet.[26] Zu überplanen war das 6,8 Hektar große Areal der Panzerkaserne sowie des durch die Stadt ebenfalls erworbenen angrenzenden Gewerbeflächenareals, zwischen Panzerkaserne und Junkerhohlweg-Kaserne.[25] Im Juli 2016 hat sich das Rathaus für einen Architekten-Entwurf entschieden.[27] Als Investoren des Projektes sollen die Gewoba Nord eG aus Schleswig, Bauplan Nord GmbH & Co. KG aus Flensburg, die Glockenweiß GmbH aus Berlin und Hanseatische Real Estate Finanz Holding AG aus Reinbek fungieren.[28] Die Pläne sehen den Erhalt des Hauptgebäudes der Panzerkaserne vor. Das Wohnquartier soll östlich des Hauptgebäudes entstehen und nach Verwirklichung aus mehrstöckigen, modernen Flachdachhäusern bestehen, die sich bis zur Junkerhohlweg-Kaserne ausbreiten. Im neuen Stadtquartier sollen durch diese Maßnahme über 400 Wohnungen geschaffen werden.[27] Westlich neben dem Hauptgebäude soll ein Kindergarten entstehen.[27][29] Das westlich gelegene Werkstattgebäude läge danach beim Kindergarten und soll zumindest teilweise erhalten bleiben. Bei dem zu erhaltenden Teil handelt sich wohl um die älteste Bauschicht des Werkstattgebäudes, die in Zukunft als „Bewegungshalle“ dienen sollen.[30][29] Auch der Wachpavillon soll integriert werden, ein Kiosk ist dort angedacht.[27][29] Auf dem einstigen Appellplatz auf der Ostseite des Hauptgebäudes sind Bewohnergärten angedacht.[2][29] Das Projekt soll bis 2021 realisiert werden.[28]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seltener auch „Panzer-Kaserne“ geschrieben.
  2. a b c d e f Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 346 f.
  3. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)
  4. Aktuelle, offizielle Karte mit den Stadtteilen und ihre Straßen, abgerufen am: 1. Februar 2017
  5. WIF. Kerbtäler (Memento des Originals vom 22. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wir-in-flensburg.de, abgerufen am: 27. Januar 2017
  6. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 444
  7. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Meiereistraße
  8. In dem Meiereigebäude Meiereistraße 7 wurde später die Moschee Fatih Camii (dt. Eroberer-Moschee) eingerichtet. Vgl. Flensburger Tageblatt: Harrislee – Flensburg: Von der Milchwirtschaft zur Moschee, vom: 20. September 2011; abgerufen am: 2. Februar 2017
  9. Vgl. Flensburg-Neustadt. Rahmenplanfortschreibung 2014. Erläuterungsbericht (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ihrsan.de, Seite 16 sowie: Flensburger Tageblatt: Schwarzental in Flensburg: Startschuss für ein neues Viertel, vom: 11. November 2015; jeweils abgerufen am: 2. Februar 2017
  10. Flensburger Tageblatt: 1284 bis 2009: Die Stadtchronik, vom: 1. Januar 2009 und Flensburg-Online. Stadtgeschichte – Flensburg quer durch die Jahrhunderte. Das Jahr 1936; jeweils abgerufen am: 1. Februar 2017
  11. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 409
  12. Flensburger Norden. Rückblick und Ausblick (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/neu.flensburgernorden.de, abgerufen am: 1. Februar 2017
  13. Vgl. Geschichtsspuren, Panzerkaserne Flensburg in Verbindung mit Flensburger Tageblatt: Der Hobby-Militärhistoriker, vom: 20. September 2011; jeweils abgerufen am: 9. März 2017
  14. Flensburg. Hereford Barracks. Quantock Barracks, abgerufen am: 10. Juli 2017
  15. Vgl. Liste der geschlossenen britischen Militärstandorte in Deutschland#Schleswig-Holstein
  16. a b Flensburg-Neustadt. Rahmenplanfortschreibung 2014. Erläuterungsbericht (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ihrsan.de, Seite 16 beziehungsweise: Integriertes Entwicklungsund. Handlungskonzept. Flensburg‐Neustadt (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ihrsan.de, Seite 27; jeweils abgerufen am: 1. Februar 2017
  17. a b c d Flensburger Tageblatt: Stiller Abschied der Dienstleister, vom: 10. Januar 2014; abgerufen am: 1. Februar 2017
  18. Bundeswehr-Schließungen: Wenn die Lager Trauer tragen, vom: 5. November 2011; abgerufen am: 1. Februar 2017
  19. Der große Truppenabzug: Bundeswehr: Kehraus an der Förde?, vom: 27. Oktober 2011; abgerufen am: 1. Februar 2017
  20. Bundeswehr. Schließungen in Schleswig-Holstein, vom: 17. April 2013; abgerufen am: 1. Februar 2017
  21. a b c Flensburger Tageblatt: Land prüft Flüchtlingsdorf in Sonwik, vom: 21. Dezember 2015; abgerufen am: 2. Februar 2017
  22. a b Flensburger Tageblatt: Verhandlungen mit Bundeswehr?: Flüchtlinge in Flensburg: Rätsel um Erstaufnahme-Einrichtung, vom: 13. November 2015; abgerufen am: 2. Januar 2017
  23. Änderung des Flächennutzungsplanes „Schwarzental“ Bebauungsplan „Schwarzental“ (Nr. 289), vom: 19. November 2015; abgerufen am: 2. Februar 2017
  24. Flensburger Tageblatt: Schwarzental in Flensburg: Startschuss für ein neues Viertel, vom: 11. November 2015; abgerufen am: 31. Januar 2017
  25. a b IHR Sanierungsträger, Wohnquartier Schwarzenbachtal (Memento des Originals vom 12. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ihrsan.de, abgerufen am: 31. Januar 2017
  26. Flensburger Tageblatt: Schwarzenbachtal in Flensburg: Ein neues Quartier für die Neustadt, vom: 11. Dezember 2015; abgerufen am: 2. Februar 2017
  27. a b c d Flensburger Tageblatt: Stadtplanung in Flensburg: Neues Wohnquartier in der Neustadt, vom: 22. Juli 2016; abgerufen am: 31. Januar 2017
  28. a b In drei Jahren vom Plan zum Viertel, vom: 10. August 2016; abgerufen am: 2. Februar 2017
  29. a b c d Entwurf Zastrow & Zastrow | kessler.krämer (PDF) (Memento des Originals vom 31. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ihrsan.de, Seite 1, abgerufen am: 2. Februar 2017
  30. Vgl. beim Artikel insbesondere die Fotos Nr. 1 und 2: Flensburger Tageblatt: Stadtplanung in Flensburg: Neues Wohnquartier in der Neustadt, vom: 22. Juli 2016; abgerufen am: 31. Januar 2017